Kolumne vom 04.03.2018 – Nr.498
Rita Falk
Kaiserschmarrndrama
Im Wald von Niederkaltenkirchen wird eine nackte Tote gefunden. Sie war erst kurz zuvor beim Simmerl in den ersten Stock gezogen und hat unter dem Namen „Mona“ Stripshows im Internet angeboten. Der Eberhofer steht vor pikanten Ermittlungen, denn zum Kreis der Verdächtigen zählen ein paar ihrer Kunden, darunter der Leopold, der Simmerl und der Flötzinger. Harte Zeiten für den Franz, auch privat: Das Doppelhaus vom Leopold und der Susi wächst in dem Maße wie Franz’ Unlust auf das traute Familienglück. Dann: die zweite Tote im Wald. Das gleiche Beuteschema. Ein Serienmörder in Niederkaltenkirchen?
Der Eberhofer Franz ist ein Garant für großartige Unterhaltungsliteratur! Bei den Dialogen und Eberhofers Gedankengängen lässt’s die Rita Falk wieder richtig krachen. Sie sprühen auch im neunten Eberhofer-Krimi nur so vor Einfallsreichtum und Witz. Und was wäre der Krimi ohne Eberhofers Privatleben. Da ist, wie es so ist in Eberhofers Leben, meist noch mehr geboten als auf der Arbeit. Doch Eberhofer managet die Mordfälle genauso wie das Tohuwabohu was zu Hause herrscht – irgendwie halt. In Niederkaltenkirchen ist wieder mal viel geboten. Den Leser freut’s, denn geselligen Lesestunden mit Eberhofer und Konsorten sind damit garantiert.
dtv, 301 Seiten; 15,90 Euro
Lionel Shriver
Eine amerikanische Familie
USA im Jahr 2029. Der Dollar ist kollabiert und durch eine Reservewährung ersetzt. Wasser ist kostbar geworden. Und Florence Mandible und ihr dreizehnjähriger Sohn Willing essen seit viel zu langer Zeit nur Kohl. Dass es Florence trotz guter Ausbildung so schwer haben würde, ihr Leben zu meistern, hätte niemand aus der Familie gedacht. Doch als die Mandibles alles verlieren und in einem Park Unterschlupf suchen müssen, sind es nicht die Erwachsenen, sondern Willing, der mit Pragmatismus, Weitsicht und notfalls auch krimineller Entschlossenheit dem Mandible-Clan wieder auf die Beine hilft.
Auf diesen Roman habe ich mich sehr gefreut, da er vom Verlag als Roman angekündigt wurde, der das trumpsche Amerika zeigen soll. Als einen Roman von einer amerikanischen Familie im heutigen Amerika und was die Politik Trump mit ihnen und dem Land macht. Doch daraus wurde nichts. Der Verlag warb sozusagen mit alternativen Fakten, denn der Roman spielt im Jahr 2029 und hat daher mit dem trumpschen Amerika von heute gar nichts zu tun. Wenn die Ankündigung des Verlages der Wahrheit entsprochen hätte, hätte man aus dem Roman viel machen können, aber so wirkt er befremdlich. Trotzdem hätte die Bestsellerautorin Lionel Shriver aber auch aus dieser Story ein dramatische und spannende machen können, doch der Roman zieht sich ohne großen Spannungsbogen. Und auch die Figuren konnten mich nicht berühren. Dieser Roman liest sich wie eine Rede von Donald Trump.
Piper, 487 Seiten; 19,99 Euro
Marc Raabe
Schlüssel 17
In der Kuppel des Berliner Doms hängt eine grausam zugerichtete Tote mit schwarzen Flügeln: Es ist die prominente Dompfarrerin Dr. Brigitte Riss. Um den Hals trägt sie einen Schlüssel. In den Griff ist die Zahl 17 geritzt. Tom Babylon vom LKA will diesen Fall um jeden Preis. Denn mit diesem Schlüssel verschwand vor vielen Jahren seine kleine Schwester Viola. Doch Tom bekommt eine unliebsame Partnerin für die Ermittlungen. Die Psychologin Sita Johanns fragt sich schon bald, wer in diesem Fall mehr zu verbergen hat: Tom oder der Mörder, der sie beide erbarmungslos vor sich hertreibt.
