Dezember 6, 2024

Kolumne 04.12.2023 Nr. 798

 

      BuchKolumne 04.12.2023 Nr. 789

Michael Moorcock – Elric – Die illustrierte Gesamtausgabe
Florian Kinast – Mensch, Kaiser!
Deborah Crombie– Der Unschuldigen Blut
Mary Renault – Freundliche junge Damen
Verschiedene Autoren – Geschichte – Von den Ursprüngen der Menschheit bis heute

Michael Moorcock – Elric – Die illustrierte Gesamtausgabe

Die Saga um Elric von Melniboné ist ein episches Fantasy-Spektakel, das die LeserInnen seit Jahrzehnten fesselt. Moorcocks Anti-Held ist ein gebrochener, aber mächtiger Albino-Krieger, der um sein Leben kämpft und um seinen Verstand fürchtet. Mit seinem verfluchten Runenschwert Sturmbringer, das Seelen absorbiert, trotzt er grausamen Göttern und noch grausameren Dämonen, doch die verfluchte Waffe verspricht zwar große Macht, fordert aber dafür auch stets ihren Preis.

Wow! Was für ein Fantasy-Meisterwerk. Was für eine herausragende Ausgabe. Ein Buch für die Ewigkeit! Michael Moorcocks „Elric“-Romane sind ein Meilenstein in der Fantasy-Literatur, an der sich viele Autoren Jahre und Jahrzehnte bedient haben. Auch viele Autoren schwärmen in den höchsten Tönen von Michael Moorcocks „Elric“, darunter sind: Tad Williams, Neil Gaiman, Kai Meyer und Markus Heitz. Diese ungemein mächtige Gesamtausgabe enthält alle acht „Elric“-Romane in zeitgemäßer Neuübersetzung und in chronologischer Reihenfolge. Zahlreichen Illustrationen runden dieses Fantasy-Meisterwerk ab. Für Fantasy-Fans ist dieses kolossale Buch auch ein echt gutes Weihnachtsgeschenk.

TOR, 1.168 Seiten; 68,00 Euro

   Florian Kinast – Mensch, Kaiser!

Jahrzehnte schwimmt Franz Beckenbauer auf einer Welle des Erfolgs: Als Spieler wird er Deutscher Meister, Europameister und Weltmeister. Als Trainer führt er die Nationalmannschaft 1990 zum WM-Titel. Als Chef des Bewerbungskomitees holt er die WM 2006 und damit das berühmte Sommermärchen nach Deutschland. Doch dann werden Korruptionsvorwürfe laut, es geht um Stimmenkäufe bei der Vergabe und dubios versickerte Millionenzahlungen. Es wird still um den Kaiser. Wer ist Franz Beckenbauer wirklich? Florian Kinast porträtiert die bedeutendste Persönlichkeit des deutschen Fußballs, erzählt von großen Erfolgen – aber auch von den Schattenseiten, die es im Leben der Lichtgestalt immer schon gab.
 
„Mensch, Kaiser!“ was für ein eigentlich schöner Buchtitel. Doch der hat mit dem Inhalt des Buches eigentlich wenig zu tun. Das Buch müsste eher den Titel „Wanted, Kaiser!“ tragen, denn darum geht es in diesem Buch. Es ist eher wie eine Jagd auf die einstige Lichtgestalt des deutschen Fußballs. Natürlich hat auch Franz Beckenbauer Schattenseiten, die allenthalben bekannt sind, aber sie sind eben nur ein Teil dieses großen Sportlers und Menschen. Stutzig muss einen von Anfang auch machen, dass das Buch nur gut 270 Seiten umfasst. Will man eine ehrliche und umfassende Biografie über den „Kaiser“ schreiben, kann man sicher mehr als 600 spannende Seiten füllen. Und dann wahrlich alles Aspekte des Fußballers, Trainers und Funktionärs ausführlich beleuchten. Der Autor reißt alles nur an, geht nie in die Tiefe. Es liest sich eher wie die Biografie eines Tankstellenbesitzers, wobei ich hier nichts Negatives über Tankstellenbesitzer sagen möchte. Das Buch wirkt am Ende wie eine Selbstbeweihräucherung des Autors. Mensch, ich habe ein Buch geschrieben, auf dem mein Name steht.
 

