Oktober 14, 2024

Kolumne 28.08.2023 Nr. 784

    
      BuchKolumne 28.08.2023 Nr. 784

John Ajvide Lindqvist – Refugium
Sarah Hall – Wie wir brennen
Lee Child / Andrew Child
– Der Sündenbock
Liao Yiwu
– Die Liebe in Zeiten Mao Zedongs
Harlan Coben
– Nur für dein Leben

John Ajvide Lindqvist – Refugium

Ursprünglich sollte Kim Ribbing, der die Spuren eines tiefen Traumas in sich trägt, die ehemalige Polizistin Julia Malmros bei Recherchen unterstützen. Doch dann erschüttert ein Verbrechen das sommerliche Leben in den Schären. Nicht weit von Julias Ferienhaus werden die Gäste eines Mitsommerfests grausam hingerichtet. Nur Astrid Helander, der Tochter der Familie, gelingt es, sich zu retten. Aber das junge Mädchen ist verstummt. Für Julia ist die Zeit gekommen, zu handeln. Während Kim sich auf die Spur der Täter setzt und ihnen im World Wide Web und rund um den Globus folgt, nutzt Julia ihre Kontakte zur Kriminalpolizei. Ausgerechnet ihr Exmann Johnny ist mit den Ermittlungen betraut. Wer steht hinter den Auftragskillern? Und was hat Kim Ribbing zu verbergen, der immer wieder im Alleingang arbeitet:

Im Frühjahr begeisterte der schwedische Bestseller-Autor John Ajvide Lindqvist noch mit seinem Stephen-King-Roman „Unwesen“, nun nimmt er sich gewissermaßen Stieg Larssons „Millennium“-Reihe vor und startet mit „Refugium“ eine Thriller-Trilogie. Die Reihe zündet vom ersten Satz an! Das kann ich ohne Übertreibung sagen. Knallharter Beginn und dann kommt es zur Einführung der beiden Hauptfiguren Julia Malmros und Kim Ribbing, die – sicher gewollt – gewisse Ähnlichkeiten mit Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander haben. Und selten habe ich in einem Thriller solch eine Einführung der beiden Hauptfiguren gelesen. Genial! Und so geht es weiter. Was für eine Story! Ich war vollkommen in den Bann gezogen. Aber mal ehrlich, was soll man von einem Lindqvist schon anderes erwarten? Der Autor ist ein Story-Magier! Über 500 Seiten, und keine, wirklich keine einzige ist davon zu viel. Der nächste Band „Signum“ ist kaum zu erwarten. Lindqvist … Malmros … Ribbing … Sensationell!

dtv, 524 Seiten; 24,00 Euro

Sarah Hall – Wie wir brennen

Im Schlafzimmer über ihrem riesigen Atelier in Burntcoat trifft die berühmte Bildhauerin Edith Harkness letzte Vorbereitungen. Die Symptome, die ihr Körper zeigt, sind bekannt: Ihr Leben wird in den nächsten Tagen zu Ende gehen. Ihr Atelier gleicht einem glühenden Ofen, befeuert von Erinnerungen und Sehnsüchten. Hierher brachte Edith Halit, als der erste Lockdown begann. Den Liebhaber, den sie kaum kannte. Eine Erscheinung aus einer anderen Kultur. Ein Tor zu einer neuen und fiebrigen Welt.

Das schreibt der Verlag über das Buch: „Sprachlich betörend und mit großem Sog erzählt Sarah Hall von weiblichem Begehren und der Kraft künstlerischen Schaffens.“ Es soll sich gar um ein Meisterwerk handeln. Also von einem Meisterwerk ist dieser Roman so weit entfernt wie der Mond vom Mars. „Sprach betörend“, immer wieder einmal, aber keinesfalls durchgängig. Und einen großen Sog erzeugt Sarah Halls Roman auch nicht. „Wie wir brennen“, ach, was wollte ich brennen für diesen Roman, aber es gelang mir nicht. Wie schon bei ihrem letzten Roman „Die Töchter des Nordens“ schöpft die Britin Sarah Hall keinesfalls das aus, was man aus der Story hätte machen können. Sie ist im negativen Sinne sozusagen eine Wiederholungstäterin.