Marc Raabe ist bekannt für seine intensiven und ausgetüftelten Thriller. „Schnitt“, „Der Schock“ und „Heimweh“, damit landete er einen Bestseller nach dem anderen. Sein neuer Thriller „Schlüssel 17“ ist der Beginn einer Serie um den vielschichtigen Charakter Tom Babylon, Kommissar beim LKA. Und der Charakter hat es in sich. Da hat Marc Raabe gute Arbeit geleistet. An Tom Babylon hängt man sich als Leser sofort an, will immer mehr von ihm und auch seiner Vergangenheit erfahren. Die Charaktere, die ihn umgeben, hinterlassen auch ihre Fußabdrücke. Der erste Fall des Tom Babylon bietet eine perfekt ausgearbeitete Geschichte mit zahlreichen Überraschungsmomenten und Spannung bis zum Schluss. Schon jetzt einer der besten deutschen Thriller des ersten Halbjahres!
Auch als Hörbuch erhältlich bei Hörbuch Hamburg. Die elegante Stimme des Sascha Rotermund lässt einen die Spannung in jeder Minute spüren. 14,99 Euro. Hörprobe
Ullstein, 510 Seiten; 15,00 Euro
Douglas Preston / Lincoln Child
Obsidian – Kammer des Bösen
Special Agent Pendergast ist vermisst, bei seinem letzten Abenteuer vermutlich ertrunken vor der Küste von Massachusetts. Von Trauer überwältigt, zieht sich Constance Greene, sein Schützling, in dessen New Yorker Anwesen zurück. Erfolglos versucht Pendergasts Bodyguard Proctor dort, sie über den Verlust hinwegzutrösten. Doch dann nehmen die Ereignisse eine unerwartete Wendung: Proctor wird von einem mysteriösen Eindringling überwältigt und betäubt. Als er wieder zu sich kommt, muss er hilflos mit ansehen, wie der Mann mit Constance in einem Auto davonrast. Aber er erkennt den Täter – und nimmt die Verfolgung auf. Rund um den Globus …
Kaum zu glauben, aber „Obsidian“ ist schon der 16. Fall für Special Agent Aloysius Pendergast. Zwei Jahrzehnte lang begleitet diese literarische Kultfigur mich nun schon. Kein Buch hat mich bisher enttäuscht, so auch nicht das aktuelle. Auch wenn Pendergast nicht die Hauptrolle einnimmt, denn Constance Greene bekommt ebenso viel Raum. Doch man erfährt wieder viele Geheimnisse rund um die beiden Figuren. Die beiden sind so auch das Zentrum der Geschichte, weniger ein richtig neuer Fall. Auch andere bekannte Figuren aus den Vorgängerromanen haben wieder ihre Auftritte. Die „Kammer des Bösen“ ist ein gelungener und spannender Pendergast-Band des spitzen Autorenduos Preston & Child.
Knaur, 463 Seiten; 19,99 Euro
Akram El-Bahay
Bücherstadt
Sam ist ein Dieb – aber mit einer List gelingt es ihm trotzdem, in die Palastwache von Mythia aufgenommen zu werden. Er träumt von einem neuen Leben, von großen Aufgaben. Vielleicht wird er gar als Wache des Weißen Königs eingesetzt? Doch statt des Königs soll er nur alte, staubige Bücher bewachen, in der riesigen Bibliothek unterhalb der Stadt. Wie langweilig! Sam kann nicht mal lesen. Bald jedoch erfährt er am eigenen Leib, dass die hallenden Bücherschluchten ebenso gefährliche wie fantastische Geheimnisse bergen.
