







BuchKolumne 07.04.2025 Nr. 855
Martina Behm – Hier draußen
Sabine Thiesler – Leb wohl, Schwester
Jeneva Rose – Feeling Save
Joy Fielding – Die Besucherin
Martin Mosebach – Die Richtige
Hörbuch zur Ausgabe:
Elisa Hoven– Dunkle Momente
Martina Behm – Hier draußen

In Fehrdorf scheinen alle zu wissen, wo sie hingehören. Nur Ingo und Lara, die mit den Kindern von Hamburg aufs holsteinische Dorf gezogen sind, haben Schwierigkeiten. Vor allem Ingo strapaziert die Pendelei zu seinem Start-Up in die City. Als er eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt, bringt das die gesamte Dorfgemeinschaft aus dem Gleichgewicht. Denn wer so eine tötet, heißt es, hat nur noch ein Jahr zu leben. Und plötzlich fragen sich auch der Dorfjäger, die Vorzeige-Landfrau und die Überbleibsel einer Öko-WG, ob sie das Landleben wirklich glücklich macht.
Martina Behm landet mit ihrem Debüt gleich einen hervorragenden Gesellschafts- und Ehe-Roman! Applaus. Sie beschreibt das Landleben, das doch so schön sein soll, als ganz hartes Brot für alle. Für die einstigen Großstädter Ingo und Lara sollte es mit den Kindern eine ewiges Urlaubsparadies werden, und eine Erholung für ihre Ehe. Das Gegenteil ist der Fall. Für Uwe Hennemann mit seinen Schweinen und Sönke Uhlmann mit seinen Masthähnchen zählt vor allem auch der Kampf überleben zu können, mit dem was sie tun. Und das wird immer schwieriger. Es gibt noch reichlich weitere Figuren in dieser Geschichte, mit großen Träumen, die dann geplatzt sind. Mit Vorstellungen vom perfekten Leben auf dem Land, dass dann aber gar nicht so perfekt wurde. Das Alltägliche so spannend zu erzählen ist große Kunst! Martina Behm seziert die Gefühlswelten der Figuren in Perfektion. Ein Roman im Stil einer Juli Zeh! Unweigerlich fallen mir da die Romane „Unterleuten“, „Über Menschen“ und „Zwischen Welten“ ein. Mich hat jede Seite gefesselt.
dtv, 490 Seiten; 24,00 Euro
Sabine Thiesler – Leb wohl, Schwester

Ein kleines Zelt, idyllisch am Waldrand, mit herrlichem Blick über die Hügel der Toskana. Dort verbringt das junge deutsche Paar Anne und Michael wunderschöne Urlaubstage. Bis sie eines Nachts grausam ermordet werden. Commissario Neri ist entsetzt. Geht wieder ein Liebespaarmörder um, wie einst das Monster von Florenz? Tatsächlich schlägt der Täter schon kurz darauf wieder zu. Zum Glück hat Neri bei seinen Ermittlungen tatkräftige Unterstützung durch eine neue junge Kollegin, Romina Roselli. Eine Spur führt die beiden schließlich in ein einsames Frauenkloster.
Sabine Thieslers Italien-Thriller sind immer ein Hochgenuss an Spannung und Dramatik! Das trifft auch auf ihren neuen Thriller „Leb wohl, Schwester“ zu. Gleich zu Anfang geht es zur Sache. Der Liebespaarmörder schlägt zu. Und man weiß als LeserIn auch sofort, wer es ist. Doch das raubt nicht die Spannung an diesem Buch, ganz im Gegenteil. Man ist Neri und Roselli einen Schritt voraus, und auch wieder nicht, denn der Täter ist ein sehr ungewöhnlicher mit einem noch ungewöhnlicheren Motiv. Und auch das Verhältnis zwischen Neri und Roselli, die er zuvor so mochte, wird auf eine harte Probe gestellt. Ebenso wie Neris Ehe mit seiner geliebten Gabriella. Für Commissario Neri soll es der letzte und zugleich schwierigste Fall seiner Polizei-Karriere sein. Er verlangt ihm einiges ab. „Leb wohl, Schwester“ wird Sie bis in Ihre Träume verfolgen!
