BuchKolumne 13.02.2023 Nr. 756
Ruth Ware – Das College
Stephen Baxter – Galaxis
Sabine Thiesler – Verschwunden
Alexander Bätz – Nero
Hamed Abdel-Samad – Islam – Eine kritische Geschichte
Ruth Ware – Das College
Vor zehn Jahren hat Hannah die Leiche ihrer Freundin April gefunden. Es war das Ende ihrer sorglosen Zeit als Studentin in Oxford und das Ende ihres unbeschwerten Lebens. Damals schien klar, wer April ermordete. Der Mörder wurde verurteilt, Hannah war die Hauptbelastungszeugin. Ihr Leben wurde lange von April Tod und alles, was danach folgte dominiert. Viele Jahre später stirbt der Mörder im Gefängnis. Dann erhält Hannah eine Nachricht von einem Journalisten, der über den Fall recherchiert, und bekommt furchtbare Zweifel: Hat ihre Aussage einen Unschuldigen hinter Gitter gebracht? Sie muss die Wahrheit herausfinden. Auch wenn dabei ihr eigenes Leben in Gefahr gerät.
Ruth Ware gehört weltweit zu den führenden Thriller-Autorinnen! Ihre Bücher werden in über 40 Sprachen übersetzt und landen reihenweise auf den Bestsellerlisten. Auch bei uns ist die Engländerin eine Bestseller-Garantin. Mit Büchern wie „Woman in Cabin 10“, „Hinter diesen Türen“ und zuletzt „Das Chalet“. Nun legt sie mit „Das College“ nach. Und wieder ein Bestseller. Ruth Ware versteht es, die LeserInnen zu fesseln! Mit ihrer geschickten Erzählweise mit „Davor“ und „Danach“ bekommt man als LeserIn Einblicke auf die Story und die Figuren, die einerseits über die Hauptfiguren hinausgehen und anderseits auch viel im Verborgenen lassen. Man will unbedingt die zahlreichen Geheimnisse lüften, die einen Ruth Ware Stück für Stück vorsetzt. Ruth Ware versteht ihren Job. „Das College“ ist ein Spannungsroman allererster Güte!
dtv, 461 Seiten; 16,95 Euro
Stephen Baxter – Galaxias
Ein paar Jahrzehnte in der Zukunft. Nach den unruhigen Jahren der Klimakatastrophen blickt die Menschheit nun wieder nach vorne – und nach oben: Über Europa ist eine totale Sonnenfinsternis zu sehen. Doch schon wenige Sekunden nach der Verdunkelung schlagen die Astronomen Alarm: Unsere Sonne ist verschwunden! Ohne ihr Licht und ihre Wärme ist die Menschheit dem Untergang geweiht. Für Tash und ein internationales Wissenschaftlerteam beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Der Engländer Stephen Baxter gehört zu den Ikonen der Science-Fiction-Literatur! Mit so Werke wie „Zeitschleife“, „Proxima“, „Ultima“ und noch viele mehr hat er sich eine große Fangemeinde aufgebaut. Auch sein neuer Roman hörte sich wieder prächtig an. Die Sonne ist weg. Was bedeutet das für die Erde? Superspannendes Thema, aus dem Stephen Baxter aber so gar nichts macht. Er beginnt spannend, lässt dann aber immer mehr nach, verheddert sich vollkommen in einem anderen Thema, weg vom ursprünglichen, und erzählt so viel Unwichtiges nebenbei, das man dauerhaftes Gähnen nicht vermeiden kann. Stephen Baxter kommt aus der wissenschaftlichen Ecke, aber in diesem Roman übertreibt er es und quält die LeserInnen mehr, als dass er sie spannend unterhält. Vielleich war das sein Anliegen, dann ist ihm das gelungen.
Heyne, 651 Seiten; 16,00 Euro
Sabine Thiesler – Verschwunden
Für Alex bricht die Welt zusammen, als seine Frau Lisa bei einem tragischen Zugunfall ums Leben kommt. Sie war nicht nur seine große Liebe, sondern auch die Mutter ihres gemeinsamen sechsjährigen Sohnes Connor. Dass etwas von Lisa noch immer da ist, spürt Alex plötzlich ganz deutlich, als sich die herzkranke Molly mit einem sehr emotionalen Brief an ihn wendet: Lisa war Organ-Spenderin, und ihr Herz hat Molly ein neues Leben geschenkt. Nach und nach melden sich drei weitere Organ-Empfänger bei Alex. Von Beginn an besteht eine starke Verbindung zwischen den so unterschiedlichen Menschen. Als der kleine Connor von zu Hause fortläuft, um seine Mutter zu suchen, und dabei in Lebensgefahr gerät, werden die neuen Freundschaften auf eine harte Probe gestellt.
Wie Ruth Ware ist auch Sabine Thiesler eine Institution im Genre des Spannungsromans! Ich verfolge ihre Autorenkarriere schon seit ihrem Debüt „Der Kindersammler“. Sie hat mit ihren vorwiegend in Italien spielenden Büchern ein Alleinstellungsmerkmal unter den Top-Autorinnen. Ihr gemächlicher Commissario Donato Neri ist den LeserInnen in über weit einem Jahrzehnt ans Herz gewachsen. Nun lässt Sabine Thiesler ihren neuen Bestseller folgen. „Verschwunden“ beginnt spannend und legt für die LeserInnen mehrere Spuren, bis nach und nach klarer wird, wo die Reise in diesem Buch hinführt. Sabine Thiesler greift dabei die Themen wie Einsamkeit, Überdruss, das Vergessen, die Lust auf Leidenschaft, Geldgier, Narzissmus und auch sehr blutige, menschliche Eigenschaften auf. Sabine Thiesler verspricht 100 % Nervenkitzel! In „Verschwunden“ werden Sie verschwinden, abtauchen in eine alptraumhafte Lesewelt.