Lübbe, 286 Seiten; 20,00 Euro

  Deborah Crombie – Der Unschuldigen Blut

An einem regnerischen Novemberabend wird die junge Ärztin Sasha Johnson mitten auf einem belebten Londoner Platz erstochen. Detective Superintendent Duncan Kincaid übernimmt den Fall und erhält dabei inoffizielle Unterstützung von seiner Frau Inspector Gemma James. Schnell wird klar, dass Sasha nicht in das übliche Opferprofil passt: Die Tochter einer bildungsbürgerlichen Familie hatte keine Missbrauchsvorgeschichte oder Verbindungen zu Gangs. Aber sie hatte gefährliche Geheimnisse. Während Kincaid eine beunruhigende Verbindung zu seinen Freunden Wesley und Betty Howard aus Notting Hill entdeckt, geschieht ein weiterer Messermord. Und Gemma, die Undercover ermittelt, gerät in tödliche Gefahr.

Deborah Crombies Duncan Kincaid und Gemma Jones kann nur noch Elizabeth Georges Inspector Lynley und Barbara Harves das Wasser reichen! Deborah Crombies Ermittler-Duo ist längst Krimi-Kult. Nach zuletzt „Denn du sollst sterben“ folgt mit „Der Unschuldigen Blut“ der 19. Fall für Superintendent Duncan Kincaid und Inspector Gemma Jones. Und der Fall hat einiges an Krimi-Sprengstoff zu bieten. Kein leichter Fall für die beiden und ihr Team. Emotional und fesselnd ist „Der Unschuldigen Blut“. An Spannung mangelt es auch nicht. Deborah Crombie hält auch nach neunzehn Fällen immer noch eine Frische in der Serie. Es geht Schlag auf Schlag.

Goldmann, 426 Seiten; 12,00 Euro

Mary Renault – Freundliche junge Damen

Elsie ist behütet und naiv – und sie ist unglücklich. Die Eltern und das düstere Dorf im Cornwall erdrücken die 17-jährige regelrecht, sodass es nicht verwundert, dass sie sich in den ersten präsentablen Mann verliebt: Peter. Der Arzt aus London rät ihr, von zu Hause abzuhauen und nach London zu ihrer Schwester Leonora zu gehen. Dort staunt Elsie nicht schlecht: Leo lebt auf einem Hausboot auf der Themse und schreibt Western, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und sie teilt Boot und Bett mit einer Frau. Als Peter auf das Boot zu Besuch kommt und seine Aufmerksamkeit von einer freundlichen jungen Dame zur nächsten schweifen lässt, hat das für alle überraschende Folgen.

Mary Renault (1905 – 1983) besuchte die Oxford University, bevor sie eine Ausbildung zur Krankenschwester an der Radcliffe Infirmary in Oxford machte. Dort lernte sie ihre Lebenspartnerin Julie Mullard kennen. 1939 erschien Mary Renaults erster Roman. Nachdem sie den mit 25.000 Dollar dotierten MGM Prize für ihren Roman „Return to Night“ gewonnen hatte, emigrierten sie und ihre Partnerin 1948 nach Südafrika. Bekannt war die Autorin vor allem für ihre historischen Romane aus der Antike, u.a. für die fiktiven Porträts von Sokrates, Plato oder Alexander dem Großen. Doch hier dreht sich alles um den Klassiker „Freundliche junge Damen“. Ein beachtenswerter Roman, der zur damaligen Zeit sicher auch Mut erforderte, denn er ist ein frühes Beispiel für Literatur mit LGBTQ-Themen. Doch der Roman ist natürlich noch so viel mehr. Beschwingte Literatur, mal leiser, mal lauter, mit britischer Ironie und einer forschen und schön bebilderten Geschichte! Dies ist ein Roman aus der Reihe „rororo Entdeckungen“. In dieser Reihe bringt der Rowohlt Verlag „vergessene“ Klassiker in edler neuer Form heraus.

