Oktober 7, 2024

Kolumne vom 01.04.2019

Kolumne vom 01.04.2019 – Nr.554


Don Winslow

daumen rauf

Jahre des Jägers

Jahr des Jägers

Art Keller, der berühmte US-Drogenfahnder, steht vor der Aufgabe seines Lebens: die amerikanische Anti-Drogen-Politik ist gescheitert, die Menge des jährlich importierten Heroins hat sich vervielfacht. Die mächtigen mexikanischen Drogenkartelle versuchen, die amerikanische Regierung zu unterwandern – an deren Spitze ein umstrittener neuer Präsident steht. Art Keller folgt den Spuren des verschwundenen legendären Drogenbosses Adan Barrera und findet sich in einen brutalen und gnadenlosen Kampf gegen beide Seiten verstrickt. Er muss feststellen, dass Drogen- und Waffengeschäfte unfassbare Dimensionen angenommen haben. Dabei kommt der Feind aus einer ganz unerwarteten Richtung. Es beginnt ein entfesselter Krieg mit epischem Ausmaß, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse schon längst verschwunden sind.

Nach den preisgekrönten Bestsellern „Tage der Toten“ und „Das Kartell“ ist „Jahre des Jägers der Abschluss von Don Winslows Drogenepos. Die zerstörerische Kraft der Drogen auf der Seite der Konsumenten ist bekannt, die andere, die der Produzenten, kennt man aus den Nachrichten. Blutige Massaker stehen fast an der Tagesordnung. Der Kampf um die Vorherrschaft im Drogengeschäft hat Hunderttausende Opfer gefordert. Dieser Roman vermittelt, wie schon seine Vorgänger, noch einmal dieses unglaubliche bedrückende Gefühl, das Menschenleben, wenn es um die Drogenbarone und ihr Geschäft geht, genau eine Kugel wert sind und nicht mehr. Art Keller ist eine Figur, die man nicht vergessen wird. Wer Don Winslows Trilogie über den mexikanischen Drogenkrieg nicht gelesen hat, hat ein Stück moderne Literaturgeschichte verpasst!

Droemer, 991 Seiten; 26,00 Euro


Ferdinand von Schirach

daumen runter

Kaffee & Zigaretten

Kaffee & Zigaretten

Das Buch verwebt autobiographische Erzählungen, Aperçus, Notizen und Beobachtungen zu einem erzählerischen Ganzen, in dem sich Privates und Allgemeines berühren, verzahnen und wechselseitig spiegeln. Es geht um prägende Erlebnisse und Begegnungen des Erzählers, um flüchtige Momente des Glücks, um Einsamkeit und Melancholie, um Entwurzelung und die Sehnsucht nach Heimat, um Kunst und Gesellschaft.

Da ich weder rauche noch Kaffee trinke, war ich gespannt, ob mich Bestsellerautor Ferdinand von Schirrach zumindest literarisch auf irgendeine Art für beides begeistern würde können. Zum Glück für mich war der Titel dann doch nicht Programm, sonst wäre das Buch für mich wahrlich zu einer Art Horrorroman mutiert. Aber auch so bin ich doch enttäuscht vom großartigen Stilisten Ferdinand von Schirach. Für mich lesen sich die kleinen Geschichten und Notizen – er schafft es, 48 Kapitel auf sage und schreibe nur 187 Seiten unterzubringen – wie eine Ansammlung von dem, was dem Autor so über die Jahre größtenteils Belangloses eingefallen ist. Mach mal ein Buch daraus, dachte er sich, der Verlag verlegt es bestimmt. Ich bin ja Bestsellerautor! Geschrieben, geschehen. Wäre auf dem Manuskript nicht Ferdinand von Schirach gestanden, hätte der Lektor das Buch ohne Kommentar zum Autor zurückgeschickt. Mehr muss man zu diesem Werk nicht mehr sagen.

Luchterhand, 187 Seiten; 20,00 Euro


Kira Licht

daumen rauf

Gold & Schatten

Gold & SchattenGerade erst nach Paris gezogen, verliebt sich die sechzehnjährige Livia Hals über Kopf in Maél. Seine Welt sind die düsteren Katakomben unter den Straßen der Stadt. Die beiden kommen sich schnell näher, doch der draufgängerischen Maél geht immer wieder auf Abstand. Was hat er zu verbergen? Und warum um alles in der Welt kann Livia plötzlich Botschaften hören, die Bäume und Pflanzen zuflüstern? Ist sie dabei, den Verstand zu verlieren? Als es Livia schließlich gelingt, die einzelnen Fäden miteinander zu verknüpfen, kann sie kaum glauben, welches Geheimnis sich ihr offenbart. Denn dass sie Maél kennengelernt hat, war alles andere als ein Zufall…

„Gold & Schatten“ ist das erste Buch der Götter, einer Dilogie rund um die griechische Götterwelt mitten in Paris. Kira Licht hat mich gleich von Anfang an für sich eingenommen. Spannung, Romantik, Witz, gekonnt eingesetzte Fantasy-Elemente, anziehende Charaktere, alles war gleich da. Dazu das pulsierende Paris als weiteren „Charakter“. Eine sehr gute Wahl. Und Kira Licht beschreibt nicht nur ihre nicht perfekten Charaktere perfekt, sondern auch die Umgebung. Zum Ende hin wird die Spannung immer mehr und der Cliffhanger ist echt fies. Die Vorfreude auf den nächsten Band ist groß.