Heyne, 620 Seiten; 24,00 Euro
Jeneva Rose – Feeling Save
Auf der Suche nach Ruhe und Entspannung reist die junge New Yorkerin Grace nach Wyoming, wo sie sich auf einer abgelegenen Ranch über Airbnb ein Zimmer gebucht hat. Hier gibt es weder Handynetz noch WLAN oder andere Ablenkungen. Nur ihren Gastgeber Calvin, mit dem sich Grace für die nächsten Tage das Haus teilen wird. Eine Affäre hatte Grace eigentlich nicht im Sinn, doch die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Allerdings beschleicht Grace seit ihrer Ankunft ein unangenehmes Gefühl. Und das bessert sich keineswegs, als plötzlich der Sheriff vor der Tür steht, auf der Suche nach einer vermissten Frau – die zuletzt das Zimmer auf der Farm gebucht hatte.
Die Story hörte sich sehr vielversprechend an, dazu gab es u. a. noch Lob von der Bestseller-Autorin Colleen Hoover. Ein Thriller-Highlight würde auf mich warten, so dachte ich zumindest. Es kam aber anders. Die Geschichte wird abwechselnd von Grace und Clavin erzählt, was eigentlich Spannung aufbauen soll, nur passiert das nicht. Durch die Story Beschreibung weiß man, da liegt was in der Luft. Ja, und da liegt es dann. Hunderte Seiten lang. Durch die recht flotte Schreibweise kommt man zwar schnell voran, aber es passiert praktisch nichts, was die Titulierung Thriller auch nur im Ansatz rechtfertigen würde. Zum Ende hin kommt dann endlich Spannung auf, doch das ist viel zu spät. Und dann kommt noch ein Twist, der nicht zur Geschichte passt. Wenn Sie sich sicher fühlen wollen, einen spannenden Thriller zu lesen, dann dürfen Sie nicht „Feeling Safe“ lesen!
Knaur, 381 Seiten; 18,99 Euro
Joy Fielding – Die Besucherin

Als Linda Davidson ihre Freundin Carol in der Klinik besucht, ist die Station in heller Aufregung. Ein Patient ist am Morgen völlig unerwartet gestorben. War es wirklich ein natürlicher Tod? In großer Sorge um ihre Freundin, versucht Linda herauszufinden, was passiert ist. Dabei stößt sie auf die quirlige Jenny Cooper, eine ältere Patientin, die unumwunden zugibt, bereits einige Menschen umge-bracht zu haben. Sagt Jenny die Wahr-heit, oder versucht sie nur, sich interes-sant zu machen? Lindas Neugier ist ge-weckt, und sie beginnt, sich unauffällig umzuhören. Doch sie ahnt nicht, dass sie damit in einen tödlichen Strudel aus Ge-heimnissen und Lügen gerät …
Wenn eine Autorin es seit Jahrzehnten versteht, den perfekten Thriller zu schreiben, dann ist das Joy Fielding! Sie ist und bleibt eine Instanz des Genres, dem sie hoffentlich noch lange erhalten bleibt. Ihr neuer Thriller lässt einen un-mittelbar wieder an ihrem großen Kön-nen teilhaben. Joy Fielding kriegt jeden auf den ersten paar Seiten! So auch bei „Die Besucherin“. Sofort ist man ge-bannt, ob denn nun stimmt, was die de-mente Jenny da von sich gegeben hat. Bringt sie Menschen um? Hat sie Men-schen umgebracht? Und was ist Jennys Geschichte? Was hat sie alles zu erzäh-len? Joy Fielding sind in diesem Bezug die Dialoge zwischen Linda und Jenny sehr gut gelungen. Joy Fielding hat auch einen besonderen Platz für ihr neuen Thriller gewählt. Ein Pflegeheim als Schauplatz. Ein Thriller, der so viel mehr ist. Er führt einem die eigene Sterblich-keit vor Augen, das Älterwerden, das Verlieren von Lebensqualität der jünge-ren Jahre. Ein zweiter Erzählstrang bil-det die Ehe von Carols Tochter Kleo, die mit ihrem Mann Mick zu ihr ins Haus gezogen ist. Doch Mick stellt sich nicht als der liebende Ehemann heraus, den Kleo sich wünscht. Diese zweite Ge-schichte ist nicht minder spannend. Und das Ende … es ist so genial! „Die Besu-cherin“ ist ein ruhiger Thriller, der einen aber eine Gänsehaut nach der anderen verursacht! Ich liebe diesen Thriller. Joy Fielding – genial!
