April 19, 2024

Kolumne vom 08.01.2018

Kolumne vom 08.01.2018 – Nr.490


Sven Felix Kellerhoff

daumen rauf

Die NSDAP

Die NSDAP

Die NSDAP war mit bis zu 8,5 Millionen Mitgliedern die größte Partei, die es in der deutschen Geschichte gab. Warum traten so viele Menschen dieser deutschen Bewegung bei? Was machte sie attraktiv? Wer finanzierte die Partei? Welche Rolle spielte sie beim Aufstieg Hitlers zur Macht? All das sind Fragen, auf die es trotz zahlloser Hitler-Biographien und Darstellungen des Dritten Reiches bislang keine Antworten gab. Gestützt auf umfangreiches Archivmaterial, erläutert der Autor die Funktion der NSDAP auf dem Weg zur Macht und während des Dritten Reiches. Anhand von Zeugnissen ihrer Anhänger und Funktionäre zeichnet das Buch die Entwicklung der Hitlerbewegung nach.

Kaum zu glauben, dass es bisher noch keine ausführliche Beleuchtung der NSDAP gab, Sven Felix Kellerhoff holt das nun mit seinem beachtlichen Buch „Die NSDAP“ nach. Unterteilt ist das Buch in 16 Schwerpunkte, die da sind: „Vor Hitler“, „Hitler“, „Ausdehnung“, „Putsch“, „Comeback“, „Weltanschauung“, „Propaganda“, „Mitglieder“, „Geld“, „Erfolg“, „Vabanque“, „Märzgefallene“, „Korruption“, „Volksgemeinschaft“, „Krieg“ und „Nach Hitler“. Sven Felix Kellerhof präsentiert die Fakten in einem gut zu lesenden Ton. Langeweile kommt garantiert nicht auf, eher das Entsetzen, wie es soweit kommen konnte. Wie eine Partei das Volk langsam aber stetig eingefangen und dann immer mehr mit Terror in Schach gehalten hat. Die auch heute wieder sehr berühmten einfachen Antworten auf schwierige Fragen, damit hatte die NSDAP Erfolg. Doch die gab es damals wie heute nicht.

Klett Cotta, 441 Seiten; 25,00 Euro


Wolfgang Hohlbein

daumen runter

Armageddon

Armageddon

Auf dem Flug nach Tel Aviv begegnet Beka dem gleichermaßen faszinierenden wie undurchschaubaren Luke. Doch bevor sie sein Geheimnis ergründen kann, zerreißt eine gewaltige Druckwelle das Flugzeug. Das Undenkbare ist geschehen: Eine Atombombenexplosion vernichtet weite Teile Israels. Aber Beka und Luke überleben. Sie finden sich in einem unterirdischen, verlassenen Tempel wieder, der von geheimnisvollen Symbolen übersät ist. Und alles deutet darauf hin, dass Armageddon begonnen hat – die letzte Schlacht …

Wolfgang Hohlbein, der Altmeister der deutschen Fantasy- und Horrorliteratur, legt mit dem Armageddon-Zyklus eine neue spektakuläre Reihe vor! Auch wenn er einen durchaus guten Grundstein legt, so wäre der erste Band allerdings noch ausbaufähig gewesen. Die Story wechselt zwischen sehr gut bis zu hanebüchen hin und her. Wer da dann plötzlich in der Story auftaucht und was da so manche Figuren treiben, da schlägt man schon mal die Hände über dem Kopf zusammen. Doch irgendwie bleibt man dran, auch wenn es nichts für Zartbesaitete ist. „The Walking Dead“ lässt grüßen, auch hier sollte man mit den Horrorelementen nicht auf Kriegsfuß stehen, denn sonst könnte einen die Serie wie auch „Armageddon“ schnell als zu heftig erscheinen. Man darf gespannt sein, wie Wolfgang Hohlbein den dann nur teils spektakulären Beginn des Zyklus fortsetzt.

Piper, 608 Seiten; 24,00 Euro


Colleen Oakley

daumen rauf

Die kuriosen Symptome der Liebe

Die kuriosen Symptome der LiebeJubilee Jenkins hat das Haus seit neun Jahren nicht mehr verlassen. Sie leidet an einer sehr seltenen Krankheit – einer Allergie gegen Menschen. Nach einem beinahe tödlichen Kuss hat sie sich mit ihren zahllosen Büchern zurückgezogen. Als ihre Mutter jedoch überraschend stirbt, muss Jubilee sich der Außenwelt stellen. Sie findet in der örtlichen Bibliothek nicht nur einen Job, sondern auch eine zweite Heimat und echte Freunde. Und als sie dem charmanten Eric und seinem eigensinnigen Adoptivsohn Aja begegnet, verspürt Jubilee zum ersten Mal wieder den Wunsch, jemandem wirklich nahezukommen. Doch die Berührung eines Menschen kann sie das Leben kosten …

Bezaubernd, berührend, voller Begeisterung und mit viel Gefühl erzählt. In Colleen Oakleys Figuren muss man sich einfach verlieben. Vor allem natürlich in Jubilee, die einen innerlich zum leuchten bringt. Sie ist durch ihre sehr seltene Krankheit eine so besondere Person, die einem dadurch eigentlich so fern ist, und trotzdem ist sie einem ganz nah. Colleen Oakley, ein Familienmensch, hat mit ihrem Debüt „Die kuriosen Symptome der Liebe“ einen Liebesroman der ganz besonderen Art geschrieben. Jubilee und ihre Geschichte bleibt einem noch lange im Kopf. Ein Buch, das man umarmen möchte und das eine Wärmflasche für die Seele ist!