One, 541 Seiten; 17,00 Euro


Wiebke Lorenz

daumen rauf

Einer wird sterben

Wiebke Lorenz Keiner wird sterben

Eines Morgens steht es plötzlich da. Das schwarze Auto. Mitten in der ruhigen Blumenstraße in einem gehobenen Wohnviertel. Darin ein Mann und eine Frau, die reglos dasitzen. Stundenlang, tagelang. Nach und nach macht diese stumme Provokation die Anwohner nervös. Allen voran Stella Johannsen, die sich immer und immer wieder die eine Frage stellt: Was wissen sie? Über die schreckliche Nacht vor sechs Jahren, als Stella und ihr Mann Paul einen schweren Unfall hatten. Einen Unfall, bei dem ein Mensch starb. Sind sie deswegen hier? Was werden sie tun? Und wie viel Zeit bleibt Stella noch?

Wiebke Lorenz hat mich schon mit ihren Psychothrillern „Alles muss versteckt sein“ und „Bald ruhest du auch“ begeistert. Sie hat bewiesen, dass sie nicht „nur“ sehr gute Liebeskomödien, sondern auch sehr gute Psychothriller schreiben kann. Ihr neuestes Werk knüpft an die Qualität der Vorgänger an. „Einer wird sterben“ ist ein Psychothriller mit Nägelkaugarantie und mit spannenden Wendungen! Wiebke Lorenz hat wieder einen Psychothriller-Volltreffer gelandet.

Scherz, 349 Seiten; 14,99 Euro


Felix Bork

daumen rauf

Oh, eine Pflanze!

Oh eine Pflanze

Pflanzen sind die Grundlage unseres Lebens. Sie machen Sauerstoff und uns glücklich. In diesem Buch findest du Arten, die du in unserer heimischen Natur entdecken kannst. Wie sie aussehen, wo sie leben und wie sie Sex machen. Und dann geh raus und schau sie dir genau an, denn Pflanzen sind beeindruckend und wunderschön.

Oh, was für ein verrückt-schönes Buch! Mal kein Buch mit Pflanzenfotos, sondern mit lustigen, informativen und einprägsamen Zeichnungen. „Oh, eine Pflanze!“ wird alle humorvollen Pflanzefreunde begeistern. Selten war Pflanzenlernen lustiger. Nach „Oh, ein Tier!“ und „Und was isst du dann?“ überzeugt Felix Bork auch mit „Oh, eine Pflanze!“.

Eichborn, 304 Seiten; 30,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Sebastian Pufpaff

Krassvieldrinpaket 2012 – 2018

Krassvieldrinpaket

Das einzigartige Pufpaff-„Krassvieldrinpaket“ beinhaltet Unerhörtes, Ungehörtes und bisher Vernachlässigtes. Der Künstler zeigt sich endlich von seiner menschlichen Seite, die von den drei großen „G“ unserer Zeit dominiert wird: Freiheit, Spaß und Zeit für sich und Andere. Frei nach dem Motto: Auch fünf Streifschüsse erlegen einen Hirsch, ist vielleicht nicht alles ein Treffer, aber dafür immer treffend. Die Programme „Warum“ und „Auf Anfang“ endlich unzensiert, ungeschminkt und ehrlich dreckig.

Lachen auf höchstem Niveau, das bietet einem Sebastian Pufpaff! Zwei Programme, 4 CDs, und ein endloses Schmunzeln oder lautes loslachen sind garantiert. Sebastian Pufpaff nimmt sich Themen an, die wir alle kennen. Von Beziehungen, vom Alltag, Politik, Flüchtlinge, der Umwelt und noch so viel mehr. Ich könnte hier so viel erwähnen, aber greife mal zwei Sachen heraus. Das es in Dresden so viele Flüchtlinge gibt (satte 3 %), dass man sie erstmal vor allen Häusern wegschaufeln muss, um überhaupt auf die Straße zu kommen. Pufpaff live! Oder wie er von vier Mädchen einem Waterboarding unterzogen worden ist, mit einem Tempo und einer Tüte Capri Sonne. Der Titel der CDs ist wahrlich Programm: „Krassvieldrinpaket“. Hörprobe

WortArt / Random House Audio, 4 CDs, 300 Minuten; 19,99 Euro


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