Dem deutsch-ägyptischen Autor Akram El-Bahay ist nach der faszinierenden „Flammenwüste“-Trilogie mit „Die Bibliothek der flüsternden Schatten“ eine neue Fantasy-Trilogie der Extraklasse gelungen! Das lässt sich schon nach dem ersten Band „Bücherstadt“ (Bücherkönig und Bücherkrieg folgen dieses und nächstes Jahr) sagen. Akram El-Bahay lässt gute Charaktere in einer spannenden Welt agieren. Schade ist aber, dass der Roman nur 382 Seiten hat. Für einen Teil einer Fantasy-Trilogie eigentlich 150 Seiten zu kurz. Da wäre noch etwas mehr drin gewesen.
Bastei Lübbe, 382 Seiten; 14,00 Euro
Hörbuch der Woche
Mario Giordano
Tante Poldi und der schöne Antonio
Bei der Poldi bleibt’s weiterhin turbulent. Es kreuzen wieder mal viel zu viele Männer ihren Weg, die ihr das Leben schwermachen. Und dann ist auch noch einer verschwunden: Thomas, der vor zwei Wochen mit einem Koffer äußerst wertvollen Inhalts von Tansania nach Europa aufgebrochen ist. Dass er diesen Koffer einem afrikanischen Boss gestohlen hat, macht die Sache nicht unbedingt besser. Als Poldi Thomas schließlich aufspürt, ist der Afrikaner leider bereits tot und auch nicht mehr ganz vollständig. Klar, dass die Poldi wieder mal für Gerechtigkeit sorgen muss!
Tante Poldi hat es mittlerweile zur Kultfigur geschafft! Drei Romane waren dafür nur nötig. Eine schwungvolle und ereignisreiche Reise für den Leser – und für Tante Poldi und ihre Begleiter. Das alles und noch mehr bietet der das neue Poldi-Abenteuer „Tante Poldi und der schöne Antonio“. Darin erfährt u. a., dass es in Sizilien vor „schönen Antonios“ nur so wimmelt. Das weitläufige Ende ist Mario Giordano allerdings misslungen. War er da auf Droge, diesen Roman so enden zu lassen? Zuerst überleben mehrer Personen einen unüberlebbaren Kugelhagel und dann taucht auch noch ein Toter auf. Warum hat das Lektorat seinem Autor das nur durchgehen lassen? Das stört den Gesamteindruck etwas. Als ich gelesen habe, dass nicht mehr Philipp Moog den dritten Tante-Poldi-Roman liest war ich sehr enttäuscht, denn er hatte die Frische zwischen italienischem Flair und bayerischer Lebensfreude perfekt in Szene gesetzt. Doch Christian Baumann schafft es relativ schnell, sich als guter, wenn auch keinesfalls als gleichwertiger Ersatz zu erweisen. Auch er beherrscht diese Mischung ganz ordentlich, doch sehne ich, sollte es ein viertes Hörbuch geben, wieder Philipp Moog herbei. Hörprobe
Auch als Paperback erhältlich bei Lübbe, 15,00 Euro.Lübbe Audio, 6 CDs, 444 Minuten; 16,00 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 12.03.2018 – Nr.499
Bernhard Hennen
Der Verfluchte – Die Chroniken von Azuhr 1
Der junge Milan Tormeno ist dazu ausersehen, seinem Vater Nandus in das Amt des Erzpriesters zu folgen: Er soll einer jener mächtigen Auserwählten werden, die die Geschicke der Welt Azuhr lenken. Doch Milan kann nicht akzeptieren, dass sein Schicksal vorherbestimmt ist. Und er kann die Ungerechtigkeiten seines Vaters nicht länger hinnehmen. Er verstrickt sich mit der Meisterdiebin Felicia und der geheimnisvollen Konkubine Nok in ein gefährliches Netz von Intrigen. Gemeinsam geraten sie in den Bann einer alten Prophezeiung – einer Prophezeiung, nach der die Ankunft des „Schwarzen Mondes“ in Azuhr ein neues Zeitalter der Magie einläuten wird.
