April 20, 2024

Kolume 09.11.2020

BuchKolumne 09.11.2020 Nr. 639

Jean-Christoph Grangé – Die letzte Jagd
Matias Faldbakken – Wir sind fünf
Thilo Wydra – Eine Liebe in Paris – Romy & Alain
Pierre Lagrange – Eiskalte Provence
Fee Krämer / Alexander Steffensmeier – Lieselotte – Neue lustige Bauernhofgeschichten

Jean-Christoph Grangé – Die letzte Jagd

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Wie ein Wild erlegt – so wurde Jürgen von Geyersberg, Erbe eines Milliardenvermögens, auf den französischen Ländereien der jagdbesessenen Familie aufgefunden. Kommissar Pierre Niémans und seine junge Kollegin Ivana sind auf dem Weg in die süddeutsche Heimat der von Geyersbergs. In einer mondänen Villa am Titisee scheint ihnen die schillernde Laura, die Schwester des Opfers, etwas zu verschweigen. Ein weiterer Mord in selber Manier geschieht, und Niémans und Ivana erkennen zu spät, dass im Schatten des mächtigen Schwarzwaldes abermals die Jagd begonnen hat – auf jeden, der dem abgründigen Familiengeheimnis der von Geyersbergs auf die Spur kommt.

Anstatt wie viele Autoren meist auf den gleichen Ermittler zu setzen, entwirft Jean-Christoph Grangé in fast jedem neuen Roman auch einen neuen Ermittler. Großes Lob an den französischen Ausnahmeautor, aber ein bisschen schade ist es auch, denn jeder Ermittler ist so vielschichtig und speziell entworfen, dass er für eine lange Buchreihe durchaus prädestiniert wäre. Nun lässt Jean-Christophe Grangé Pierre Niémans zurückkehren, den bekannten Ermittler aus dem Frühwerk „Die purpurnen Flüsse“. An seiner Seite die junge Ivana Bogdanovic. Schon nach wenigen Seiten weiß man, man möchte viel mehr von diesem alten und neuen Ermittlerpaar erfahren und mit ihnen zusammen ermitteln, wie das auf das knapp 400 Seiten der Fall sein wird. Doch nicht nur das Ermittlerpaar verdient sich einen Orden, auch der Fall. Düster, beklemmend, mitreißend, außergewöhnlich. Und eine packende Atmosphäre und weitere spannende Charaktere, alles wie gemacht für den perfekten Thriller! Einen markanten Fehler gibt es: Ferdinand von Geyersberg stirbt einmal an Krebs und Seiten später an einem Schlaganfall. Autor und Lektor waren da nicht ganz auf der Hut.

Lübbe, 398 Seiten; 22,00 Euro

Auch als Hörbuch erhältlich bei Lübbe Audio. Genial gelesen von Martin Kessler! Wenn die deutsche Stimme von Hollywood-Star Nicolas Cage hinter dem Mikro sitzt, ist das immer ein Genuss. 20,00 Euro.


Jean-Christoph Grangé -Die letzte Jagd – Hörprobe 10:00 Min

    Matias Faldbakken – Wir sind fünf

In der Nähe von Oslo in einem kleinen Ort namens Råset führt Tormod Blystad mit seiner Frau und seinen zwei Kindern ein beschauliches Leben. Nach einer wilden Jugend ist aus Tormod ein verlässlicher Vater und Ehemann geworden. Aber in jeder Familie gibt es eine Lücke, die gefüllt werden muss. So kommt die kleine Hündin Snusken auf den Hof. Die Kinder lieben das Tier sehr, doch eines Tages verschwindet Snusken spurlos. Um seine Kinder zu trösten, mischt Tormod in seiner Werkstatt aus verschiedenen Zutaten ein Ersatzwesen aus Lehm – und fordert damit Kräfte heraus, deren Reichweite er nicht einmal erahnen kann.

„Wir sind fünf“ bekam den norwegischen Kritikerpreis als bester Roman des Jahres! Nach dem es in Norwegen ja durchaus sehr gute Autoren gibt, muss dieser Roman dann ja wirklich sensationell sein, dachte ich mir. Falsch gedacht. Die Geschichte klingt schon etwas abgefahren, und das ist sie dann auch, aber auf keine gute Weise. Matias Faldbakken kann sich nicht entscheiden, was er denn nun erzählen will. Hätte man diesen Plot in die Hände eines Stephen King gegeben, oh, was wäre Großartiges daraus geworden, so ist es nur ein plumper Versuch einen kingschen Roman zu erzählen. Ein King hätte das Familienleben viel mehr ausgebaut, sodass man hier einen richtigen Bezug zu den Figuren bekommen hätte, ebenso wenn es in den Bereich der Fantasy geht, wirkt das alles sehr hölzern und wenig gekonnt. „Wir sind fünf“ ist ein Trauerspiel! Was hätte man tatsächlich für einen großen Roman daraus machen können, als der er in Norwegen gepriesen wird.

