April 18, 2024

Kolumne vom 29.07.2019

Kolumne vom 29.07.2019 – Nr.571


Andreas Gößling

daumen rauf

Drosselbrut

Drosselbrut

Hochsommer in Berlin. Innerhalb kurzer Zeit verschwinden zwölf junge Frauen – verlockt von einer Social-Media-Kampagne namens „Befrei dich!“. Mit effektvollen Videos von kleinen Vögeln, die sich in Nestern aus Plastikmüll strangulieren, werden die Teenager motiviert, ihr soziales „Netz“ zu zerreißen und sich in einsamen Wäldern auf Selbsterfahrungstrip zu begeben – auf Nimmerwiedersehen. Was für die Beamten vom Vermisstendezernat zunächst wie reine Routine aussieht, lässt bei Kriminalhauptkommissarin Kira Hallstein sämtliche Alarmglocken schrillen. Und dann taucht die erste Leiche auf.

Ein True-Crime-Thriller, der einem den Atem raubt! Der Autor hat den „Jahrhundertfall“ Dutroux, in den tatsächlich auch Berliner Teenager verwickelt waren, zu einem True-Crime-Thriller adaptiert. Andreas Gößling setzt seine True-Crime-Thriller-Reihe spektakulär fort! Nach „Wolfswut“ lässt er nun „Drosselbrut“ folgen. Der steht seinem Vorgänger in nichts nach. Ein Thriller, in dem viel passiert. Andras Gößling versteht es die Spannung durch seine schnellen Szenenwechsel hoch zu halten. Mit Kriminalhauptkommissarin Kira Hallstein hat er eine moderne, zupackende und eigenwillige Frauenfigur erschaffen, der man als Leser garantiert immer auf den Fersen bleiben will.

Knaur, 525 Seiten; 14,99 Euro


Gard Sveen

daumen runter

Die stille Tochter

Die stille Tochter

Oslo, 1982: An einem eiskalten Dezembertag verschwindet die ehemalige DDR-Bürgerin und KGB-Agentin Christel Heinze. Hat ihre große Liebe Arvid Storholt, ein berühmt berüchtigter Doppelagent, damit zu tun? War es wirklich wahre Liebe oder nur eine Gelegenheit zum Verrat? Oslo, 2016: In einem See werden die Überreste einer Frauenleiche gefunden. Kurz darauf wird Arvid Storholt ermordet. Tommy Bergmann, selbstzerstörerischer Ex-Polizist, ermittelt für den norwegischen Geheimdienst. Gibt es eine Verbindung zwischen der toten Unbekannten und dem ermordeten Sowjetagenten? Tommy Bergmann stößt auf einen alten Skandal, der auch ihm selbst gefährlich werden kann.

Der Norweger Gard Sveen hat mit Tommy Bergmann eine Figur mit vielen Ecken und Kanten geschaffen! Augetreten ist er bisher in „Der letzte Pilger“, „Teufelskälte“ und „Der einsame Bote“. Nun ermittelt er in „Die stille Tochter“ zum vierten Mal. Gard Sveen schreibt keine Thriller vom Reißbrett, das kann gut sein, aber auch schlecht. Bei Gard Sveen schwanke ich da hin und her, denn der Story fehlt es an durchgängiger Spannung und einem erzählerischen Plan. Zu oft springt Gard Sveen von einer Zeitebene und wieder zurück. Praktisch von Kapitel zu Kapitel. Ein richtiger Lesefluss kann so kaum aufkommen. Dagegen hätte die Spionagestory Potenzial für mehr, und die Charaktere sind gut ausgearbeitet.

List, 367 Seiten; 14,99 Euro


Charlotte Lucas

daumen rauf

Fünf Sterne für dich

Fünf Sterne für dichFür ein gutes Leben gibt es ein simples Rezept: Man muss nur alles Schlechte vermeiden. Davon ist Konrad fest überzeugt, denn er hat schon genug Schlimmes erlebt. Seinen Lebensunterhalt verdient er, indem er bezahlte Rezensionen nach Kundenwunsch schreibt. Auch privat versieht er alles mit Sternen: die flinke Kassiererin, den lauwarmen Kaffee … und Pia, die neue Klassenlehrerin seiner Tochter. Zu hübsch, zu unsicher, nicht geeignet für den Lehrberuf. Gerade mal zwei knappe Sterne von fünf. Als Pia davon Wind bekommt, will sie Konrad eine Lehre erteilen. Dass er zum neuen Elternvertreter gewählt wird, passt ihr da bestens ins Konzept. So kann sie ihn mit lästigen Aufgaben ordentlich ins Schwitzen bringen. Doch als einer ihrer Schüler gemobbt wird, erweist sich ausgerechnet Konrad als Hilfe …

So charmant, so ehrlich und so mitreißend! „Fünf Sterne für dich“ hat sich seine fünf Sterne auf jeden Fall verdient. Wie ist es als Alleinerziehender, was passiert in der Schule, wie ist es für die Lehrer und wie im Leben der Teenager, was für Abenteuer birgt die Liebe im meist nicht einfach zu meisternden Alltagsleben? Diese und noch mehr Themen geht Charlotte Lucas in ihrem Roman „Fünf Sterne für dich“ nach. Sie versteht es etwas Drama, Komödie und Romantik mit viel Alltagsleben zu würzen. Die Charaktere sind gut getroffen, allen voran natürlich Pia, Konrad und Mathilda, auch wenn einige andere etwas überzeichnet sind.