Der Deutsche Bernhard Hennen gehört weltweit zu den besten Fantasy-Autoren! Nach seiner sagenhaft guten Elfen-Reihe ist Bernhard Hennens neuestes Werk ganz weit weg von Elfen und anderen tolkinschen Geschöpfen, aber um keinen Deut weniger faszinierend, ereignisreich und spannend. „Die Chroniken von Azuhr“ vereinen Motive aus historischen Mittelalterromanen mit italienischem Flair, mit denen aus „Game of Thrones“ und dem, was man von traditionellen Fantasy-Romanen kennt und schätzt. Der gute Milan, der böse Nandus und die undurchsichtige Felicia sind Charaktere mit denen man auf jeder Seite mitfiebert. „Die Chroniken von Azuhr“ sind eine Fantasy-Saga der Extraklasse! Das kann man schon nach dem ersten Roman der Reihe sagen.
TOR, 572 Seiten; 16,99 Euro
Michéle Binswanger
Fremdgehen
Frauen gehen anders fremd als Männer: manchmal, um aus der Beziehung auszubrechen. Manchmal, um drinzubleiben. Aus Lust und Leichtsinn. Und manchmal einfach nur, um zu sehen, ob sie überhaupt noch leben. Die Autorin hat mit zahlreichen Frauen übers Fremdgehen und ihre intimen Erfahrungen gesprochen — und über ihre Motive, Strategien und Gefühle. Paartherapeuten und Psychologen erklären aus wissenschaftlicher Sicht das Wesen der Liebe und Sexualität, woraus die Autorin ein wichtiges Fazit zieht: Nicht Untreue zerstört unser Beziehungsleben, sondern falsch verstandene Treue.
Fremdgehen ist ja ein Thema, das sehr unschön ist, daher, wenn man darüber ein Buch schreibt, dann muss man das Thema spannend, breitgefächert und feinfühlig erzählen. Nichts davon trifft auf das Buch der Schweizerin Michéle Binswanger zu. Spannend ist es schon gar nicht, auch wenn die Autorin durchaus eine angenehme Art des Erzählens hat. Breitgefächert, nein, auch das nicht, da sie zwar viele Themen des Fremdgehens anspricht, aber immer nur an der Oberfläche bleibt und auch zu wenig aktuell. Feinfühlig, na ja, sie lässt Frauen in Interviews zu Wort kommen, die dann erzählen. Die Autorin selbst spult das Thema einfach nur so runter. Das Buch wurde ein Bestseller. Das sehr ansprechende Cover und der allgemeine Titel haben da sicher ihren Anteil daran.
Ullstein, 284 Seiten; 14,99 Euro
Romy Fölck
Totenweg
Eine junge Polizistin. Ein Kriminalhauptkommissar kurz vor der Pensionierung. Nichts verbindet sie – außer dem nie aufgeklärten Mord an einem jungen Mädchen. Für ihn ist es ein Cold Case, der ihn bis heute nicht loslässt. Für sie: ein Albtraum ihrer Kindheit. Denn sie fand damals die Leiche und verbirgt seither ein furchtbares Geheimnis. Achtzehn Jahre hat sie geschwiegen – bis ein weiteres Verbrechen geschieht und die Vergangenheit sie einholt.
Romy Fölck zeigt in ihren Krimis, dass sie die Qualitäten einer Elisabeth Herrmann und eines Andreas Gruber hat! Romy Fölck entwickelt von Anfang an eine Sogwirkung. Die beiden so unterschiedlichen Figuren der jungen Frida Paulsen und dem kurz vor der Pension stehenden Bjarne Haverkorn nehmen einen schnell mit. Jeder hat seine Geheimnisse, die in der Geschichte zum tragen kommen. Die Story kommt sehr schnell auf Touren. Romy Fölck bringt es auf den Punkt, sie bläst nichts auf. Sie wechselt von der Gegenwart in kurzen Schlaglichtern auch immer wieder in die Vergangenheit und bringt so langsam Licht ins Dunkel. Mit „Totenweg“ befindet sich jeder Krimileser auf dem richtigen Weg!
