Mai 2, 2024

Kolumne 02.01.2023 Nr. 750

BuchKolumne 02.01.2023 Nr. 750

Edward Rutherfurd – Das Reich der Mitte
Andreas Gößling – Geisterschrein
Jeanine Krock – Darlington – Eine zauberhafte Saison
Jeffrey Veidlinger – Mitten im zivilisierten Europa
Marie Lacrosse – KaDeWe – Haus der Träume

Edward Rutherfurd – Das Reich der Mitte

China, 1838: das stolze Kaiserreich ist für Fremde meist unerreichbar. Abenteurer schmuggeln Opium ins Land, um es gegen Tee, die im Westen so begehrte Handelsware, zu tauschen. Die Versuche der Qing-Dynastie, der Droge Einhalt zu gebieten, führen schließlich zu den Opiumkriegen, die das uralte Kaiserreich für immer verändern sollten. Von den schicksalhaften, blutigen Konflikten des neunzehnten Jahrhunderts über Maos Kulturrevolution bis in die Gegenwart, von Shanghai über Peking und die Chinesische Mauer entspinnt sich eine große Geschichte über Glücksritter, Abenteurer, Gewinner und Verlierer, über den Aufstieg und Fall eines großen Kaiserreichs und den immerwährenden Konflikt zwischen Kulturen, Traditionen und Weltmächten.

Edward Rutherfurd ist ein ganz großer Erzähler! Wir verdanken ihm so großartige Romane wie „London“, „Die Prinzen von Irland“, „Im Rausch der Freiheit“ und „Paris“. Seine Romane haben immer eine große Wucht verbunden mit einer literarischen Eleganz. Spannung, Detailwissen und ein ansprechendes Figurengeflecht zeichnen seine Geschichten darüber hinaus aus. Diese ganzen erzählerische Stärken bringt er nun auch in sein neues großartiges Werk „Das Reich der Mitte“ mit ein. Fast 1.000 Seiten vollpackender Geschichte über China und dessen mitreißender Historie. Will man das heutige China verstehen, hilft einem dieser Roman sehr weiter, denn man blickt in die Entstehung von etwas Neuem, erlebt die Veränderungen und Umwälzungen und erlebt den Kampf der Menschen. Auf Edward Rutherfurd ist Verlass! Sein neuer wuchtiger Roman „Das Reich der Mitte“ ist ein China-Roman, an dem sich alle anderen messen lassen müssen.

Droemer, 960 Seiten; 32,00 Euro

Andreas Gößling – Geisterschrein

Andreas Gößling - Geisterschrein

Pures Entsetzen erwartet Grete Reiter, als sie frühmorgens in der Suite eines Bangkoker Hotels erwacht: Miko, der mysteriöse Thailänder, in den sie sich nach nur einer Nacht rettungslos verliebt hat, wird eben aus dem 12. Stock in den Tod gestürzt. Grete flüchtet panisch zurück nach Deutschland, ebenso aus Furcht vor dem Mörder wie davor, dass man ihr den Mord anhängen könnte. Wochen später mitten in Berlin. Unvermittelt steht Grete Mikos exaktem Ebenbild gegenüber: dem Archäologen Lenny Mong, der einem uralten Geheimnis auf der Spur ist – einem Kult, der zu unglaublichen Dingen imstande gewesen sein könnte. Auch dazu, die Grenze zwischen Leben und Tod zu überwinden? Entgegen aller Vernunft wächst in Grete die Überzeugung, dass Lenny Miko ist.

Andreas Gössling ist bereits seit vielen Jahren ein erfolgreicher Autor. Zuletzt hat er seine drei besten Thriller überhaupt geschrieben. Die Trilogie „Wolfswut“, „Drosselbrut“ und „Rattenflut“ hat mich überzeugt. Und auch viele LeserInnen. Umso gespannter war ich auf seinen neuen Psychothriller „Geisterschrein“. Doch an seine Thriller-Trilogie kommt sein neues Buch bei weitem nicht heran. Wobei Psychothriller auch schon etwas irritierend ist, es handelt sich eher um einen mystischen Roman mit hier und da spannenden Szenen, aber ansonsten lesen sich die meisten der über 500 Seiten wie Blei. Ohne rechten Plan treibt Andreas Gößling seine LeserInnen durch diese teils wirre Story. Auch konnte mich die Hauptfigur der Grete Reiter nicht überzeugen. Sie wirkt nicht sonderlich sympathisch und auch ihre Handlungen werfen oft Fragen auf. „Geisterschrein“ ist eher zum verzweifeln und schreien!

Knaur, 511 Seiten; 16,99 Euro

  Jeanine Krock – Darlington – Eine zauberhafte Saison

Darlington – Eine zauberhafte Saison

London, 1811. Tamira Darlington-Devi und ihre Geschwister sind in Indien als Kinder einer englischen Lady und eines indischen Adligen aufgewachsen. Es ist die erste Saison für Tamira, doch die eigenwillige junge Frau ist überhaupt nicht erpicht darauf, einen Ehemann zu finden. Sie setzt alles daran, ein verschwundenes Erbstück der Darlingtons aufzuspüren, wenn es sein muss auch mit verbotenen Mitteln. Während einer Nachmittagsgesellschaft erwischt Julian Weston, der Duke of Asherton, Tamira bei einem Einbruch und ist sofort fasziniert von ihr. Fortan kommt es zu sonderbaren Begegnungen zwischen Tamira und dem Duke – entspringen die prickelnden Momente, die beide wahrnehmen, nur ihrer Fantasie? Ein magischer Sommer beginnt.

