
BuchKolumne 31.07.2023 Nr. 780
Kate Morton – Heimwärts
Clare Mackintosh – Die letzte Party
Charlotte Printz – Die rätselhafte Klientin
Akira Iriye und Jürgen Osterhammel (Hg.) – Geschichte der Welt, 600 – 1350 Geteilte Welten
Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi – Jerusalem
Kate Morton – Heimwärts

Adelaide Hills, Australien, 1959: Eine Familie picknickt gemütlich an einem Bach. Als etwas später ein Mann aus dem Nachbarort zufällig dort vorbeikommt, stößt er auf ein erschütterndes Todesszenario. Die Polizei beginnt zu ermitteln, doch der Fall bleibt ein einziges Mysterium. Fast sechzig Jahre später wird die Journalistin Jess aus England zurück nach Australien gerufen. Ihre Großmutter Nora liegt nach einem Unfall im Sterben. Geschwächt und verwirrt, murmelt Nora Unverständliches vor sich hin. Der Sinn erschließt sich Jess erst, als sie eine überraschende Verbindung zu den tragischen Geschehnissen in den Adelaide Hills herstellt – und zu ihrer eigenen Familiengeschichte.
Kate Morton ist ein Phänomen! Seit ich 2009 das erste Mal „Der verborgene Garten“ gelesen haben war ich ihr und ihren Geschichten verfallen. Wie Millionen LeserInnen weltweit auch. Sie hat es literarisch groß gemacht, zwei spannende Geschichten in einem Roman zu erzählen. Eine aus der Vergangenheit, die andere aus der Gegenwart. Diese führt sie dann – fast immer – auf geniale Weise zusammen. Auch in ihrem neuesten Bestseller „Heimwärts“ erzählt sie wieder zwei Geschichten. Eigentlich sind es sogar drei. Lassen Sie sich überraschen! Eine spannender als die andere. Und doch ist es wieder eine große Geschichte, die nach und nach zusammengeführt wird. Atemlose Spannung und eine tolle Figurenkonstellation. Die Magnetwirkung von Kate Mortons Bücher ist weiter ungebrochen!
Heyne, 687 Seiten; 25,00 Euro
Clare Mackintosh – Die letzte Party

Am Silvester-Abend gibt Rhys Lloyd die Party aller Partys: Seine Ferienhäuser an einem See in Wales sind ein voller Erfolg, und er hat die walisischen Dorfbewohner großzügig eingeladen, mit ihren neuen reichen Nachbarn Champagner zu trinken. Doch nicht alle sind zum Feiern da: Am nächsten Morgen treibt Lloyds Leiche im See. Am Neujahrstag hat Ermittlerin Ffion Morgan ein Dorf voller Verdächtiger – die zugleich ihre Nachbarn, Freunde und Familie sind. Sie alle haben ein Motiv. Und niemand sagt wirklich die Wahrheit, auch Ffion nicht. Aber wer von ihnen lügt, um einer Verhaftung zu entgehen? In einem Dorf mit so vielen Geheimnissen ist ein Mord erst der Anfang.
Clare Mackintosh kann es – spannende und überraschende Kriminalromane schreiben! Bei uns erregte sie mit „Alleine bist du nie“ erste Aufmerksamkeit. Nun startet sie ihre erste Krimi-Reihe um das so unterschiedliche Ermittler-Duo Ffion Morgan und Leo Brady – er Engländer und schwarz, sie Waliserin und weiß. „Die letzte Party“ hörte sich nach einem ganz großen Krimi-Plot an. Weniger wegen der Ausgangslage, die ist seit Agatha Christie hinlänglich bekannt, aber man kann aus solch einem Stoff eben ganz viel machen. Clare Mackintosh macht das nicht. Zumindest nicht durchgehend. Das Ermittler-Duo Ffion Morgan und Leo Brady sind durchaus tragende Säulen, auf die man eine Reihe aufbauen kann. Ihnen zu folgen macht Spaß. Doch wenn ein Plot wie dieser fast 500 Seiten lang ist, dann muss die Autorin schon richtig, richtig gut sein, um hier nicht immer wieder Längen in der Story einzubauen. Doch diese Längen gibt es reichlich. Die Spannungshöhepunkte haben mich teils überzeugt und teils auch nicht. „Die letzte Party“ wird aber nicht das letzte Buch von Clare Mackintosh gewesen sein, denn sie hat ja bewiesen, dass sie es sehr gut kann. Dem zweiten Fall für Ffion Morgan und Leo Brady „Spiel der Lügner“, der im Dezember 2023 erscheint, werde ich sicher wieder eine Chance geben.
Knaur, 487 Seiten; 15,99 Euro
Charlotte Printz – Die rätselhafte Klientin

