Juli 31, 2025

Kolumne 28.07.2025 Nr. 863

 

      BuchKolumne 28.07.2025 Nr. 863

Felicity Whitmore – Im Tal des Goldregens
Liz Webb – Die Bucht
Kristina Pfister – Nach dem Sommerregen
Anna Benning– To Tempt a God
Tyler Wetherall – Amphibium

Hörbuch der Woche:

Janne Mommsen – Das Licht in den Wellen

Felicity Whitmore – Im Tal des Goldregens

Felicity Whitmore - Im Tal des Goldregens

Kein Blick ins Buch vorhanden

Ein seltsamer Fund auf dem Dachboden macht die erbitterten Konkurrenten Melissa und Leo zu unfreiwilligen Verbündeten: Denn die Truhe voll gelber Seidenkleider erzählt von den Schicksalen und der Freundschaft zweier Bordellmütter im Denver der 1880er-Jahre. Die beiden Journalisten wittern eine große Story. Doch erzählen können sie sie nur gemeinsam. USA, 1880. Entlang der Union Pacific Railroad gründet Mattie Silks mehrere Freudenhäuser und wird schnell zur wohlhabenden Geschäftsfrau. Als Jennie Rogers Mattie zum ersten Mal trifft, ist sie tief beeindruckt von ihr. Jahre später werden die beiden in Denver zu Konkurrentinnen und schließlich Verbündeten, die gefährlichen Männern entgegentreten müssen, um sich und ihren Töchtern das Leben zu retten.

Felicity Whitmore ist die deutsche Lucinda Riley! Und diesem Qualitätsstempel wird sie auch mit ihrem neuen Roman „Im Tal des Goldregens“ gerecht. Die Geschichte beginnt 1865, als die 19-jährige Mattie ihr erstes Freudenhaus eröffnet. Waren zu verkaufen, zu viel Aufwand, zu wenig Verdienst. Mattie ist geschäftstüchtig, Frauen zu verkaufen ist da mehr ihr Ding. Die andere starke weibliche Hauptfigur ist die 17-jährige Leah, die vor ihrer langweiligen Ehe flüchtet, und zuerst auf einem Dampfschiff unterkommt. Bis sie Mattie kennenlernt. In der Gegenwart lernen wir dann die Journalistin Melissa kennen, deren moralischen Grundprinzipien nicht zu ihrem Job passen, und Leo, der eigentlich ein netter Journalist sein möchte, aber trotzdem eiskalt agiert. Wieder schafft es Felicity Whitmore zwei tolle und spannenden Geschichten zu erzählen und sie zu einem großen Ganzen zusammenzuführen. „Im Tal des Goldregens“ ist ein durch und durch prächtiger und spannender Roman, der mit so tollen und starken Frauenfiguren besetzt ist, dass es nur so eine Schau ist! Diese Geschichte gehört sich verfilmt. Netflix, bitte eine Serie daraus machen!

dtv, 378 Seiten; 13,00 Euro

  Liz Webb – Die Bucht

In der Hoffnung auf einen Neuanfang zieht Nancy mit ihrem Mann Calder auf eine kleine Insel vor der Westküste Schottlands. Es fällt ihr jedoch schwer, sich in der kargen Landschaft mit den verschlossenen Bewohnern einzuleben. Und dann wird auch noch ihr größter Alptraum wahr: Sie findet Calders umgestürztes Boot in einer Bucht, sein Körper treibt regungslos im eiskalten Wasser. Dass er überlebt, gleicht einem Wunder. Doch Calder ist nach diesem Vorfall nicht mehr derselbe. Nancy spürt, dass er etwas vor ihr verbirgt, und sein Verhalten macht ihr Angst. Und als eine Leiche an den Strand gespült wird, weiß Nancy: Ein Neubeginn kann die Vergangenheit niemals völlig auslöschen.

Liz Webbs Thriller-Debüt „Das Waldhaus“ war ein Bestseller! Auch ich war begeistert. Und nun legt die Britin mit „Die Bucht“ nach. Das Setting, die Figuren, die Geheimnisse – von Beginn an nimmt einen diese durchtrieben düstere und unheimlich spannende Geschichte gefangen! Liz Webb schreibt aus der Sicht von Nancy. Durch ihre Augen lernen wir die karge und stürmische Insel kennen, ihre undurchsichtigen Bewohner, und natürlich Calder, ihren langjährigen Freund. Den sie so gut kennt. Nein, tut sie nicht. Die Verwicklungen nehmen zu. Immer mehr Lügen, auf allen Seiten, kommen ans Licht. Liz Webb sorgt wieder für reichlich Überraschungen. Und sie kann auch wieder mit Alltäglichem punkten. Sie beschreibt auch das Normal, eingepasst in die Geschichte, spannend. Ein Satz in diesem Buch hat auch noch einiges an Gewicht: „Man ist erst tot, wenn man warm und tot ist.“ „Die Bucht“ ist eine echte Thriller-Wucht!

