April 20, 2024

Kolumne vom 19.02.2018

Kolumne vom 19.02.2018 – Nr.496


Ronen Bergman

daumen rauf

Der Schattenkrieg

Der Schattenkrieg

Mordanschläge, die dem israelischen Geheimdienst Mossad zugeschrieben werden, sorgen immer wieder für Aufsehen. Doch über die Hintergründe dieser Aktionen war bislang kaum etwas bekannt. In diesem Enthüllungsbuch deckt der israelische Geheimdienstexperte Ronen Bergman nun erstmals die ganze Dimension eines Schattenkriegs auf, der seit Jahrzehnten im Geheimen ausgetragen wird. Er beschreibt die Erfolge und Misserfolge der zum Teil unbekannten Attentate, benennt Opfer, Täter und Verantwortliche und fragt, welchen Preis Staat und Gesellschaft in Israel für ihre Sicherheit bezahlen.

Ein Buch, bei dem die Seiten so explosiv sind wie Dynamit und Nitroglyzerin! Denn es enthält Wahrheiten über den israelischen Geheimdienst Mossad, die schier unglaublich sind. Autor Ronen Bergman hat viel Mut bewiesen, dieses Buch zu schreiben. Denn so wie er den Mossad schildert, wäre fast zu vermuten, dass er nun selbst ein „Opfer“ werden könnte. Doch Israelis zu töten, das ist nicht die Doktrin des Mossad. „Der „Der Schattenkrieg“ erzählt von der Gründung des Staates Israel und den ersten Zügen eines entstehenden Geheimdienstes, der – in anderer Form – bereits vor der Gründung des Staates Liquidierung ausgeführt hat. Und dann wie er ab 1948 wuchs, wie er Ex-Nazis, feindliche Agenten, Politiker, Wissenschaftler, Militärs und andere ausschaltete, alles zum Schutz Israels. Als Leser ist man schockiert, über die mehr als zweitausend Toten, über die mehr als zweitausend Morde, die in diesem Buch geschildert werden. Fasziniert liest man aber auch diese historische Geschichte, vergisst manchmal gar, dass es sich um echte historische Ereignisse handelt. „Der Schattenkrieg“ ist ein realer Spionagethriller!

DVA, 864 Seiten; 36,00 Euro


Stephen Baxter

daumen runter

Das Ende der Menschheit

Das Ende der Menschheit

Vierzehn Jahre sind vergangen, seit die Invasion der Marsianer Englands Städte in Schutt und Asche legte. Vierzehn Jahre, seit die Angreifer vom roten Planeten an den Mikroben der Erde zugrunde gingen. Seitdem herrschen Frieden, Wohlstand und Fortschritt. Als man erneut den Start von Marsraketen beobachtet, macht sich daher keiner Sorgen – bis auf Walter Jenkins. Und er hat recht. Denn die Marsianer kommen zurück. Und sie wollen nur eins: Rache.

Ein Roman, auf den ich mich sehr gefreut hatte. Die Fortsetzung von H. G. Wells’ Klassiker „Krieg der Welten“. Ein großes Spektakel voller spannender Szenen und genialen Einfällen. Doch leider war die Vorfreude das Beste an dem Roman. Denn er beginnt sterbenslangweilig, setzt sich sterbenslangweilig fort, bis es dann tatsächlich mal ein paar spannende Szenen gibt, um sich dann wieder im belanglosen Erzählen und in belanglosen Dialogen zu verlieren. „Das Ende der Menschheit“, was für ein großer Titel, wirkt von Anfang an aufgebläht und ohne rechten roten Faden, und dabei hatte Bestsellerautor Stephen Baxter, der ein sehr guter Autor ist, doch so eine gute Ausgangslage.

Heyne, 588 Seiten; 16,99 Euro


Michael Robotham

daumen rauf

Die Rivalin

Die RivalinAgatha, Ende dreißig, Aushilfskraft in einem Supermarkt und aus ärmlichen Verhältnissen, weiß genau, wie ihr perfektes Leben aussieht. Es ist das einer anderen: das der attraktiven Meghan, deren Ehemann ein erfolgreicher Sportmoderator ist und die sich im Londoner Stadthaus um ihre zwei Kinder kümmert. Meghan, die jeden Tag grußlos an Agatha vorbeiläuft. Und die nichts spürt von ihren begehrlichen Blicken. Dabei verbindet die beiden Frauen mehr, als sie ahnen. Denn sie beide haben dunkle Geheimnisse, in Beider Leben lauern Neid und Gewalt. Und als Agatha nicht mehr nur zuschauen will, gerät alles völlig außer Kontrolle …

Michael Robotham zeigt in „Die Rivalin“, wie die große Liebe immer mehr vom Beziehungs- und Ehealltag aufgefressen wird, einerseits, anderseits, wie die Suche nach der großen Liebe und dem Familienglück das ganze Leben einnehmen und einen schlimme Dinge tun lassen kann. Mit Agatha und Meghan hat Michael Robotham zwei exquisite Frauenfiguren entworfen, deren Denken man als Leser immer nachvollziehen kann, auch wenn man nicht einer Meinung mit ihnen ist. Beide haben Probleme mit der Liebe, den Männern und Kindern, auf ganz unterschiedliche Weise. Michael Robotham hat die Geschichte psychologisch geschickt aufgebaut. Er lässt den Figuren viel Luft zum atmen, dadurch lernt man sie und ihre jeweiligen Geheimnisse sehr gut kennen. Bis er dann die Spannungsschraube immer mehr anzieht – bis zum überraschenden Ende. Michael Robotham lesen heißt einen Thriller-Bestseller lesen!