Lübbe, 410 Seiten; 20,00 Euro
Larry Niven
Ringwelt Thron / Hüter der Ringwelt
Vor vielen Jahren reiste eine Expedition zur Ringwelt ― ein riesiger, um eine Sonne kreisender Kunstplanet, erbaut von den sogenannten Protektoren. Nun ist die Ringwelt wieder in Gefahr: Eine unbekannte Macht zerstört Raumschiffe, und Kämpfe entbrennen unter den Erbauern des Planeten. Es ist klar: Die Ringwelt benötigt ihren eigenen Protektor. Doch wer soll den Thron der Ringwelt besteigen?
Larry Niven ist einer der Großmeister der Science-Fiction-Literatur! Sein „Ringwelt“-Zyklus ist von Anfang bis Ende sagenhaft. Für den Leser ist es ein großes Glück, dass sich dieser über zahlreiche Werke und viele Tausend Seiten überstreckt. Bastei Lübbe schenkt den Fans und den Neueinsteigern eine Neuauflage, in der jeweils zwei Bände in einem Buch erscheinen. Mit „Ringwelt Thron“ und „Hüter der Ringwelt“ ist nun der zweite Doppelband erschienen.
Bastei Lübbe, 814 Seiten; 12,00 Euro
Rachel Joyce
Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
Mister Frank hat eine besondere Gabe: Er spürt, welche Musik die Menschen brauchen, um glücklich zu werden. In Franks Plattenladen in einer vergessenen Ecke der Stadt treffen sich Nachbarn, Kunden und die anderen Ladenbesitzer der Straße und hören Klassik und Jazz, Pop und Punk. Keiner weiß, wie lange sie hier noch überleben können. Da taucht eines Tages die Frau in Grün vor Franks Schaufenster auf. Sosehr er sich auch bemüht, Frank kann einfach nicht hören, welche Musik in ihr klingt …
Die Engländerin Rachel Joyce landete mit „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ einen sensationellen Bestseller. Nun liegt nach weiteren Romanen ihr neuer vor, „Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie“. Ein Roman, der wie ein schönes Musikstück klingt, das man immer wieder hören möchte. Auch wenn man das Buch zugeschlagen hat, hallt die Geschichte immer noch nach. Rachel Joyce ist wieder ein sehr bewegender Roman gelungen.
Krüger, 384 Seiten; 19,99 Euro
Hörbuch der Woche
Luca D’Andrea
Das Böse, es bleibt
Südtirol, im Winter. Marlene ist auf der Flucht, panisch steuert sie ihr Auto durch den Schneesturm. Im Gepäck: ein Beutel mit Saphiren, den sie ihrem skrupellosen Ehemann aus dem Safe entwendet hat. Wegener ist der Kopf einer mafiösen Erpresserbande, und Marlene weiß, dass er seine Killer auf sie hetzen wird. Da stürzt ihr Wagen in eine Schlucht. Marlene erwacht in einer abgelegenen Berghütte, gerettet von einem wortkargen Alter. Bei ihm und seinen Schweinen glaubt sie sich in Sicherheit vor ihrem Mann. Bald jedoch stellt sie mit Entsetzen fest, dass von dem Einsiedler eine noch größere Gefahr ausgeht …
Der junge Italiener Luca D’Andrea hatte im letzten Jahr gleich mit seinem ersten Thriller „Der Tod so kalt“ einen großen Bestseller gelandet. Er erschien in über 40 Ländern. Sein Erstling war gut, hatte aber noch so seine Schwächen. Nun ist sein zweiter Thriller erschienen. „Das Böse, es bleibt“ ist ein erstklassiger Psychoschocker, der den Psychohorror auf ganz leisen und eiskalten Sohlen in die Köpfe seiner Leser schleichen lässt! So oft kommt das ja nicht vor, aber der zweite Thriller von des Autors Luca D’Andrea ist um Längen besser als sein erster. Und einen kleinen, so unscheinbar anmutenden Satz, werden Sie nie wieder vergessen. „Süße Lissy, kleine Lissy“. Lissy ist ein Schwein, ein riesengroßes Schwein, und dieses Schwein wird Sie nach der Lektüre, und vor allem nach dem Hören des Hörbuchs bis in Ihre Träume verfolgen. Versprochen! Matthias Koeberlin hat daran einen großen Anteil, denn so wie er diesen Satz, die ganze Geschichte liest, das ist Gänsehaut pur. Der Thrill ist jede Minute zu hören und zu spüren. Hörprobe
Auch als Paperback erhältlich bei DVA, 15,00 Euro.