Berlin, 1961. Seit dem Tod ihres geliebten Vaters führt die 21-jährige Carla die Detektivagentur Nachtigall & Co. allein weiter. Die Auftragslage für die weibliche Detektivin ist alles andere als rosig. Als am Abend des 13. August plötzlich die lebenslustige und chaotische Wally vor der Tür steht und behauptet, sie sei Carlas Halbschwester, gerät ihre Welt aus den Fugen. Wally braucht dringend Hilfe, weil sie wegen des Mauerbaus nicht mehr in ihre Wohnung im Osten zurückkann. Carla will sie jedoch unbedingt wieder loswerden. Als eine Klientin aufgrund ihres gewalttätigen Ehemanns, einem angesehenen Architekten, Hilfe bei der Agentur sucht und bald darauf des Mordes verdächtigt wird, müssen die ungleichen Schwestern zusammenhalten.
Charlotte Printz katapultiert einen zurück in die 1960er Jahre. Mit viel Schwung, Pep und Einfallsreichtum. Carla und Wally sind eine Wucht! Echt starke Frauen in einem sehr widrigen Umfeld. Mit ihnen auf Spuren- und Verbrecherjagd durch das Berlin der 1960er Jahre zu gehen, macht großen Spaß! Charlotte Printz vermittelt mit vielen kleinen Details das Lebensgefühl, den Flair, den Konflikt, den Aufbruch von damals exzellent. Man kann deutsche Geschichte, zwei völlig unterschiedliche Hauptfiguren und spannende Fälle für die Detektivagentur Nachtigall & Co. erleben. Was will man mehr. Charlotte Printz, bitte den nächsten Fall für Carla und Wally, für die Detektivagentur Nachtigall & Co. Ganz schnell!
dtv, 431 Seiten; 11,95 Euro

Zwischen 600 und 1350 bot die Erde noch so viel Platz, dass Individuen, Gruppen und ganze Gesellschaften isoliert voneinander existieren konnten. Australien und Ozeanien standen noch gar nicht, der amerikanische Doppelkontinent kaum wahrnehmbar mit Entwicklungen in Europa, Afrika und Asien in Verbindung. Doch wurden in dieser Periode immer mehr Menschen in Netzwerke eingebunden, die Objekte, Praktiken und Ideen über Tausende von Kilometern verbreiteten und dabei Einfluss nahmen auf Entstehung und Zerfall von Herrschaftsräumen. Sie befeuerten in dieser Epoche der Geschichte der Welt eine Dynamik, welche die Isolation einander noch fremder Gesellschaften an ein Ende brachte.
Erstmals werden in „Geschichte der Welt“ von C. H. Beck und Havard up die Ergebnisse von mehreren Jahrhunderten internationaler Forschung zur Vorgeschichte der Globalisierung und zur Entwicklung von Gesellschaften und politischen Ordnungen auf allen Kontinenten von führenden Experten zusammenfassend dargestellt. Weltgeschichte erscheint hier nicht als Aneinanderreihung einzelner Spezialgeschichten. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf bisher wenig beachtete Querbeziehungen und Wechselwirkungen. Dieser Band, der sechste der Reihe, bildet den Abschluss. Eine mehr als beeindruckende Buch-Reihe zur Geschichte der Welt. Wow! Die Bände zuvor konnten die LeserInnen schon begeistern, dieser wird es sicher auch tun. Ich habe alles aufgesaugt, was dort an Wissen vermittelt wird. Erleben auch Sie die „Geschichte der Welt“!
C. H. Beck, 1.191 Seiten; 49,95 Euro
Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi – Jerusalem


Eine kulinarische und kulturelle Entdeckungsreise: Ein ganz besonderes Kochbuch, eine ganz besondere Begegnung: Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi, ein Israeli und ein Palästinenser, stellen uns mit diesem Buch die Küche ihres Heimatlandes vor. Jerusalem, religiöses Zentrum und Pilgerziel der drei großen Weltreligionen, hat schon immer Menschen aus aller Welt angezogen. Nicht nur kulturell, auch kulinarisch ist die Stadt ein Schmelztiegel. Die Melange aus den Küchen Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens sorgt für ein wahres Feuerwerk der Aromen.
Israel, Jerusalem ist ja in den letzten Wochen immer in den Nachrichten. Die Stimmung im Land ist aufgeheizt wegen der nun beschlossenen Justizreform. Doch Israel hat so viel mehr zu bieten, auch kulinarisch. Und mit diesem Buch reisen Sie in das kulinarische Israel. Dies ist bereits die die nun 24. Auflage des Spiegel-Bestsellers. Sollten Sie bisher noch nicht das Buch Ihr Eigen nennen, greifen Sie nun zu. Sie werden es nicht bereuen! Insgesamt 126 köstliche Rezepte spiegeln die Multikulturalität Jerusalems wieder: Von Spinatsalat mit Datteln und Mandeln über Latkes bis zum Reispudding mit Rosenwasser gleicht jedes Gericht einer kulinarischen Entdeckungsreise. Die Autoren bieten eine vielfältige Sammlung aus traditionellen Gerichten und neuen Ideen, inspiriert durch charakteristische Zutaten aus ihrer Heimat. Specials zu typischen Speisen und Zutaten runden den Ausflug in den Orient ab. Bilder von Land und Leuten sowie kleine Alltagsgeschichten lassen ein Porträt der vielgestaltigen Metropole entstehen. Das Buch ist ein echtes Schmuckstück!.
Dorling Kindersley, 320 Seiten; 29,95 Euro