Kolumne 08.09.2014
Guillaume Musso
Vielleicht morgen
Boston: Harvard-Professor Matthew Shapiro hat Erfolg im Beruf, er müsste eigentlich glücklich sein. Er ist es aber nicht. Jedenfalls nicht mehr, seit der Tod seiner Frau ihn und ihre gemeinsame Tochter einsam zurückließ. New York: Auch die junge Sommelière Emma Lovenstein hat sich mit ihrer Anstellung in einem Sterne-Restaurant beruflich ihren Traum erfüllt. Doch der Erfolg hilft ihr nicht über die Trennung von ihrem Liebhaber François hinweg. Er hat sie am Ende nur betrogen. Seitdem ist das Lächeln aus Emmas Leben verschwunden. Bis zu dem Tag, als Matthew auf einem Flohmarkt etwas kauft, das ihr Leben für immer verändern wird: Einen gebrauchten Laptop mit der Signatur „Emma L.“ …
Guillaume Musso ist ein Zauberer der Worte. Ein Zauberer der Gefühle. Und er zaubert dem Leser ein Gefühl des Glücks ins Gesicht. Bei seinem neuen Roman „Vielleicht morgen“ setzt er das wieder prächtig um, und bringt auch noch Thriller- und Science-Fiction-Elemente ein. „Vielleicht morgen“ – eine spannende und temporeiche Liebesgeschichte der anderen Art. Die Idee, die Guillaume Musso entworfen hat, bietet unglaublich viele Möglichkeiten. Er nutzt viele davon. Und er zeigt, wie unterschiedlich die Liebe sein kann. Nicht immer ist sie so, wie es scheint. Der Franzose Guillaume Musso hat auch wieder Figuren entworfen, mit denen man sich schnell identifizieren kann. Als Leser leidet, liebt und ärgert man sich mit ihnen.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Osterwold Audio. Der bekannte Schauspieler Heikko Deutschmann macht aus dem Musso Roman wieder ein magisches Fest für die Ohren.19,99 Euro.
Pendo, 471 Seiten; 14,99 Euro
Terry Hayes
Faceless
Ein Hotel in New York: In einer Badewanne voll Säure liegt die entsetzlich entstellte Leiche einer Frau. Es gibt keine Fingerabdrücke, keine DNA-Spuren, keine Hinweise auf den Täter. Die Polizei tappt im Dunkeln. Ein Undercover-Agent des US-Geheimdienstes soll helfen, Codename Pilgrim. Er findet eine Spur, diese führt an die türkische Küste zur undurchsichtigen Polizistin Leyla. Dann stößt Pilgrim auf eine terroristische Verschwörung, in Amerika soll ein verheerender Anschlag begangen werden. Um die Anschlagspläne zu vereiteln, muss der Agent einen gefährlichen Kampf gegen die Zeit gewinnen.
Ein packender Thriller! Wenn da nur nicht die zahlreichen Längen wären, würde „Faceless“ auch durchgängig packen. Denn das ist das Problem des Thrillers. Durch ausschweifende Beschreibungen schaltet Terry Hayes immer wieder ganz stark vom fünften in den ersten Gang herunter. Und da ist man dann immer kurz vorm Einschlafen. 300 Seiten weniger, der Thriller hätte eine 1 bekommen. Trotzdem überzeugt der Spionagethriller „Faceless“ mit einer guten Geschichte und durchaus der ein oder anderen überraschenden Wendung. Man geht also mit gemischten Gefühlen raus, aus dieser rasanten und auch schleppend vorankommenden Thrillerfahrt.