Der Hörverlag, 1 MP3 CD, 469 Minuten; 14,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 19.03.2018 – Nr.500 Jubiläumsausgabe
Gunnar Kaiser
Unter der Haut
New York während des Sommers von 1969: Der Literaturstudent Jonathan Rosen macht die Bekanntschaft des bibliophilen Dandys Josef Eisenstein. Durch den geheimnisvollen älteren Mann lernt der unerfahrene Junge nicht nur die Welt der Kunst und des Geistes, sondern auch die Macht der Verführung kennen und erlebt in diesen hellen Tagen sein Coming of Age. Zu einem ersten sexuellen Erlebnis kommt es in Eisensteins Atelier. In den folgenden Wochen machen sie sich die beiden in den Straßen New Yorks auf die Suche nach neuen „Opfern“. Ihr Muster: Eisenstein, der selber niemals eine Frau berührt, lehrt Jonathan die Kunst der Verführung; sie bringen die Frauen in sein Apartment, wo Jonathan mit ihnen schläft, während Eisenstein sie beobachtet. Mit der Zeit wächst in Jonathan ein Verdacht, dass über seinem Mentor ein dunkles Geheimnis liegt.
Ein Roman, der einen umgarnt, umschmeichelt, mit einem spielt, einen herausfordert und dann blitzartig zustößt – mit einem Dolch mitten ins Herz seines Lesers! Gunnar Kaiser ist mit seinem Debüt „Unter der Haut“ ein echtes literarisches Highlight gelungen. Es verknüpft mehrere Genres: Drama, Entwicklungsroman, Krimi, und hat dabei mit Jonathan Rosen und Josef Eisenstein zwei ausgezeichnete Charaktere zu bieten. Ein Roman, der einen auch durch seine vielen kleine Stillleben in der Geschichte begeistert. Gunnar Kaiser entwirft auch im Kleinen große Bilder. „Unter der Haut“ geht unter die Haut!
Auch als Hörbuch erhältlich bei Osterwold Audio. Ein Roman – zwei ausgezeichnete Charaktere. Ein Hörbuch – zwei umschmeichelnde Sprecher. Julian Mehne und Reinhard Kuhnert erfüllen diesen Part ausgezeichnet. 24,99 Euro. Hörprobe
Berlin Verlag, 517 Seiten; 22,00 Euro
Ruben Laurin
Die Kathedrale des Lichts
Anno 1215. Dem Waisenjungen Moritz widerfährt großes Leid. Nur, wenn er Skulpturen aus dem Stein haut, vergisst er alle Schmerzen. Jahre später erkennt ein reisender Baumeister Moritz’ Talent und nimmt ihn mit nach Magdeburg, wo eine Kathedrale gebaut wird. Rasch macht sich Moritz einen Namen unter den Steinmetzen. Doch nicht jeder auf der riesigen Baustelle bewundert den jungen Künstler. Vor allem Gotthart, ein bekannter Bildhauer, neidet Moritz den Erfolg. Als Moritz sich ausgerechnet in die Frau verliebt, um die auch Gotthart wirbt, verfolgt dieser nur noch ein Ziel: die Vernichtung seines Rivalen, um jeden Preis.
