Kolumne vom 17.12.2018 – Nr.539
Nele Neuhaus
Muttertag
Im Wohnhaus einer stillgelegten Fabrik wird eine Leiche gefunden. Es handelt sich um den ehemaligen Betreiber des Werks, Theodor Reifenrath. Im Hundezwinger im Garten machen Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein eine grausige Entdeckung: Neben einem fast verhungerten Hund liegen menschliche Knochen verstreut und die Spurensicherung fördert immer mehr schreckliche Details zutage. Reifenrath lebte sehr zurückgezogen, seit sich zwanzig Jahre zuvor seine Frau Rita das Leben nahm. Im Dorf will niemand glauben, dass er ein Serienmörder war. Rechtsmediziner Henning Kirchhoff kann einige der Opfer identifizieren, die schon vor Jahren ermordet wurden. Alle waren Frauen. Alle verschwanden an einem Sonntag im Mai. Pia ist überzeugt: Der Mörder läuft noch frei herum. Er sucht sein nächstes Opfer. Und bald ist Anfang Mai.
Der nächste Krimi-Kracher aus der Feder von Bestsellerautorin Nele Neuhaus! Wer hier nicht dem Krimi-Fieber erliegt, der ist in diesem Genre falsch. Nele Neuhaus beweist mit „Muttertag“ erneut, warum sie zu Recht eine so gefeierte Bestsellerautorin ist. Sie hat wieder einen extrem spannenden Fall ersonnen. Der Muttertagskiller hat es in sich, seine Motive sind perfekt herausgearbeitet. Und der Fall bekommt für Pia dann auch noch eine ganz persönliche Note, die Pia unter Strom setzt. Nele Neuhaus ist die deutsche Elizabeth George! Ihre großen Kriminalgeschichten um die Kultermittler Pia Sander und Oliver von Bodenstein erinnern immer mehr an die Romane der Weltbestsellerautorin. Akribisch ausgearbeitete Fälle, starke Figurenzeichnungen, spannende und aktuelle Fälle.
Auch als Hörbuch erhältlich bei Hörbuch Hamburg. Wie gewohnt eine perfekte Lesung von Julia Nachtmann! 22,00 Euro. Hörprobe
Ullstein, 552 Seiten; 22,00 Euro
Steffen Jacobsen
Hybris
Eine junge Frau wird tot aufgefunden. Sie hat eine Schusswunde am Rücken, und ihre Kleider sind von Salzwasser durchtränkt. Kurz vor ihrem Tod hat sie sich ihren Namen und ihr Geburtsdatum in die Haut geritzt. Ein versteckter Hinweis auf den Täter? Kommissarin Lene Jensen übernimmt den Fall. Unterdessen wird Ermittler Michael Sander mit der Suche nach einer spurlos verschwundenen Geigerin betraut. Die Wege von Jensen und Sander kreuzen sich, und sie kommen einem Verbrechen auf die Spur, das an Grausamkeit kaum zu überbieten ist.
Der Däne Steffen Jacobsen, der Chirurg und Autor ist, hat mit seiner Reihe um Kommissarin Lene Jensen und Ermittler Michael Sander bisher beachtliche Erfolge gefeiert. „Trophäe“, „Bestrafung“ und „Lüge“ hießen die ersten drei Thriller, „Hybris“ ist nun der vierte Band der Reihe. Wenn man die ganze Reihe betrachtet, sollte man als Fan skandinavischer Thriller diese zu lesen durchaus in Betracht ziehen, allerdings fällt „Hybris“ unter den vier Romanen etwas ab. Das liegt einerseits am Thema, das mich nicht groß begeistert hat, so auch an der wenig spannenden Umsetzung. Die Geschichte hat seine spannenden Momente, ja, aber zu wenige, um einen in Windeseile die Seiten umblättern zu lassen.
Heyne, 384 Seiten; 14,99 Euro
Peter Prange
Eine Familie in Deutschland – Zeit zu hoffen, Zeit zu leben
Seit Generationen leben die Isings im Wolfsburger Land, fernab der Welt und doch mitten in Deutschland. Alles verändert sich für die Familie, als auf Hitlers Befehl eine gigantische Automobilfabrik entstehen soll, um den „Volkswagen“ zu bauen. Kinderärztin Charly und Filmproduzentin Edda, Autoingenieur Georg und Parteisoldaten Horst – sie alle müssen sich entscheiden: Mache ich mit? Beuge ich mich? Oder widersetze ich mich? Mut, Verzweiflung, Verrat und Liebe im Zeichen des Nazi-Regimes: bewegend schildert Bestseller-Autor Peter Prange die deutsche Jahrhundert-Tragödie und den Weg einer Familie, deren Mitglieder so unterschiedlich sind, wie Menschen nur sein können.
Peter Prange übertrifft sich wieder einmal selbst! Er zeigt mit „Eine Familie in Deutschland“ warum er zu den größten deutschen Geschichtenerzählern gehört. Ein Roman wie ein funkelnder Diamant! Hochkarätige Geschichte, hochkarätige Charaktere, hochkarätige Spannung. Seine Schilderung der damaligen Zeit lassen einen das, was geschehen ist, hautnah miterleben. Man wird Teil der Familie Ising, stellt sich selbst immer wieder die Frage, wie hätte ich in dieser oder jener Situation gehandelt und entschieden. Die von Peter Prange entworfenen Charaktere sind durchweg Figuren mit Ecken und Kanten. Das macht die Geschichte so lebendig. Dies ist das erste Buch „Zeit zu hoffen, Zeit zu leben – 1933 – 1939“. Der zweite Band „Am Ende die Hoffnung“ erscheint im Herbst 2019.