Page & Turner, 796 Seiten; 14,99 Euro
Silvia Avallone
Marina Bellezza
Die bildhübsche Marina Bellezza will eine berühmte Sängerin werden, im Fernsehen und den Medien präsent sein. Ihre Jugendliebe Andrea kann das nicht verstehen. Er möchte nur die Alm seines Großvaters bewirtschaften. Sie können nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Was sie verbindet, ist der übermächtige Wunsch, der Gegenwart zu entkommen. Und damit auch dem langweiligen Provinzstädtchen Biella, in dem beide groß wurden. Doch ihre Wege nehmen andere Abzweigungen, als die beiden eingeplant haben …
Ein Liebesroman wie ein Gedicht! Mit einer furiosen, erfrischenden, bildreichen und modernen Sprache erzählt. Dem Leser ergeht es wie Andrea, auch ihm geht Marina schon bald nicht mehr aus dem Kopf. So schön, so elegant, so kurzsichtig, so eingleisig denkend. Marina ist kein Abziehbild, sondern eine Frau, die die verschiedensten Gefühle weckt. Man leidet mit Andrea und seinem Weg, weg von Marina, hin zu Marina. Wo wird die Reise enden? In „Marina Bellezza“ holen die großen Gefühle die kleinen ein und umgekehrt. Das Leben, die Liebe, Italien, „Marina Bellezza“ zeigt das alles. Die Italienerin Silvia Avallone hat nach ihrem eindrucksvollen Debüt „Ein Sommer aus Stahl“ genauso eindrucksvoll nachgelegt.
Klett-Cotta, 566 Seiten; 24,95 Euro
Jonathan Tropper
Der Sound meines Lebens
Der einstige Rockstar Drew Silver spielt nur noch auf Hochzeiten und Geburtstagen, und wohnt in einem heruntergekommen Motel. Nach einem Zusammenbruch will er die lebensrettende OP nicht machen. Da hat er die Rechnung allerdings ohne seine Familie gemacht, die ihn nicht einfach abtreten lassen will..
Jonathan Tropper versteht es wie kaum ein zweiter männlicher Autor, in dem Genre der Dramödie alle Register zu ziehen. Seine Bücher sind immer halsbrecherische Gefühlswelten, die man durchlebt. Soll man lachen oder weinen? Bei Tropper geht das ineinander über. So auch in „Der Sound meines Lebens“.
Droemer, 377 Seiten; 19,99 Euro
Nina Ohlandt
Küstenmorde
Amrum. Ein alter Mann stirbt, kopfüber aufgehängt am Inselleuchtturm. Auch seine Frau wird brutal ermordet. Hauptkommissar John Benthien von der Flensburger Kripo ermittelt. Wer steckt hinter dem grausamen Doppelmord? War es ein Racheakt?
Eine neue deutsche Krimistimme – und was für eine! Nina Ohlandt packt über 500 Seiten voll mit Spannung, Stimmung, Stil und starken Charakteren. Mit Hauptkommissar John Benthien hat die Autorin eine Figur erschaffen, von der man gerne noch mehr erfahren will. „Küstenmorde“ – Krimifreuden!
Bastei Lübbe, 509 Seiten; 8,99 Euro
Hörbuch der Woche
Alfred Döblin
November 1918
Es sind die ersten Novembertage des Jahres 1918, der Kaiser ist nach Holland geflüchtet, der Krieg für Deutschland verloren. In einem elsässischen Städtchen warten Soldaten und Zivilisten auf Neuigkeiten. Sie hören die Kunde einer Revolution, ausgehend von Matrosen in Kiel und von dort weitergetragen in das ganze deutsche Reich. Die Geschichte erzählt u. a. vom verwundeten Oberleutnant Becker auf der Suche nach neuen Werten, und hören, wie die tief gespaltene Bevölkerung sich auf die Besatzung durch französische Truppen vorbereitet.
Alfred Döblin wird 1929 mit dem Roman „Berlin Alexanderplatz“ berühmt. 1939 erscheint der erste Band des Revolutionsromans November 1918. Das Hörspiel enthält „Bürger und Soldaten“, „Verratenes Volk“ und „Heimkehr der Fronttruppen“. Es zeigt, wie der Krieg mit einer dramatischen Niederlage zu Ende geht, die keine sein soll, und wie das Volk eine Revolution vorantreibt. Authentisch und spannend erzählt und gesprochen. Produziert wurde das Hörspiel von NDR Kultur und SWR2. Und wie! So spannend die Geschichte, so spannend wurde auch das Hörspiel inszeniert. Mit über 50 bekannten Stimmen, darunter Laura Maire, Sebastian Rudolph, Jakob Diehl, Hanns Zischler, Burgart Klaußner, Jens Wawrczeck, Dietmar Bär und Jan Hofer.
Der Hörverlag, 4 CDs, 262 Minuten; 24,99 Euro
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