Heyne Hardcore, 254 Seiten; 22,00 Euro

   Thilo Wydra – Eine Liebe in Paris – Romy & Alain

Sie gelten als das Traumpaar der 1960er-Jahre – Romy Schneider und Alain Delon. Als sie sich 1958 bei den Dreharbeiten der Arthur-Schnitzler-Verfilmung „Christine“ erstmals in Paris begegnen, verlieben sie sich ineinander. Fünf Jahre sollte diese außergewöhnliche, von zahlreichen Höhen und Tiefen geprägte Liaison dauern. Trotz Trennung standen sie vier Jahre später für den Kultfilm „Der Swimmingpool“ erneut als Liebespaar vor der Kamera. Und es begann eine Freundschaft, die bis zu Romy Schneiders frühem und tragischem Tod 1982 anhielt. Als sie starb, war es Alain Delon, der sich um alles kümmerte. Sie war für ihn die Liebe seines Lebens: „Unsere Liebe hat nicht aufgehört. Sie hat sich verändert.“

Eine Liebesgeschichte wie ein wilder, dramatischer und zeitloser französischer Arthouse-Film! Das ist die Geschichte von Romy & Alain. Thilo Wydra lässt tief in die Seelen der beiden blicken ohne dabei ausufernd zu werden. Man erfährt zuerst etwas aus Alains und Romys Kindheit und Jugend und wie sie am Ende zum Film kamen. Alleine daraus hätte man schon ein ganzes Buch machen können, doch Thilo Wydra versucht – gekonnt – alles in diesem Buch zu vermitteln. Das man verstehen kann, wieso und warum Romy und Alain sich so anziehend fanden und leidenschaftlich miteinander verbunden waren und doch nie für eine längere Zeit für ein „Wir als Beziehung“ geschaffen waren. Nach der „Kindheit und Jugend“ folgt die „Liebe“ und dann die „Freundschaft als Hauptkapitel. Thilo Wydra versteht sein Handwerk. Er hat schon herausragende Biographien über Ingrid Bergman und Grace Kelly geschrieben. Das sieht man diesem Buch an. Auch unterlegt er die Geschichte der beiden Star-Schauspieler mit vielen interessanten Fakten zu ihren Filmen.

Heyne, 352 Seiten; 22,00 Euro

Pierre Lagrange – Eiskalte Provence

Die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest im Hause Leclerc laufen auf Hochtouren. Doch Albin ist alles andere als in Weihnachtsstimmung. Da kommt ihm die Anfrage der örtlichen Polizei gerade recht. Die Kollegen sind vor Weihnachten so überlastet, dass sie Albins Hilfe dieses Mal wirklich gebrauchen können. Denn in einer kleinen Hütte wurde eine junge Frau tot aufgefunden – eingehüllt in ein Brautkleid. Der Ex-Commissaire findet bald heraus, dass die Tote zum Clan der Banater gehört hat, die nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Fall des Eisernen Vorhangs massenhaft aus Rumänien nach La Roque eingewandert sind. Und eine Spur führt den Ex-Commissaire zu einer Sekte, die Schreckliches plant.

„Eiskalte Provence“ ist der 6. Fall für den Ex-Commissaire Albin Leclerc. Bisher hat einen Pierre Lagrange nie enttäuscht, das tut er auch diesmal nicht. Sein Fundus an kriminalistischen Ideen scheint ihm nicht auszugehen. „Eiskalte Provence“ vereint eine eiskalte Krimihandlung mit einem sympathischen Familien-Tohuwabohu. Pierre Lagrange at its best!

Scherz, 368 Seiten; 15,00 Euro

Fee Krämer / Alexander Steffensmeier – Lieselotte – Neue lustige Bauernhofgeschichten

Bei Lieselotte und ihren Freunden ist immer was los. In diesem Band sind acht verschiedene Lieselotte-Abenteuer aus der TV-Serie versammelt. Lieselotte und ihre Freunde spielen Verstecken und landen dabei am Schluss alle auf dem Baum. Als der Postbote mal die Tiere auf dem Hof versorgen muss, weil die Bäuerin verreist ist, gibt es ein schönes Durcheinander und beim Ballettunterricht hat nicht nur Lieselotte ihren Spaß. Diese und noch andere lustige Abenteuer mit Lieselotte und ihren Freunden stecken in diesem Buch.atürliche Grenzen, markiert durch Flüsse, Gebirge und Meere, koloniale Willkürgrenzen oder jahrhundertelang umstrittene Machtgrenzen wie die deutsch-französische.

Lieselotte muss man einfach lieben! Die Geschichten von Alexander Steffensmeier sind einfach wunderbar für Kinder. Sauerländer bringt die süßen kleinen Büchlein für € 2,50 zur TV-Serie heraus, mit dem tollen Filmdesign. Nun ist auch das neue große Vorlesebuch erschienen, mit neuen lustigen Bauernhofgeschichten. Lustig, warmherzig, flott! Und wer einmal Lieselotte erlebt hat, der will kein Rindfleisch mehr essen. Lieselotte und ihre lebenden Schwestern und Brüder sollen ein gutes Leben habe. Dieser pädagogische Ansatz ist für Kinder sicher nicht ganz unwichtig..

Sauerländer, 108 Seiten; 14,00 Euro