Wunderraum, 476 Seiten; 23,00 Euro


Ilona Jerger

daumen rauf

Und Marx stand still in Darwins Garten

Und Marx stand still in Darwins Garten England, 1881. Zwei bedeutende Männer leben nur wenige Meilen voneinander entfernt: Charles Darwin in einem Pfarrhaus in Kent und Karl Marx mitten in London. Beide haben mit ihren Werken, der eine zur Evolution, der andere zur Revolution, die Welt für immer verändert. Und doch sind sie schlaflos und melancholisch. Darwin hat den Schöpfer abgeschafft, fühlt sich missverstanden und forscht inzwischen still am Regenwurm. Marx grollt der Welt, wartet ungeduldig auf ein mutiges Proletariat, das den Kapitalismus hinwegfegt, verzettelt sich beim Schreiben und kommt über Band 1 des „Kapitals“ nicht hinaus. Eines Abends begegnen sich die beiden bei einem Dinner zum ersten Mal. Schnell kreist ihre Diskussion um Gott und Gerechtigkeit — doch unausweichlich kommt es zum Streit, und der Abend endet in einem Eklat.

Ein ungewöhnlicher, ja außergewöhnlicher Roman, der große Freude macht! Freude, die beiden großen Männer der Geschichte in einer ganz besonderen Konstellation zu erleben, wie sie sich verhalten, handeln, plaudern. Bei der ganzen Fabuliererei um die beiden Größen kommt aber auch die Spannung und das Drumherum nicht zu kurz. Ilona Jerger ist mit ihrem ersten Roman „Und Marx stand still in Darwins Garten“ gleich ein aufsehen erregendes Werk gelungen.

Ullstein, 288 Seiten; 20,00 Euro


Jean Francois Parot

daumen rauf

Commissaire Le Floche & das Geheimnis der Weißmäntel

Commissaire Le Floche und das Geheimnis der Weißmäntel

Paris, 1761: Als ein Polizeibeamter der Korruption verdächtig wird, betreut man den jungen Nicolas Le Floch mit dem Fall. Was als Bagatelle beginnt, wird schon bald zum Mordfall, da der verdächtigte Beamte verschwindet, und zu einem Skandal, der auch König Ludwig XV und seinen Hofstaat treffen könnte. Während die Pariser Gesellschaft sich dem wilden Treiben des Karnevals hingibt, führen Nachforschungen Nicolas Le Floch in Spielhöllen, Abdeckereien, Edelbordelle und die Verliese der Bastille. Wird er das Geheimnis lüften und den König retten?

Commissaire Nicolas Le Floch ist ein absoluter Kultkommissar! Wie kann ich das behaupten, schon nach nur einem Roman, werden Sie fragen. Das hat seine Gründe. Jean-Francois Parot (Jahrgang 1946) hat diesen Roman nicht vor ein, zwei Jahren geschrieben, sondern er wurde im Jahr 2000 in Frankreich das erste Mal veröffentlicht. Seitdem hat er insgesamt 13 Bände mit seinem Helden geschrieben. Die Krimis waren nicht nur in Frankreich sehr erfolgreich, sondern auch in vielen anderen Ländern. Nun gibt es den französischen Kultkommissar aus dem 18. Jahrhundert endlich auch auf Deutsch.

Blessing, 479 Seiten; 17,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Florian Hilleberg und Mark Benecke nach Jason Dark

Brandmal

Florian Hilleberg und Mark Benecke nach Jason Dark

Ein Fall von spontaner Selbstentzündung im Londoner Hyde Park bringt Geisterjäger John Sinclair auf den Plan. Für ihn liegt nahe, dass es sich bei dem Opfer um einen Vampir gehandelt hat. Doch warum sollte sich ein Vampir dem Sonnenlicht aussetzen? Weitere Vorfälle folgen, und auch in Deutschland kommt es an verschiedenen Orten zu spontaner Selbstentzündung. Dort wird der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke zu einem solchen Fall hinzugezogen. Als John Sinclair davon erfährt, tut er sich mit dem bekannten Forensiker zusammen.

Lübbe Audio präsentiert außerhalb der normalen John-Sinclair-Reihe gleich drei neue große Hörspielsondereditionen. Darunter ist das von Bestseller-Mythos Wolfgang Hohlbein geschriebene „Oculus“ (4 CDs; auch als Taschenbuch erhältlich) und „Das andere Ufer der Nacht“ (2 CDs), so wie „Brandmal“ (auch als Taschenbuch erhältlich), geschrieben von Florian Hilleberg und dem bekannten Kriminalbiologen Mark Benecke. Der auch eine Rolle in dem Hörspiel übernommen hat – er spielt sich selbst. Das hätte er mal lieber bleiben lassen, so denkt man zu Anfang. Er wirkt wie ein Dilettant unter den viel guten Sprechern, aber nach und nach gewöhnt man sich an den unlustigen Mark Benecke. Zum Ende, als es dann Schlag auf Schlag geht, ist er dann richtig gut geworden. Dietmar Wunder, alias John Sinclair, liefert natürlich wieder eine Glanzleistung als Geisterjäger ab. Und die Geschichte um die Blutgräfin Elisabeth Báthory, mit der die Geschichte ihren Anfang nimmt, ist spannend und effektvoll gestaltet. Hörprobe

Lübbe Audio, 3 CDs, 159 Minuten; 14,90 Euro


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