Mai 20, 2024

Kolumne 18.09.2023 Nr. 787

    
     BuchKolumne 18.09.2023 Nr. 787

Michael Tsokos – Mit kalter Präzision
Ronja von Rönne – TROTZ
Dan Jones
– Mächte und Throne
Chris Miller
– Der Chip-Krieg
Christoph Rainer
– My Culinary Ikigai

  Michael Tsokos – Mit kalter Präzision

Die Ehefrau des renommierten Schönheitschirurgen Roderich Kracht wurde in ihrer Villa in einem exklusiven Berliner Wohnort stranguliert. Da Roderich Kracht ein einflussreicher Mann ist, zieht der Fall schnell Kreise in die Höhen von Politik und Justiz. Unter Hochdruck arbeiten die Ermittler und Rechtsmediziner am Tatort. Roderich Kracht scheidet aber sofort als Täter aus, er hat für die Todeszeit seiner Frau ein wasserdichtes Alibi. Aber es tauchen Unstimmigkeiten auf, denn das Stadium der Totenstarre des Opfers sorgt für große Irritationen und lässt alle Experten am festgelegten Todeszeitpunkt zweifeln. Als in einem weiteren Fall, der möglicherweise mit dem Mord in Zusammenhang steht, ebenfalls Unstimmigkeiten auftreten, erkennt Sabine Yao, dass sie von nun an mit größter Vorsicht vorgehen muss. Offensichtlich ist ein Serienkiller mit rechtsmedizinischer Expertise am Werk, der Yao immer einen Schritt voraus ist.

Michael Tsokosʼ Thriller-Reihen um die Rechtsmediziner Paul Herzfeld und Fred Abel beruhen auf True-Crime-Thriller, und waren allesamt Bestseller. „Mit kalter Präzision“, der erste Fall für die Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao, beruht auch auf einem echten Fall. Für Tsokos’ Fans ist Sabine Yao keine Unbekannte, man konnte sie bereits an der Seite von Dr. Fred Abel erleben. „Mit kalter „Präzision“ beginnt langsam, die Einführung der Figuren ist hier vorrangig. Doch sobald Sabine Yao am Tatort auftaucht, geht es Schlag auf Schlag. Detailliert schildert Michael Tsokos schaurig-gruselig, wie es mit unserem Körper nach dem letzten Puls dahingeht. Dafür lieben ihn seine LeserInnen. Wenn True Crime, dann Tsokos’ True Crime!

Knaur, 395 Seiten; 22,00 Euro

Ronja von Rönne – TROTZ

Trotz ist in seiner reinen Essenz: der Moment des Aufbäumens. Er kann ganze Gesellschaften in den Fortschritt katapultieren. Er kann aber auch: bremsen. Das gilt nicht nur für uns als Gemeinschaft, sondern auch für jeden Einzelnen. Wer ist nicht schon einmal trotzig über sich hinausgewachsen? Und wer wurde nicht auch einmal vom Trotz daran gehindert, etwas zu erreichen? Ronja von Rönne kennt den Trotz, etwas besser sogar, als ihr lieb ist. In diesem persönlichen Essay zeigt sie, wann der Trotz sie am Leben gehalten hat. Und wann er kurz davor war, sie zu zerstören. Rönne durchleuchtet aber nicht nur ihren eigenen Trotz, sondern auch den der anderen, denn am Ende steht die Frage: Sollen wir nun trotzig sein oder nicht?

Ich war jung, ich war schön, ich wollte mit wenigen Worten viel Geld verdienen, mein Name ist Ronja von Rönne. So lässt sich das neue Buch von der – wie sollte es anders sein – Bestsellerautorin zusammenfassen. Nach ihrem gefeierten Roman „Ende in Sicht“ folgen nun in „TROTZ“ also ihre persönlichen Essays. Wie sollte es auch anders sein, denn einen Roman zu schreiben bedarf zuweilen harter Arbeit, und die wollte sich Ronja von Rönne nicht antun. Nun also dieses Büchlein, das keine 100 Seiten füllt. Ihre Einlassungen haben natürlich durchaus einiges Positive zu bieten, intelligente Gedanken, Wortwitz, Dinge zum Nachdenken, aber das reicht alles nicht für ein Buch. Ein Artikel in einer Zeitung, im Internet, oder zu hören in einem Podcast, gerne, aber keinesfalls ausreichend für ein Buch, dass dann 15 Euro kostet. Der „TROTZ“-Inhalt ist: „Am Anfang war der Trotz“, „Der stumme und der laute Trotz“, „Die dunkle Seite des Trotzes“, „Die helle Seite des Trotzes“ und „Die Zähmung des Trotzes“.

dtv, 103 Seiten; 15,00 Euro

   Dan Jones – Mächte und Throne

Das Mittelalter ist von Augustin und Attila über den Propheten Mohammed, Dschingis Khan und Eleonore von Aquitanien bis hin zu Kolumbus und Luther mit großen Namen verbunden, aber es wurde mindestens ebenso stark von anonymen Kräften geformt, die uns bis heute beschäftigen: Veränderungen des Klimas, Seuchen, Vertreibungen und Migrationen, technologischen Revolutionen und Entdeckungen. Es war die Zeit, in der die großen Nationen entstanden, Grundsätze des Rechts und der Regierung kodifiziert wurden, die Kirchen als politische und moralische Machtfaktoren auftrumpften und Kunst, Architektur, Philosophie und Wissenschaften neu erfunden wurden.