Scherz, 669 Seiten; 22,00 Euro
Stefan Mair, Dirk Messner, Lutz Meyer (Hrsg.)
Deutschland und die Welt 2030
Wann wird Chinas Wirtschaft die Welt dominieren? Was bedeutet es für Europa, wenn sich die Bevölkerung Afrikas bis 2050 verdoppelt haben wird? Wie verändert sich die politische Struktur Europas und was passiert mit unseren Küstenregionen, wenn der Meeresspiegel ansteigt? Mit welchen digitalen Angriffen müssen wir künftig umgehen und wie beherrschen wir die digitalen Parallelwelten, die durch künstliche Intelligenz entstehen? Wie sehen Kriege in Zukunft aus? Werden wir als Deutschland und Europa mit unseren Ideen und unserer Kultur in der neuen Weltordnung eine maßgebliche Rolle spielen?
Mehr als 40 deutsche und internationale Experten zeichnen mit einer Projektion der Entwicklungen ein Gesamtbild unserer Zukunft, schreibt der Verlag. Und ja, dieses Werk setzt Maßstäbe in Sachen Zukunftsaussichten und wie wir damit umgehen sollen und müssen. Man kann dieses Buch mit Freude oder mit Angst lesen. Doch wir können die Zukunft nicht aufhalten, nur das Beste daraus machen. Für Interessenten des Themas ist dieses wuchtige Werk auch ein schönes Weihnachtsgeschenk!
Econ, 413 Seiten; 68,00 Euro
C. E. Morgan
Der Sport der Könige
Henry Forge und seine Tochter Henrietta haben einen Traum: Sie wollen das beste Rennpferd aller Zeiten züchten. Die Familie Forge gehört zu den ältesten und einflussreichsten Pferdezüchterdynastien von Kentucky. Doch als Allmon Shaughnessy auf der Farm anheuert, ein ehrgeiziger junger Schwarzer, und sich Henrietta in ihn verliebt, werden Kräfte freigesetzt, die seit Jahrhunderten das Leben in den Südstaaten bestimmt haben und immer noch machtvoll sind. Angst, Vorurteile und sexuelles Verlangen, Rassismus und Wut, die Kluft zwischen Arm und Reich, Unterdrückung, Gewalt.
„Der Sport der Könige“ erregte in den USA großes Aufsehen, wurde von zahlreichen US-Medien zum besten Buch des Jahres gekürt, mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet und kam 2017 auf die Shortlist des Pulitzerpreises. Liebhaber guter Literatur, großer Geschichten, der amerikanischen im Besonderen, und Pferden werden „Der Sport der Könige“ in ihr Leserherz schließen! Das Buch ist sehr lesefreundlich im Großdruck gedruckt. Eher selten in normalen Verlagsprogrammen anzutreffen, aber sehr erfreulich.
Luchterhand, 951 Seiten; 28,00 Euro
Hörbuch der Woche
Moritz Matthies
Guten Morgen, Miss Happy
Die meisten Hundebesitzer glauben zu wissen, was ihr treuer Freund denkt. Walter, ein Familienvater Anfang 50, findet es heraus: Seine Hündin, Miss Happy, spricht mit ihm, jeden Morgen, unter vier Augen. Und sie hat nicht nur ihre ganz eigene Sicht auf die Welt, sondern auch immer gleich eine Meinung parat. Zu Diäten, Fake News, Hundehotels, Diktaturen, Selbstbaumöbeln, Versicherungsfragen oder der Rangordnung im Familienrudel …
Wollten Sie immer schon mal mit Ihrem Hund über den Alltag diskutieren? In „Guten Morgen, Miss Happy“ macht Walter genau das mit seiner Labrador Hündin Miss Happy. Für Hundefreunde ein Spaß mit Schmunzeleffekt! Moritz Matthies widmet sich vielen brennenden Fragen zwischen Hund und Mensch. Von der Hundeschule und dem Hundeflüsterer bis zum Alleinsein, von der Langeweile bis zur Bespaßung, von der Aufgabe für einen Hund bis zum besten Schlafplatz für ihn, von der Versorgung und Pflege bis zur großen Liebe und dem Tod. „Guten Morgen, Miss Happy“ ist pures Vergnügen! Ronald Zehrfeld ist ein großartiger Schauspieler. Er spielt u. a. meinen Namensvetter in der ZDF-Krimiserie „Dengler“. Und er macht aus diesem Hörbuch ein noch größeres Vergnügen, denn er gibt Miss Happy einen lakonischen Ton und Walter einen fast dauerhaft fragenden. Eine charmante Lesung durch und durch! Anzumerken ist noch, dass es Ronald Zehrfelds erste Lesung überhaupt ist und er mit Freude anmerkt, dass er nun Blut geleckt hat und gerne mehr Hörbücher einlesen würde. Bitte Herr Zehrfeld, kommen Sie bald wieder auf die Hörbuchbühne! Hörprobe
Auch als Hardcover erhältlich bei Rowohlt, 12,00 Euro.
Argon Hörbuch, 4 CDs, 276 Minuten; 16,95 Euro
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