Goldmann, 380 Seiten; 17,00 Euro

Kristina Pfister – Nach dem Sommerregen

Kristina Pfister - Nach dem Sommerregen
Früher haben sie fast jedes Wochenende im alten Ferienhaus der Familie verbracht, heute treffen sie sich dort nur noch zu besonderen Anlässen: Cecilia, Jonas und Marika Ritter wohnen in alle Winde verstreut, leben ihre eigenen Leben, versuchen, ihre eigenen Krisen zu bewältigen. Als die Eltern sich trennen, das Haus verkaufen wollen und damit ihr sicherer Hafen wegzubrechen droht, wollen sie ein paar letzte Wochenenden gemeinsam dort verbringen. Zwischen Loslassen und Festhalten, im Versuch, sich als Familie neu zu finden, stellen sich die drei der Frage, wer sie eigentlich sind, ohne das Ferienhaus an der alten Mühle.

Kristina Pfister schreibt lebensnahe Romane und schickt darin toll entworfenes Personal durch alltägliche Probleme – Leben, Liebe, Freunde, Familie! Die Autorin konnte mich mit ihren beiden Vorgängerromanen „Ein unendlich kurzer Sommer“ und „Tage im warmen Licht“ für sich einnehmen. Und auch mit ihrem dritten Roman „Nach dem Sommerregen“ hat sich mich wieder auf ihre Seite gezogen. Sie beschreibt die Paar- und Familienbeziehungen ganz wundervoll. Melancholie schwingt immer mit beim alltäglichen Drama der Beziehungen. Wieder sehr lebensnah dargestellt. Aber mir fehlt diesmal etwas die Tiefe, die Ausgewogenheit bei den Figuren, das Klare und Erklärende. Und manchmal ist es auch einfach zu viel. „Nach dem Sommerregen“ verwöhnt Sie mit viel Sonnenschein, aber lässt Sie auch immer wieder mal im Regen stehen und dann patschnass zurück!

Fischer, 350 Seiten; 18,00 Euro

Anna Benning – To Tempt a God

Anna Benning - To Tempt a God

Blick ins Buch nicht vorhanden

In Silver City herrschen die Götter. Menschen dürfen in der Stadt des Lichts zwar leben, aber schon ein falscher Schritt kann für sie den Tod bedeuten. Als Aurora an den Hof der Götter berufen wird, muss sie sich plötzlich in einer Welt voller Grausamkeiten und Machtspiele behaupten. Denn ausgerechnet Colden, der Sohn des gefürchteten Herrschergotts, bindet sie als seine Dienerin für immer an sich. Doch anders als die anderen Götter will Colden Aurora nicht besitzen und verabscheut die barbarischen Regeln, die den Menschen auferlegt werden. Gefangen zwischen Misstrauen, unausgesprochenen Gefühlen und einer verbotenen Anziehung kommen sich Aurora und Colden näher – während der Welt der Götter auf einen Krieg zusteuert, der die fragile Ordnung Silver Citys ein für alle Mal in Stücke reißen könnte …

Anna Benning, eine immer noch junge Autorin, die mit „To Tempt a God“ (der erste Band der „Götterlicht“-Saga) bereits ihre dritte Fantasy-Trilogie vorlegt. Die anderen beiden waren die „Dark-Sigils“-Trilogie und die „Vortex“-Trilogie. Bestseller und von den LeserInnen geliebt. Nicht anders wird es mit der „Götterlicht“-Saga sein, denn schon der erste Band ist atemberaubend! Anna Benning hat eine faszinierende und göttlich-moderne und grausame Welt entworfen – Silver City. Auroras Leben unterscheidet sich vollkommen zu der von Calden. Fesselnd beschreibt die Autorin die beiden Leben und ihre fesselnden Geschichten. „To Tempt a God“ wird die Fans der Autorin nicht enttäuschen!

