







BuchKolumne 20.10.2025 Nr. 869
Viveca Sten – Lügennebel
Maggie Stiefvater – Grand Hotel Avalon
Jörg Maurer – Kommissar Jennerwein und der tintendunkle Verdacht
Tibor Rode – Animal
Julie Soto – Rose in Chains
Hörbuch zur Ausgabe :
Miriam Georg – Die Verlorene
Viveca Sten – Lügennebel


Blick ins Buch nicht vorhanden
Eine klirrend kalte Januarwoche im schwedischen Bergdorf Åre: Sechs Studenten verbringen die Skiferien in einem abgelegenen Ferienhaus. Sie feiern ausgelassen, spielen „Wahrheit oder Pflicht“ und lassen sich auf immer riskantere Abfahrtsmanöver ein. Eines Morgens liegt eine junge Frau aus der Gruppe tot im eisigen Schnee. War es ein Unfall oder kaltblütiger Mord? Mit jeder ungeklärten Frage steigt die Spannung unter den Freunden. Alle spielen sich gegeneinander aus, niemand kann glaubhaft darlegen, was in jener verhängnisvollen Nacht geschah. Auch die Bewohner von Åre machen sich verdächtig: Ihnen sind die rücksichtslosen Städter schon lange ein Dorn im Auge. Hanna Ahlander und Daniel Lindskog stehen vor ihrem härtesten Fall. Denn wie gelangt man an die Wahrheit, wenn alle lügen?
Viveca Sten ist wieder da! Für alle Hanna-Ahlander-Fans die Nachricht des Jahres. Nach „Blutbuße“ folgt nun „Lügennebel“, der 4. Band der Reihe, die man mittlerweile auch unter die „Åre-Morde“ kennt, da Netflix daraus eine erfolgreiche Serie gemacht hat. „Lügennebel“ legt gleich wieder mit den bekannten Sten-Momenten los. Die Charaktere stehe im Mittelpunkt, die, die den Fall vorantreiben, und natürlich das Ermittlerduo und dort vor allem das Privatleben von Hanna Ahlander und ihrem Kollegen Daniel Lindskog. Beide haben ein neues Liebeleben bzw. keines mehr. Und so ist das Privatleben der Ermittler oft nicht weniger spannend als der Fall selbst. Vor allem natürlich Hannas – die Beziehung der Polizistin mit einem Milliardär. Viveca Sten kann es einfach! Sie macht aus einer eher simplen klingenden Geschichte, einen fesselnden Kriminalroman, der über 500 Seiten die Spannung hochhält. Auf allen Ebenen. Viveca Sten steht für hohe Qualität im Genre des Kriminalromans!
dtv, 509 Seiten; 22,00 Euro
Maggie Stiefvater – Grand Hotel Avalon
Januar 1942. Für June Porter Hudson ist die Führung des Avalon und seines ihm treuen Personals kein Beruf, sondern Berufung. Umgeben von der magischen Einsamkeit der Appalachen, steht das legendäre Grand Hotel für Luxus, Raffinesse und für sein besonderes Heilwasser. Doch als die Wirrungen des Krieges in seine Welt einbrechen, muss June sich einer harten Prüfung stellen, denn nur sie kennt die Kräfte, die aus den Quellen hinter den Fassaden wirken. Sind das Hotel und die ihm verschriebenen Menschen zu retten und eine Katastrophe aufzuhalten?
Die US-Autorin Maggie Stiefvater ist eine literarische Wundertüte! Sie wurde gefeiert für ihren „Raven-Boys“-Zyklus und andere Werke, nun geht sie ins literarische Hotel-Business mit „Grand Hotel Avalon“. Man nehme „Downton Abbey“ und verfrachte es in ein Hotel, garniere es mit Luxus, Agenten, feindlichen Diplomaten, mysteriösen und liebreizenden Figuren und einen Aufzug voller Geheimnisse, dazu reichlich menschliche Schicksale, und herauskommt „Grand Hotel Avalon“! Maggie Stiefvater hat nicht nur eine spannende und geschichtlich äußerst interessante Geschichte geschrieben, sondern sie weiß auch weise und witzig zu sein. Nur zwei Beispiele: „Was war Luxus? Bei Dürre war es ein Glas Wasser, bei Flut ein trockener Platz zum Stehen.“ Oder dieser Dialog: „Schlafen Sie mit mir.“ – „Dazu fehlt mir höchstwahrscheinlich die Zeit, Mr. Delafield, aber ich kann Ihnen ein paar gute Bücher empfehlen.“ Alex Dengler sagt: „Grand Hotel Avalon“ ist eines dieser Bücher!