Dan Jones, Historiker und Journalist, hat mit seinen Büchern „Die Templer – Aufstieg und Untergang der von Gottes heiligen Kriegern“ und „Kampf der Könige – Das Haus Plantagenet und das blutige Spiel um Englands Thron“ ganz großartige Geschichte neu geschrieben. In seinem neuen Buch „Mächte und Throne“ beschäftigt er sich mit dem Mittelalter, aber seine Geschichte geht weit darüber hinaus. Sie beginnt mit dem Imperium und endet mit der Revolution. Was er auf knapp 800 Seiten packt, ist atemberaubend! Die Hauptkapitel sind: „Römer“, „Barbaren“, „Byzantiner“, „Araber“, „Franken“, „Mönche“, „Ritter“, Kreuzfahrer“, „Mongolen“, „Kaufleute“, „Gelehrte“, „Baumeister“, „Überlebende“, „Erneuerer“, „Seefahrer“ und „Protestanten“. Dan Jones ist der Vin Diesel des populären Sachbuchs! Sein Stil ist schnell und furios. Seine Beschreibungen und Aufarbeitungen der Historie sind ganz großes Kino.

C. H. Beck, 793 Seiten; 38,00 Euro

  Chris Miller – Der Chip-Krieg

Ohne Mikrochips funktioniert heute nichts mehr: kein Auto, kein Stromnetz, keine Börse, kein Internet – keine Armee. Die militärische, wirtschaftliche und geopolitische Macht der Staaten ruht heutzutage auf einem Fundament aus Computerchips. Nur wenige Firmen können bei der rasanten technologischen Entwicklung und den damit verbundenen immensen Kosten noch mithalten: Samsung in Japan, Intel in den USA, aber vor allem TSMC in Taiwan. Doch China versucht alles, um noch aufzuholen. Der Kampf um die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts ist in vollem Gange.

Ein Buch, dass eine große Sprengkraft hat! „Der Chip-Krieg“ ist eine Art 3. Weltkrieg im geheimen, denn ohne Mikrochips ist unsere moderne Welt nicht mehr denkbar. Und so tobt er, dieser verborgene 3. Weltkrieg, um die Macht der Mikrochips, was gleichzeitig die Macht über die Welt bedeutet. Chris Miller hat einen Bestseller geschrieben, der reihenweise geehrt wurde. Er legt in seinem Buch die Hintergründe dar, im Wettlauf um die immer kleineren, immer leistungsstärkeren Chips: von den Anfängen der „digitalen Revolution“ im später so getauften „Silicon Valley“ über das Kräftemessen mit der Sowjetunion, die mit der Auslagerung der Produktion nach Südostasien einsetzende Globalisierung, bis hin zur technologischen Aufrüstung Chinas und der Chip-Krise während des Corona-Lockdowns. Und man kann es nur bestätigten: Die Mikrochips sind wohl die wichtigste Ressource unserer Zeit. Wer den Zugang zu ihr kontrolliert, kontrolliert die Welt.

Rowohlt, 509 Seiten; 30,00 Euro

  Christoph Rainer – My Culinary Ikigai

Eine Einladung in die Sterneküche von Schloss Elmau. Von köstlichen Jausenbrettl bis zu abschließenden Petits-Fours: Wer einmal im Gourmetrestaurant Luce D’Oro in den Genuss der Kochkunst von Sternekoch Christoph Rainer gekommen ist, wird dieses kulinarische Erlebnis so schnell nicht vergessen. In diesem Kochbuch laden vier jahreszeitliche Menüs zum Schwelgen ein. Dazu bekommt man einen exklusiven Einblick in die Arbeit und den Lebensalltag auf Schloss Elmau: Vom Teamessen über die Ikigai-Philosophie bis hin zu Christoph Rainers inspirierenden Reisen nach Japan.

Möchten Sie ein edles Kochbuch ihr Eigen nennen? Oder möchten Sie ein edles Kochbuch verschenken? Dann können Sie mit diesem Prachtband nichts falsch machen! „My Culinary Ikigai“ ist ein kleines bzw. großes Kunstwerk von einem Buch. Kochen und genießen nach der Ikigai-Methode. All das Schätzen, wofür es sich zu leben lohnt – so will es die Ikigai-Philosophie. Für Sternekoch Christoph Rainer darf eine besondere Kulinarik dabei nicht fehlen. Mit viel Liebe zur japanischen Hochküche kreiert er Gerichte, die sich mit diesem Kochbuch nun auch zu Hause nachkochen lassen. Ein Highlight: Großartige Fotografien lassen hinter die Kulissen des Luce D’Oro blicken, eines der renommiertesten Restaurants des Landes.

Matthaes, 242 Seiten; 69,90 Euro