Rowohlt, 446 Seiten; 15,00 Euro

Aus der Reihe „rororo Entdeckungen“ sind auch noch folgende Bücher erschienen und eine Betrachtung wert:

 Christa Anita Brück – Ein Mädchen mit Prokura

Berlin, 1931. Thea Iken ist Prokuristin im Bankhaus Brüggemann Sohn. Sie ist unbedingt loyal, arbeitet viel und genießt das Vertrauen des Bankdirektors, dem sie freundschaftlich verbunden ist – für seinen jugendlichen Sohn ist sie eine Art Ersatzmutter. Den übrigen Angestellten ist sie ein Dorn im Auge oder bestenfalls ein Rätsel, denn sie gibt wenig von sich preis. Die aufkommende Bankenkrise versetzt Thea und ihre Kollegen wie den Rest der Welt in Aufruhr. Existenzen sind bedroht oder werden zerstört, die Welt wirkt ungewiss und bedrohlich. Als es in der Bank zu einem Mord kommt, gerät Thea gar in Verdacht. Sie wird verhaftet. Klar ist, sie hat etwas zu verbergen – doch ist es wirklich ihre Schuld?

Rowohlt, 254 Seiten; 15,00 Euro

 Louise Meriwether – Eine Tochter Harlems

Harlem, 1934: Die 12-jährige Francie wächst in einem rauen Umfeld auf. Ihr geliebter Vater arbeitet als „Number Runner“ im illegalen Lotteriegeschäft – besser als so manch denkbare Alternative. Francie ist eine Träumerin, doch Mädchen und Frauen in ihrer Welt haben nur begrenzte Möglichkeiten und sind ständig auf der Hut: vor den Männern, die ihnen auf Hausdächern, im Park oder im Kino auflauern, dem Bäcker, der für Zimtschnecken Gefälligkeiten verlangt, dem allgegenwärtigen Rassismus. Halt findet Francie im vertrauten Netz aus Nachbarn, Familie und Freunden. Aber die Gemeinschaft hat auch ihre Schattenseiten, wie die brutalen Straßengangs, die Macht und Kontrolle verheißen und in deren Sog Francies Bruder immer mehr gerät.

Rowohlt, 302 Seiten; 15,00 Euro

Verschiedene Autoren
Geschichte – Von den Ursprüngen der Menschheit bis heute

Auf diesen Seiten steht Menschheitsgeschichte geschrieben: Sieben umfangreiche Kapitel widmen sich Schlüsselereignissen und historischen Wendepunkten, Ideen und Ideologien, Strömungen der Weltpolitik, bedeutenden Persönlichkeiten und technologischen Durchbrüchen, die unsere Geschichte geprägt haben. Mehr als 3000 Fotografien, Illustrationen, Karten und Zeittafeln nehmen Sie mit auf eine visuelle Zeitreise durch die Vergangenheit, die Kultur-, Menschheits- und Sozialgeschichte miteinander vereint.

Hier wird die Weltgeschichte lebendig. Diese Bild-Enzyklopädie vermittelt fundiertes historisches Wissen und Fakten zur Entwicklung der Menschheit – von ihren Ursprüngen vor vier Millionen Jahren bis in die heutige Zeit. Historische Chroniken zur Geschichte von 195 Ländern ergänzen dieses Nachschlagewerk. Wer sich für die Geschichte der Menschheit interessiert, für den ist dieses wunderbare Buch unverzichtbar! So viel Wissen in so ansprechender Form dargeboten, das lädt ein, die Menschheitsgeschichte zu erforschen. Auch ein passendes Weihnachtsgeschenk! Die Hauptkapitel des Buches sind: „Ursprünge, 7 Mio. Jahre – 3000 v. Chr.“, „Herrscher & Hierarchien, 3000 – 700 v. Chr.“, „Denker und Religionsstifter, 700 v. Chr. – 600 n. Chr.“, „Krieger, Entdecker, Erfinder, 600 – 1450“, „Renaissance & Reformation, 1450 – 1750“, „Industrie & Revolution, 1750 – 1914“ und „Menschen, Masse, Macht, 1914 – heute“. Und die Geschichte über die Geschichte endet mit dem Kapitel „Eine Impfung gegen Covid-19“. Bei diesem mächtigen Werk handelt es sich um eine überarbeitete Neuauflage.

Dorling Kindersley, 620 Seiten; 59,95 Euro