S. Fischer, 430 Seiten; 25,00 Euro
Jörg Maurer – Kommissar Jennerwein und der tintendunkle Verdacht

Die Mitglieder des virtuellen Lesezirkels „Salomes Lesekränzchen“ sind Literatur-Enthusiasten. Dass sich ausgerechnet ein Kultusminister abschätzig über das Lesen der Klassiker und die korrekte Rechtschreibung äußert, macht sie wütend. Aus Protest inszenieren sie Verbrechen der Weltliteratur. Ob eine Puppe, auf deren Kopf ein Apfel von einem Pfeil durchbohrt wird, oder eine gestohlene Leiche, kopfüber im Kamin der Rue Morgue in Paris – die Aktionen werden von Mal zu Mal spektakulärer. Was kommt als Nächstes – Dostojewski, Shakespeare, Kafka? Dann geschieht wirklich ein Mord, das Opfer trägt ein mit Blut geschriebenes Hölderlin-Zitat auf der Brust. Alles deutet auf die Mitglieder des Lesezirkels hin. Kommissar Jennerwein soll den Fall übernehmen. Denn nur er kann mit seinem berühmten Blick für das Besondere den Tatort wirklich lesen – und nur er kann verhindern, dass der Täter das letzte Wort hat.
Sie kennen sicher das Ladesymbol auf Ihrem Computer. Genau dieses Ladesymbol beschreibt den neuen Krimi von Jörg Maurer „Kommissar Jennerwein und der tintendunkle Verdacht“ sehr gut. Als das Buch begann, dachte ich, ich bin im falschen Film, ähm, im falschen virtuellen Raum gelandet. Was hat sich Jörg Maurer dabei gedacht? Hat er zu viel Zeit im Internet, in den sozialen Medien verbracht? Viele Teile des Krimis, wenn man ihn denn so nennen will, sind eine dauerhafte Fehlermeldung bis hin zum Komplettabsturz. Wenig Spannung, wenig Emotion, katastrophale Charaktere und ein Jennerwein, der so vor sich hin ermittelt, ohne dass ich dabei große Lust hatte, dann diesem Ansatz im Buch zu folgen. Hätte nicht Jörg Maurer auf dem Manuskript gestanden, hätte dieses Buch niemals ein Verlag verlegt!
Fischer, 363 Seiten; 25,00 Euro
Tibor Rode – Animal
Endlich darf der aufstrebende Anwalt Ben Lorenz für eine renommierte Ham-burger Großkanzlei seinen ersten Fall vor Gericht verhandeln. Der Mandant: ein großer Agrarkonzern. Die Klage: auf Freilassung. Die Klägerin: Rosa – ein deutsches Edel-Schwein! Spätestens jetzt ist Ben klar, warum man ihm als Frischling den Fall übertragen hat. Da Tiere nach dem Gesetz wie Sachen be-handelt werden und keine Rechtsfähig-keit besitzen, ist die Klage rein symboli-scher Natur – sein Mandant, der Agrar-konzern, kann den Fall gar nicht verlie-ren. Was Ben nicht weiß: Auf der Ge-genseite arbeitet bereits ein internationa-les Forscherteam unter Hochdruck da-ran, mithilfe künstlicher Intelligenz die Kommunikation mit Tieren zu entschlüs-seln – ein Durchbruch, der alles verän-dern könnte. Der Anwaltsveteran Ra-benstein und seine Assistentin Enna, eine engagierte Tierschutzaktivistin, sind überzeugt: Wenn es gelingt, Rosas Stimme hörbar zu machen, besteht eine reale Chance, den Prozess zu gewinnen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt – während mächtige Gegner alles daran-setzen, genau das zu verhindern. Denn eine Welt, in der Tiere sprechen können, bedroht mehr als nur ein Geschäftsmo-dell. Und Ben begreift, dass er auf der falschen Seite steht.
Tibor Rode, die deutsche Antwort auf das amerikanische Bestseller-Duo Pres-ton & Child, legt erneut einen Thriller vor, der seinesgleichen sucht! „Animal“ ist eine Mischung aus den Thrillern die Preston & Child schreiben und ein Mi-chael Crichton einst geschrieben hat! Michael Crichton würde sich über diesen Thriller freuen, denn der wäre genau sein Ding gewesen. Tiere, die dank KI spre-chen können und das Leben der Men-schen und ihre Gewohnheiten auf den Kopf stellen! Tibor Rode hat einige inte-ressante Charaktere entworfen, die die Geschichte mit viel Leben und Span-nung füllen. Jede und jeder hat etwas in seinem Lebenslauf, was die ansonst schon spannende Geschichte mit ihrer Thematik noch spannender macht. Un-geheuerlich und so gar nicht künstlich – „Animal“!