Goldmann, 446 Seiten; 22,00 Euro
Martin Mosebach – Die Richtige
Ein verblühtes Azaleenbäumchen, fast schon im Müll, und dann, ganz unerwartet, eine rosa Wolke, neues Grün – „so müsste man arbeiten, wie diese Pflanze!“ Sagt Louis Creutz, ein Maler, der über Grenzen hinweggeht, weil er keine sieht. Von den Menschen, die mit ihm in Berührung kommen, profitiert er, solange sie ihm nützlich sind, und dann lässt er sie fallen. Meist sind es Frauen, seine Modelle. Eine von ihnen ist inzwischen obdachlos, eine Streunerin mit goldgefärbten Locken, schwarzem Seidenumhang und einem unheimlichen Maskengesicht. Eine andere, noch junge, lebensfrohe, die barfuß in Sandalen der Kälte trotzt, schlägt jede Warnung in den Wind.
Der weise Martin Mosebach konnte zuletzt mit „Taube und Wildente“ (Rezension auf denglers-buchkritik.de in der Ausgabe Nr. 743 vom 14.11.2022) begeistern. Nun liegt sein neues Werk „Die Richtige“ vor. Maler, Modele, Abgründe – eine Geschichte von großer Dramatik und zugleich unheimlicher und gemeiner Schönheit. Wer die Romane von Martin Mosebach liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Virtuos und mit großer Eleganz erzählt! Martin Mosebach spielt sein literarisches Können voll aus. „Die Richtige“ ist eine Geschichte wie ein betörendes Gemälde! Martin Mosebach malt die Sätze nahezu, und hat dabei einen Roman verfasst, der einen auf eine künstlerisch-psychologische Reise mitnimmt. Mit „Die Richtige“ machen Sie im literarischen Sinne alles richtig!
dtv, 348 Seiten; 26,00 Euro
Das Kurz-und-Knapp-Trio
Stephan Lehnstaedt
Der vergessene Widerstand
Die Nationalsozialisten sahen für Menschen mit jüdischer Abstammung nur eine Rolle vor: die des passiven Opfers. Doch es gibt auch andere Geschichten. Jüdinnen und Juden im Kampf gegen den Holocaust. Dieses vergessene Kapitel ist hier ausführlich dokumentiert. Ein beachtenswertes, ein brillantes Buch!
C. H. Beck, 383 Seiten, 28,00 Euro
Leia Stone
The Ruthless Fae King
Es erwarten Sie „Die Chroniken von Avalier“. Nach „The Last Dragon King“ und „The Broken Elf King“ folgt nun der dritte Band. Eine Romantasy-Saga, die begeistert und die Herzen vieler LerserInnen im Sturm erobert hat! Und Leia Stone lässt nicht nach. Im Juli 2025 folgt der 4. Band „The Forbidden Wolf King“.
One, 327 Seiten, 18,00 Euro
Thomas Mann
Die Erzählungen
Im Werk von Thomas Mann stehen die Erzählungen gleichberechtigt neben den großen Romanen. Von „Tonio Kröger“ über den „Tod in Venedig“ bis hinzu „Mario und der Zauberer“ sind Thomas Manns Erzählungen weltbekannt. In diesem Band sind sämtliche Erzählungen versammelt. Thomas Mann steht über vielen Autoren – seine Erzählungen ebenso! Neben der literarischen Klasse gibt es auch noch ein wunderschönes und edel gestaltetes Buch.
S. Fischer, 991 Seiten, 29,00 Euro