Wer auf „Bridgerton“-Entzug ist, für den ist die „Darlington“-Reihe genau das richtige Mittel, um seine Sucht zu stillen! Die Netflix-Serie „Bridgerton“ stellt bei dem Streaminganbieter Rekorde auf. Der Mix aus Adel, schönen Menschen, Liebe und Leidenschaft und reichlich Verwicklungen zog die ZuschauerInnen magnetisch an. Kein Wunder also, das man dieses Konzept auch in Buchform ausweiten wollte. Julia Quinn ist ja die Autorin der „Bridgerton“-Buchreihe. Jeanine Krock ist nun eine dieser neuen Autorinnen, der dies ausgesprochen gut gelungen ist. Der Auftakt macht „Darlington – Eine zauberhafte Saison“. Der gerne noch viele weitere folgen dürfen! Die „Bridgerton“-Mixtur funktioniert auch hier ausgezeichnet. Jeanine Krock hat anziehende Figuren erschaffen, von denen man noch gerne sehr viel mehr erfahren und erleben möchte.

dtv, 541 Seiten; 11,95 Euro

 

 

Auch als Taschenbuch erhältlich bei Penguin ist Emma Hunters „Somerset“-Saga. Nach „Sehnsucht und Skandal“ ist nun „Verführung und Verrat“ erschienen. Die Reihe ist genauso verführerisch wie „Bridgerton“ und „Darlington“. Je Band 11,00 bzw. 12,00 Euro.

  Jeffrey Veidlinger – Mitten im zivilisierten Europa

Zwischen 1918 und 1921 werden in der Ukraine über 100 000 Juden von Bauern, Städtern und Soldaten ermordet, die sie für die Russische Revolution und deren Folgen verantwortlich machen. Ganz normale Bürgerinnen und Bürger berauben plötzlich ihre jüdischen Nachbarn, brennen ihre Häuser nieder, zerreißen ihre Tora-Rollen, missbrauchen sie sexuell und töten sie. Das Buch rekonstruiert diese genozidale Gewalt, bei der ganz unterschiedliche Gruppen von Menschen alle zu demselben Ergebnis kamen – dass die Ermordung von Juden eine akzeptable Antwort auf ihre Probleme sei.

Anhand von lange vernachlässigtem Archivmaterial, darunter Tausende neu entdeckte Zeugenaussagen, Prozessakten und offizielle Anordnungen, zeigt der Historiker Jeffrey Veidlinger, warum die Pogrome in Osteuropa eine Art Vorgeschichte des Holocaust bilden. Das Bild dieser heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Ereignisse, das durch die Geschichten von Überlebenden, Tätern, Mitarbeitern von Hilfsorganisationen und Regierungsvertretern entsteht, verdeutlicht, warum die Juden „mitten im zivilisierten Europa“ in akuter Gefahr waren, vernichtet zu werden – und ganz Europa davon wusste. Jeffrey Veidingers „Mitten im zivilisierten Europa – Die Pogrome von 1918 bis 1921 und die Vorgeschichte des Holocaust“ ist ein sehr beeindruckendes und zugleich bedrückendes Buch! Dieser Hass auf die Juden ist unbeschreiblich. Es jagen einem Schauer über den Rücken beim Lesen dieses Buches. Die Hauptkapitel sind: „Krieg und Revolution – März 1881 bis Dezember 1918“, „Die Ukrainische Volksrepublik – Dezember 1918 bis März 1919“, „Machtvakuum – März bis August 1919“, „Der Triumph des Bolschewismus – August 1919 bis März 1921“ und „Nachwirkungen – 1921 – 1941“.

C.H.Beck, 456 Seiten; 34,00 Euro

  Marie Lacrosse – KaDeWe – Haus der Träume

Berlin, Anfang des 20 Jahrhunderts: Das Kaufhaus KaDeWe erstrahlt in Glanz und Luxus – eine Welt, die Judith Bergmann wohl vertraut ist. Denn die Tochter des KaDeWe-Justiziars soll Harry Jandorf heiraten, den einzigen Sohn des Kaufhausgründers. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rieke Krause hingegen ist von der Pracht des Kaufhauses schier überwältigt, als sie dort eine Stelle als Verkäuferin antritt. Schon bald verliebt sie sich in ihren Kollegen Hermann. Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegszeit werden die Lebenspläne von Judith und Rieke gewaltig durcheinandergewirbelt. Und auch das KaDeWe und sein Eigner Adolf Jandorf stehen vor großen Herausforderungen.

Marie Lacrosse wandelt auf den Spuren einer Lucinda Riley! Ihre Roman-Trilogien bieten ähnliches Suchpotenzial wie die Romane der auf ewig unvergessenen Lucinda Riley. Marie Lacrosse eroberte die Herzen ihrer LeserInnen im Sturm. Mit der „Weingut“-Saga und der „Kaffeehaus“-Saga unterhielt sie spannend und berührte die Herzen. Genauso macht sie es auch mit ihrer neuen Saga. Die „Kaufhaus“-Saga startet mit „KaDeWe – Haus der Träume“. Und gleich der erste Band zeigt wieder alles, was man von der Autorin kennt. Marie Lacrosses Romane bieten höchsten Unterhaltungswert!

Goldmann, 717 Seiten; 16,00 Euro