Lübbe, 573 Seiten; 18,00 Euro


Ian McEwan

daumen rauf

Maschinen wie ich

Maschinen wie ich

Charlie ist ein sympathischer Lebenskünstler Anfang 30. Miranda eine clevere Studentin, die mit einem dunklen Geheimnis leben muss. Sie verlieben sich, gerade als Charlie seinen „Adam“ geliefert bekommt, einen der ersten lebensechten Androiden. In ihrer Liebesgeschichte gibt es also von Anfang an einen Dritten: Adam. Kann eine Maschine denken, leiden, lieben? Adams Gefühle und seine moralischen Prinzipien bringen Charlie und Miranda in ungeahnte – und verhängnisvolle – Situationen.

 

Weltbestsellerautor Ian McEwan zeigt mit „Maschinen wie ich“ wieder sein ganzes literarisches Können verknüpft mit großem Einfallsreichtum! Wie er dem Leser in seinem fiktiven Jahr 1982 nahe bringt, wie die Künstliche Intelligenz unser normales Alltagsleben in Zukunft durcheinanderbringen wird, ist erstaunlich leicht, anschaulich und spannend zugleich geschildert.

Diogenes, 405 Seiten; 25,00 Euro


Aimee Molloy

daumen rauf

Die Mütter

Die Mütter

Sie treffen sich jede Woche. Sie teilen Freuden, Sorgen und Nöte. Eine Gruppe Frauen, die nur eines verbindet: Sie sind alle frischgebackene Mütter, und das schweißt zusammen. Freundschaften entstehen. Und ein Plan – einmal eine winzige Auszeit vom Babyalltag zu nehmen, abends in einer Bar. Die alleinerziehende Winnie lässt ihren kleinen Sohn Midas für den Abend bei einer Babysitterin. Als Winnie nach Hause kommt, ist ihr Kind spurlos verschwunden, niemand hat etwas bemerkt. Es folgen Tage, in denen jede der Mütter durch die Hölle geht: Sarah will Antworten. Collette weiß zu viel. Nell hat etwas zu verbergen. Und eine Mutter hat etwas Unaussprechliches getan …

Ein Drama-Thriller, der aufzeigt, wie Mütter denken, fühlen und handeln im Angesicht einer schicksalhaften Katastrophe! Aimee Molloy ist als Sachbuchautorin in den USA sehr erfolgreich, mit „Die Mütter“ hat sie nun ihr Romandebüt vorgelegt. Und was für eins. „Die Mütter“ fesselt auf vielen verschiedenen Ebenen, durch den geschickten Aufbau der Story, die Charaktere, die alle ein Geheimnis haben, und der nie nachlassenden, subtilen Spannung.

Rowohlt Polaris, 347 Seiten; 12,99 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Guillaume Musso

Die junge Frau und die Nacht

Die junge Frau und die Nacht

Nur auf Drängen seines besten Freundes Maxime kehrt der erfolgreiche Schriftsteller Thomas anlässlich einer Jubiläumsfeier ihrer alten Schule aus den USA in seine französische Heimatstadt Antibes zurück – an den Ort, an dem vor fünfundzwanzig Jahren Vinca, seine große Liebe, spurlos verschwand. Damals beging Thomas mit Maximes Hilfe aus Liebe und Verzweiflung ein grausames Verbrechen. Nun droht die Vergangenheit sie einzuholen, denn jemand ist hinter ihr Geheimnis gekommen und will nur eines: Rache. Um sich und ihre Familien zu schützen, müssen Thomas und Maxime herausfinden, warum Vinca damals das Internatsgelände verließ. Doch je näher sie der Wahrheit kommen, desto größer wird die Gefahr …

Der französische Bestsellerautor Guillaume Musso ist ein literarisches Phänomen! Jeder neue Roman überzeugt mit einer überraschenden Geschichte und faszinierenden Charakteren. Es gibt kaum eine Möglichkeit, Guillaume Musso zu entkommen! Das trifft auch auf sein neuestes Werk „Die junge Frau und die Nacht“ zu. Eine wahrlich überraschende Story, die mit den abwechselnden Erzählsträngen für zusätzliche Spannung sorgt. Und der große Knall, Guillaume Musso weiß wie man es macht, kommt ganz zum Schluss! Gelesen wird der neue Musso von Richard Barenberg. Mit Stil und stimmlicher Präsenz präsentiert Richard Barenberg den Roman von Guillaume Musso. Hörprobe 5:00 Min.

Die junge Frau und die Nacht cover

 

Auch als Paperback erhältlich bei Pendo, 16,99 Euro.

Osterwold Audio, 2 MP3 CDs, 526 Minuten; 19,99 Euro


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