Goldmann, 507 Seiten; 14,99 Euro


David Motadel

daumen rauf

Für Prophet und Führer

Für Prophet und FührerIn der entscheidenden Phase des Zweiten Weltkrieges – als Hitlers Truppen in viele muslimische Gebiete einmarschierten – umwarb Berlin Muslime, um sie als Verbündete zu gewinnen. Mit einem unglaublichen Pragmatismus wurden dabei rassistische Bedenken beiseitegeschoben. Eingehend wird im Buch die deutsche Propaganda in den muslimisch besiedelten Kriegsgebieten untersucht; detailliert wird die politische Indoktrinierung Zehntausender Muslime beschrieben.

Bücher über den 2. Weltkrieg gibt es viele, aber David Motadel fügt nun eines mit einem bisher kaum betrachteten Thema hinzu – Muslime die für die deutsche Wehrmacht und die Waffen-SS kämpften. Das Buch ist in drei Hauptkapitel unterteilt, „Muslime in der Kriegspolitik“, „Muslime in den Kriegsgebieten“ und „Muslime in der Armee“. „Für Prophet und Führer – Die Islamische Welt und das Dritte Reich“ ist ein sehr spannendes und aufschlussreiches Buch!

Klett-Cotta, 568 Seiten; 30,00 Euro


Lars Simon

daumen rauf

Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen

Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen

Der Trindemossen, ein Wald voller Magie am Rande Göteborgs. Gemeinsam mit Mops Bölthorn macht Lennart Malmkvist sich dahin auf, um Prof. Dr. Titus Hellström zu besuchen. Er soll Lennart dabei helfen, endlich die Dunklen Pergamente in seinen Besitz zu bringen. Aber Hellström wirkt seltsam entrückt, und die Polizei ist vor Ort: Offenbar wurde Hellströms Frau entführt. Lennart versucht erneut Ordnung in das magische Chaos um sich herum zu bringen. Und muss sich am Ende entscheiden: zwischen den Dunklen Pergamenten und Bölthorn, den er nun doch ins Herz geschlossen hat.

 

Lars Simon ist ein Name, den man sich merken muss! Denn er schreibt Romane, die fantastisch spannend sind, unterhalten und den nötigen Pfiff haben. Nach „Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Burt Bolmen“ kommt die Hauptfigur in „Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen“ nun ganz neuen verrückten Geheimnissen auf die Spur.

dtv, 317 Seiten; 9,95 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Jeffrey Archer

Winter eines Lebens

Winter eines Lebens hoerprobe

Für die Cliftons und Barringtons kommt die Zeit, in der sich die verschlungenen Wege der beiden Familien und vielen Generationen zum letzten Mal kreuzen. Während für Giles Barrington und seine Frau Karin das Glück auf Messers Schneide steht, scheinen Harry und Emma Clifton am Gipfel ihrer Karrieren zu stehen. Doch dann melden sich alte Feinde zurück und das Spiel des Schicksals kommt zum tragischen Finale …

„Die Clifton-Saga“ ist Jeffrey Archers Opus Magnum! Eine monumentale Roman-Serie, die sonst so nur Ken Follett hätte schreiben können. Mit „Winter eines Lebens“ ist nun der 7 und letzte Band der Reihe erschienen. Die „Clifton-Saga“ vereint alles, für was Jeffrey Archer als Autor schon Jahrzehnte bekannt ist: Spionagethriller, Psychothriller, Wirtschaftskrimi, Politthriller. Jeffrey Archer spielt alle seine Trumpfkarten, die er in seiner Autorenkarriere schon gezeigt hat, aus. In „Winter eines Lebens“ wird in großen Teilen die britische Politik beleuchtet und hier vor allem der NHS, das kostenlose und marode Gesundheitssystem der Briten. Das war vor über 40 Jahren schon ein großes Streitthema, wie auch jetzt wieder, auch dank des Brexit. Und Jeffrey Archer zeigt in diesem Roman eine ganze besondere „Mordmethode“. Jemanden mit leckerem, aber ungesunden Essen zu töten, umso so schnell wie möglich an ein Erbe zu kommen. Ausdrucksstark und veredelt gelesen von Erich Räuker! Er liehe seine Stimme auch Robert Crawley in „Downton Abbey“. Ebenfalls als Hörbuch erhältlich: „Spiel der Zeit“ (Band 1), „Das Vermächtnis des Vaters“ (Band 2), „Erbe und Schicksal“ (Band 3), „Im Schatten unserer Wünsche“ (Band 4), „Die Wege der Macht“ (Band 5) und „Möge die Stunde kommen“ (Band 6).

Winter eines Lebens

 

Alle Titel als Taschenbuch erhältlich bei Heyne, je 9,99 Euro.

Random House Audio, 2 MP3 CDs, 736 Minuten; 14,99 Euro


Denglers-buchkritik.de