Ruben Laurin, ein Pseudonym, macht den deutschen Ken Follett und baut literarisch auch eine Kathedrale. Soweit so gut. Leider kommt der deutsche Autor nie an das englische Original heran. Vor allem die Dramaturgie lässt viel Luft nach oben. Magisch anziehend ist der Roman nur selten, was bei einem Ken Follett praktisch in der literarischen DNA liegt. Die geschichtlichen Aspekte sind interessant, aber mehr auch nicht, die Liebesgeschichte etwas zu aufgeblasen und die Spannung kommt zu kurz. „Die Kathedrale des Lichts“ bietet gute Ansätze und einiges Interessantes, aber er sticht unter den zahlreichen historischen Roman nicht heraus.
Bastei Lübbe, 591 Seiten; 11,00 Euro
Horst Eckert
Der Preis des Todes
Als Staatssekretär Christian Wagner erhängt in seiner Berliner Wohnung aufgefunden wird, glaubt Sarah Wolf nicht an Selbstmord. Die Moderatorin einer politischen TV-Talkshow hatte seit ein paar Wochen eine Beziehung mit dem Politiker, der gerade von einem Boulevardblatt als Lobbyist des Krankenhausbetreibers Samax AG hingestellt wurde – eine Katastrophe für Christians Karriere, aber ein Grund für einen Suizid? In seinen Unterlagen stößt sie auf einen Bericht über ein Flüchtlingslager in Kenia. Und muss sich fragen, wie gut sie den Mann kannte, den sie zu lieben glaubte. Unterdessen wird an einem See bei Düsseldorf eine Frauenleiche entdeckt. Kommissar Paul Sellin findet heraus, dass Johanna Kling kurz vor ihrem Tod mit Christian Wagner in Kontakt stand. Was hatte die 28-jährige Menschenrechtsaktivistin mit dem Politiker aus Berlin zu schaffen?
Horst Eckert ist einer der profiliertesten Krimiautoren Deutschlands! Obwohl auf dem Cover Thriller steht handelt es sich bei „Der Preis des Todes“ eindeutig um einen Kriminalroman. Aber einen richtig guten! Die Ermittlungen des Kommissars sind nicht der Hauptteil der Geschichte, der dreht sich um Sarah Wolf, die Politik, den Lobbyismus, die Wirtschaft, die Seilschaften zwischen allen, Journalismus und das Fernsehen. Ein sehr spannender Themenkomplex, den Horst Eckert zu einem ebenso spannenden Krimi zusammengefügt hat. „Der Preis des Todes“ ist jede Leseminute wert!
Wunderlich, 413 Seiten; 19,95 Euro
Ralf H. Dorweiler
Das Geheimnis des Glasbläsers
Anno Domini 1452: Glas, so klar wie ein Gebirgsbach – so etwas hat im Heiligen Römischen Reich noch niemand gesehen, nicht einmal Kaiser Friedrich III. In seinem Auftrag wird der junge Glasbläser Simon ausgesandt, die geheime Rezeptur des Kristallglases zu stehlen. Nur ein Tumber und ein Esel begleiten ihn auf der gefahrvollen Reise über die Alpen in die prachtvolle Lagunenstadt Venedig. Mithilfe einer Kurtisane kommt Simon dem Geheimnis näher. Doch ein skrupelloser Serienmörder und eine betörend schöne Frau lassen die kaiserliche Mission zur Nebensache werden – und führen Simon mitten hinein in die Schlacht um Konstantinopel …
Ralf H. Dorweiler konnte mich schon mit seinem historischen Debütroman „Der Pakt der Flößer“ überzeugen. Nun liegt sein zweiter historischer Roman vor, „Das Geheimnis des Glasbläsers“. Und wieder hat Ralf H Dorweiler einen fantastischen historischen Roman geschrieben, der einen von Anfang an mit seiner Geschichte und den darin wandelnden Figuren begeistert. Ralf H. Dorweiler ist ein Geheimtipp unter den deutschen Autoren historischer Romane!