Fischer Sauerländer, 541 Seiten; 21,90 Euro

 Tyler Wetherall – Amphibium

Tyler Wetherall - Amphibium

Blick ins Buch nicht vorhanden

Südwestengland in den 1990ern. Als Kind einer psychisch labilen alleinerziehenden Mutter ist Sissy es gewohnt, für sich allein zu kämpfen. Doch von dem Moment an, als sie sich vor den Augen von Tegan, der selbstbewussten Anführerin einer Mädchenclique, mit einem Jungen an der neuen Schule prügelt, ist sie nicht mehr einsam. Schnell sind Tegan und Sissy unzertrennlich, beste Freundinnen, und teilen fast alles miteinander, nicht zuletzt intime Wünsche und Ängste. Im Laufe des Schuljahres nähern sie sich immer weiter der Schwelle zum Frausein, spüren und sehen Veränderungen, die sie gleichermaßen faszinieren wie beunruhigen. Bald schicken sie Fotos an ältere Männer in Chatrooms, verfolgen gebannt die Berichte über Entführungen junger Frauen im Landkreis und fragen sich, wie ihre eigenen Gesichter auf Suchplakaten aussehen würden. Die mythisch-märchenhaften Fantasiewelten, in die sie sich flüchten, gewinnen zunehmend an Bedeutung – mit fatalen Konsequenzen.

Was für ein Buch! Was für eine Geschichte! Tyler Wetherall geht mit ihrem Debütroman in die Vollen. Sie erzählt laut und leise, weise und auch witzig, unverschämt und klug, und ganz fantastisch, wie Mädchen langsam zu Frauen werden. Sie wählt dabei eine Zeit, die 1990er, in der es noch keine digitale Welt gab, kein Insta, kein TikTok, wo Zeitschriften noch der Quell der Informationen bildete. Auch, und vor allem dann, wenn es um sexuelle Themen ging. Sex, der eigene Körper, Befriedigung, Orgasmus, die großen unbekannten-bekannten Themen, die bei den Jugendlichen damals noch viele Fragezeichen hinterließen. „Amphibium“ erzählt Sissys und Tegans unverschämt gute Geschichte. Sissy und Tegan, zwei Mädchen, die Sie so schnell nicht wieder vergessen werden!

dtv, 351 Seiten; 25,00 Euro

Das Kurz-und-Knapp-Trio

Sia Piontek
Der Wolf im dunklen Wald

Nach einer großen Gesellschaftsjagd im Wendland wird einer der Teilnehmer vermisst. Wenig später wird der Mann grausam ermordet auf einer Lichtung aufgefunden. Die Heftigkeit, mit der die Tat ausgeführt wurde, lässt Carla Seidel ein Verbrechen aus Rache vermuten. Unterdessen hat Carlas Tochter Lana andere Sorgen: Warum hat ihr Schwarm Fabian sie in der Nacht vor dem Mord mit in den Wald genommen? Ein weiterer Mord geschieht. Während Carla fieberhaft nach dem Täter fahndet, hat dieser bereits sein nächstes Opfer im Visier. Und Lana kommt ihm dabei gefährlich nahe. Auch der zweite Band um Ermittlerin Carla Seidel mit ihrer Tochter Lana bietet wieder Krimi-Kost vom Feinsten!

Goldmann, 444 Seiten, 17,00 Euro

Mei Yu
Manga Master Class

Mangas sind vom einstigen Geheimtipp zu einem festen Bestandteil im Kulturbereich geworden. Wie wäre es, selbst Hand anzulegen, und Mangas zu erschaffen? In der großen Manga-Zeichenschule teilt die erfolgreiche YouTuberin Mei Yu ihr fundiertes Wissen zum Thema Mangas zeichnen. Von den Basics bis zu Techniken für Geübte: In über 50 Lektionen zeigt sie Schritt für Schritt, wie man Manga-Figuren zum Leben erweckt. Von ausdrucksstarken Augen, Gesichtszügen und Händen bis hin zu Frisuren, verschiedenen Körpertypen und Outfits. Ein Buch, das keine Wünsche offenlässt! Die Autorin hat ein faszinierendes Buch gestaltet, das einen gleich zum Stift greifen lassen will.

Dorling Kindersley, 256 Seiten, 22,95 Euro

Andrea Camilleri
Riccardino

Commissario Montalbano muss einen Mord auf offener Straße durch einen unerkannt geflohenen Täter aufklären. Als Montalbano die Identität des Opfers erfährt – ein Mann namens Riccardino -, fangen seine Probleme erst an. Unser allseits geliebter Andrea Camilleri (1925 – 2019) hinterlässt uns mit seiner Commissario-Montalbano-Reihe Kult-Krimis, die eine ganze Generation geprägt haben! Mit „Riccardino“, dem Abschluss der Reihe, hat er sich nun etwas ganz Besonders wie zugleich Skurriles einfallen lassen. Die literarische Figur des Montalbano tritt in eine Art Wettstreit mit dem Autor und der TV-Figur des Montalbano. Die Commissario-Montalbano-Reihe endet mit einem verrückt-genialen Krimi-Kunststück! Auch zu empfehlen ist das Hörbuch mit der Lesung von Hans Jürgen Stockerl.

Lübbe, 304 Seiten, 25,00 Euro

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