Heyne, 479 Seiten; 22,00 Euro
Der römische Kaiser Nero fasziniert die Nachwelt seit eh und je: Er ist der Muttermörder und Brandstifter, der Tyrann und der exzentrische Anti-Kaiser, der sich zum Künstler stilisiert. Dieses Buch entdeckt Nero neu, indem es sich dessen Leben und politischer Karriere über die Alltagsrituale des römischen Kaiserreichs nähert, die sozialen und politischen Institutionen beschreibt und auch Nebenfiguren des römischen Alltags in ihren Berührungspunkten mit Nero hervortreten lässt: Senatoren, die abhängig waren von ihrer Nähe zum Kaiser, einfache Bürger, die als Handwerker und Kaufleute ihr tägliches Auskommen im Moloch Rom suchten, jungfräuliche Priesterinnen, Intellektuelle, Soldaten und ehemalige Sklaven, die als Ammen oder Vorkoster dem Kaiser so nah kamen wie kaum jemand sonst.
An Nero wurde sich geschichtlich schon viel abgearbeitet. Trotz seines, wollen wir es mal freundlich ausdrücken, sehr eigenwilligen Charakters, liest und sieht man begeistert, was es zu Nero gibt. Genrationen wurden geprägt durch den genialen Film „Quo Vadis“, mit dem einzigartigen Peter Ustinov in der Rolle des Nero. Nun nimmt sich ein neues Buch Nero an. Alexander Bätz lässt Nero neu auferstehen! Er macht das bildewaltig und mit viel Liebe zum Detail, so dass sich sein Buch oft wie ein spannender historischer Roman von Robert Harris liest. Die Hauptkapitel sind: „Neros Welt (Rom und das Imperium Romanum im 1. Jahrhundert n. Chr.)“, „Geburt und Kindheit (Aufwachsen im Schatten der Dynastie 37 – 50 n. Chr.)“, „Ins Rampenlicht gestellt (43 Monate als Thronfolger 51 – 54 n. Chr.)“, „Ein vielversprechender Anfang (Mäßigung und erste Zügellosigkeiten 54 – 57 n. Chr.)“, „Sehr eigene Interessen (Wagenrennen und Vortragskunst 57 – 59 n. Chr.)“, „Entfesselt (Die Missachtung des Herkommens 59 – 62 n. Chr.)“, „Selbstisolation (Bruch mit dem Senat 62 – 64 n. Chr.)“, „Der Brand Roms (Ursachen, städtebauliche Folgen und die Frage der Christen 64 – 65 n. Chr.)“, „Allgemeine Radikalisierung (Verschwörung und Repression 65 – 66 n. Chr.)“ und „Triumph und Untergang (Von Griechenland ins Grab 66 – 68 n. Chr.)“.
Rowohlt, 576 Seiten; 34,00 Euro
Hamed Abdel-Samad – Islam – Eine kritische Geschichte
Hamed Abdel-Samad analysiert die Geschichte des Islam, um zu zeigen, was Europa erwartet. Ob das mittelalterliche oder das aufgeklärte Europa, der Islam positionierte sich immer als Antithese. Er baute sein Reich auf den Trümmern des römischen Imperiums und sah sich als der legitime Anführer der Welt. Der Machtverlust, der mit dem Ende des Osmanischen Reiches einherging, hat daran nichts geändert. Heute kommen Muslime nach Europa nicht mehr als Eroberer, sondern als meist friedliche Migranten, doch der Islamismus wandert mit ein und will sein Projekt in Europa vollenden.
Hamed Abdel-Samad ist bekannt dafür, dass er den Finger in die Wunde legt! Er betrachtet den Islam und den Koran, und das, was er Negatives in die Welt bringt, sehr kritisch. Seine Bücher sind durchweg vieldiskutierte Bestseller. Darunter „Mohamed – Eine Abrechnung“ und „Der Koran – Botschaft der Liebe. Botschaft des Hasses“. Nun lässt er „Islam – Eine kritische Geschichte“ folgen. Abdel-Samad warnt eindringlich: „Wir müssen über den Islam wieder reden, denn von seiner Zukunft hängt auch die Zukunft Europas ab.“ Ein Buch, das erklärt, betrachtet und klar ausspricht, was der Stand der Dinge ist. Der Islam und seine Geschichte punktuell und klar dargestellt. Einige Hauptkapitel sind: „Von Mekka nach Medina: Die Geburt der Scharia aus dem Geist des Krieges“, „Von Delhi nach Marrakesch: Die Ausbreitung des Islam“, „Von Harran nach Damaskus: Das Ende der Blütezeit des Islam und der Aufstieg der Orthodoxie“ und „Von Ismailia nach München: Die Geburt des Islamismus aus dem Bauch der Niederlage“.
dtv, 317 Seiten; 24,00 Euro