Bastei Lübbe, 573 Seiten; 11,00 Euro
Sven Enger
Alt, arm und abgezockt
Fast alle Menschen verlassen sich bei ihrer Altersvorsorge auf ihre Lebensversicherung. Lebensversicherer müssen ihre Kapitalanlagen in sichere festverzinsliche Bundesanleihen anlegen. Doch die niedrigen Zinsen verhindern die notwendige Rendite, sodass die Altzusagen an die Versicherten nicht bedient werden können. Schon jetzt wissen zahlreiche Versicherer nicht mehr, wie sie ihr Kapital investieren sollen. Vor unseren Augen werden die ersten Auffanggesellschaften gegründet. Das Geschäftsmodell Lebensversicherung kollabiert. Die meisten der 93 Millionen laufenden Lebensversicherungsverträge werden nicht wie versprochen ausgezahlt.
Mir war die Lebensversicherung mit ihren Versprechen schon langen ein Dorn im Auge. Mir taten alle Menschen leid, die eine abschlossen, weil klar war, dass nichts was der Versicherer versprach, eingehalten werden würde. Außer natürlich nach einem Todesfall, aber dann hat der Eigentümer ja nichts mehr davon. Da die Deutschen leider an einer Aktienangst leiden, konnten die Versicherer millionenfach Verträge abschließen, die für die Kunden eben nicht das bringen würden, was ihnen versprochen wurde. Autor Sven Enger, ein Kenner der Szene, klärt in seinem Buch nun sehr deutlich auf, in welche Falle die Versicherer sich und ihre Kunden getrieben haben. Der große Knall wird wohl kommen, und der wird Versicherer pleite gehen lassen und Milliarden Euro an Kundengeldern vernichten.
Econ, 288 Seiten; 18,00 Euro
Hörbuch der Woche
Holly Black / Cassandra Clare
Magisterium 4 – Die silberne Maske
Callum und Tamara haben einen schrecklichen Verlust erlitten. Sie wissen zwar endlich, wer im Magisterium ihr Gegenspieler ist. Aber sie können sich nicht sicher sein, wer sich im Kampf auf ihre Seite schlagen wird. Während sich die Kräfte des Bösen weiter im Hintergrund sammeln, gerät Callum immer stärker in eine Zwickmühle. Da er das Erbe des Feindes des Todes in sich trägt, könnte er dessen dunkle Gabe nutzen und für sich und seine Freunde geliebte Menschen vom Tod zurück ins Leben holen. Doch welchen Preis muss er zahlen, wenn er sich wirklich mit dem Bösen einlässt?
Oliver „Justus Jonas“ Rohrbeck ist als Sprecher einer der Detektive der Drei ??? einer DER deutschen Kultsprecher überhaupt. Egal ob Hörspiel oder Hörbuch, wenn er spricht, dann muss man zuhören. Das kommt dem vierten Teil der „Magisterium“-Reihe zu gute, denn der Roman hat durchaus seine Schwächen. Es dreht sich etwas im Kreis und es passiert nicht so viel wie in den Vorgängerromanen. Aber einen Fan der Serie schmerzt das nur ein bisschen, denn man ist ja froh dass es weitergeht. Die Bestsellerreihe der beiden Autorinnengrößen Holly Black und Cassandra Clare hat es immer noch drauf. Auch wenn man diesmal eben ein paar Abstriche machen muss. Hörprobe
Auch als Hardcover erhältlich bei ONE, 17,00 Euro.
Lübbe Audio, 6 CDs, 361 Minuten; 20,00 Euro
Denglers-buchkritik.de
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