Droemer, 476 Seiten; 18,00 Euro
Julie Soto – Rose in Chains
Früher einmal herrschte ein brüchiger Frieden zwischen den Reichen Evermore und Bomard. Um ihn zu wahren, besuchten Kinder beider Seiten gemeinsam ein Internat, wo sie ihre magischen Kräfte schulten. Doch dann kam es zum Krieg, und nun haben die dunklen Mächte Bomards gesiegt. Die junge Briony Rosewood gerät mit vielen Frauen ihres Hofes in Gefangenschaft. Ihrer Magie beraubt, werden sie in einer dramatischen Auktion versteigert. Als letzte Prinzessin ihres Hauses, in deren Adern goldenes Blut fließen soll, erzielt Briony den höchsten Preis. Ausgerechnet Toven Hearst soll sie von nun an besitzen. Seine Familie gehört zu den mächtigsten Bomards, und Toven ist Brionys Todfeind. Doch der hochgewachsene Mann mit den silbrig-weißen Haaren ist auch der heimliche Schwarm ihrer Schulzeit.
Die US-Bestseller-Autorin Julie Soto beglückt nun auch den deutschen Buchmarkt mit ihrer „Evermore“-Reihe. „Rose in Chains“ ist Romantasy wie die Fans des Genres es sich wünschen! Hier fehlt es wirklich an nichts, was das Genre ausmacht. Emotionale und starke Charaktere, die so viel Energie erzeugen, dass selbst der Zauber, der im Buch praktiziert wird, nur eine müde Erscheinung dagegen ist. Julie Soto geizt auch nicht mit harten und drastischen Szenen, mit Sex und menschlichen Abgründen. Es geht zur Sache – in allen Belangen. Emotional, düster, sexy und romantisch, pure Leidenschaft auf jeder Seite – „Rose in Chains“!
Goldmann, 640 Seiten; 18,00 Euro
Das Kurz-und-Knapp-Trio
Natalie Amiri
Der Nahost-Komplex
Wenn man versucht, die Geschichte des Nahen Ostens zu verstehen, ist es, als würde man die Züge eines Schachspiels verfolgen – jedoch auf vielen Schachbrettern gleichzeitig. Jeder Zug auf dem einen Brett löst Bewegungen auf den anderen aus. Der 7. Oktober hat das vernetzte Spiel im Nahen und Mittleren Osten noch einmal in eine neue Phase katapultiert: Inzwischen ist die Hamas keine Gefahr mehr, die Hisbollah im Libanon massiv geschwächt, die Islamische Republik Iran hat ihren Verbündeten in Damaskus verloren. Die gesamte Region kann sich in Richtung Frieden bewegen – oder ein einziger falscher Zug lässt alles in sich zusammenbrechen. Die gefeierte Fernsehmoderatorin Natalie Amiri hat ein Buch geschrieben, dass jeder lesen sollte, der den Nahost-Konflikt wirklich verstehen will! Ausgewogen. Detailliert. Emotional.
Penguin, 416 Seiten, 25,00 Euro
Robert E. Page
Die Kunst der Bienen
Die Parallelen zwischen Insektenvölkern und menschlichen Gesellschaften haben viele Soziobiologen beschäftigt. Der weltweit führende Bienenforscher Robert E. Page ergründet seit Jahrzehnten das komplexe Sozialsystem und die Arbeitsteilung von Honigbienen. Page untersucht die Koevolution von Bienen und Blütenpflanzen, sieht sie als Ingenieure und Landschaftsgestalter, beschäftigt sich mit Honigbienenvölkern und als Superorganismus und mit dem Paarungsverhalten der Königinnen. Sie kennen Bienen? Das dachten Sie vielleicht, denn nach dieser Lektüre wird Ihr Blick auf die für die Natur und für die Menschen so wichtigen Bienen ein ganz anderer sein. Ein Buch, das jeder lesen sollte, der die Bienen vollumfänglich kennenlernen möchte.
C. H. Beck, 304 Seiten, 29,90 Euro
DK-Verlag
Pilze & Pflanzen
Was sind Pilze? Womit locken fleischfressende Pflanzen ihre Beute? Und wie funktionieren Lebensgemeinschaften von Bäumen und Flechten? Dieses Buch stellt die faszinierendsten Arten vor, erkundet ihre Lebensräume und beschreibt ihre unverzichtbare Rolle in unseren Ökosystemen. Entdecken Sie die unglaubliche Vielfalt und Schönheit der Bäume, Sträucher, Moose und Algen, staunen Sie über Pilz-Netzwerke und die Nähr- und Heilkräfte unserer Nutzpflanzen. Das Autoren-Team hat ganze Arbeit geleistet. Ein visuelles Pflanzenlexikon, das vieles in den Schatten stellt, was man bisher zu diesem Thema kannte. Dieses Buch enthält viele tolle Fotos und Informationen und verschafft Klarheit bei Pflanzen, Pilze & Co.
Dorling Kindersley, 448 Seiten, 49,95 Euro