Penguin, 237 Seiten; 24,00 Euro

  Lee Child / Andrew Child – Der Sündenbock

Der ehemalige Militärpolizist Jack Reacher reist ziellos durch die USA, und so landet er in einer Kleinstadt, in der ihn seine Mitfahrgelegenheit absetzt. Kurz darauf beobachtet er, wie ein junger Mann von einigen Schlägern verfolgt wird – und greift ein. Dann erfährt Reacher, dass alle Computersysteme der Stadt gehackt worden sind und dass die Bürger Reachers neuen Schützling dafür verantwortlich machen. Die Hacker verlangen mehrere Millionen Dollar als Lösegeld, doch selbst das ist nur die Spitze des Eisbergs. Es geht um viel mehr! Aber die Verbrecher haben nicht mit Jack Reacher gerechnet.

Wenn es einen modernen, literarischen Action-Helden gibt, dann ist das Jack Reacher! Lee Child hat Verstärkung bekommen, zusammen mit seinem Bruder Andrew Child hat er seinen neuen großen Bestseller „Der Sündenbock“ geschrieben. Man muss es eigentlich gar nicht erwähnen, aber auch „Der Sündenbock“ war eben auch wieder in den USA ein „New-York-Times“-Nr.-1-Bestseller. Das hat natürlich seine Gründe. Der erste ist Jack Reacher. Hat man ein Buch mit ihm gelesen, muss man alle lesen. Und das liegt, auch beim mittlerweile 25. Band der Reihe, an der weiter hohen Qualität die Lee Child, nun mit Bruder Andrew, Buch für Buch bei der Reihe abliefert. Atemberaubend, diese schriftstellerische Qualität. „Der Sündenbock“ erfüllt wieder alles, was man sich von einem Jack-Reacher-Roman wünscht. Wirklich alles, und dass Seite für Seite. Jack Reacher ist Kult und an Coolness nicht zu überbieten!

Blanvalet, 413 Seiten; 24,00 Euro

Liao Yiwu – Die Liebe in Zeiten Mao Zedongs

Im Geheimen entstand Liao Yiwus Roman „Die Liebe in den Zeiten des Mao Zedongs“, er erzählt den ganzen Widersinn Chinas in einem Leben und vier Liebesgeschichten. Die Geschichte wurde noch im Gefängnis in Sichuan fertig gestellt und danach Seite für Seite als Kassiber hinausgeschmuggelt. Erst im Berliner Exil fanden die Einzelteile wieder zueinander. Dreh- und Angelpunkt der generationenübergreifenden Geschichte ist die Chinesische Kulturrevolution, die in ihrer Erbarmungslosigkeit zu den schwärzesten Perioden im letzten Jahrhundert zählt. Kinder verrieten ihre Eltern, Liebespaare denunzierten einander – die unterschwellige Angst des Verrats wurde zum täglichen Begleiter.

Nach dem Erfolg von „Wuhan“ erzählt der Friedenspreisträger und bekannte China-Kritiker Liao Yiwu nun von der Chinesischen Kulturrevolution: die Epoche, in der China zur Diktatur wurde. Schon der Dokumentarroman „Wuhan“ konnte mich überzeugen, und das gelingt Liao Yiwu auch mit seinem neuen Buch „Die Liebe in Zeiten Mao Zedongs“. Ein großer Roman, eine große Geschichte! Eine Geschichte voller Umbrüche, Gefahren, Geheimnissen, aber eben auch mit Liebe und großen Gefühlen. Eine Geschichte, die eine historisch spannende Zeit Chinas zeigt!

S. Fischer, 448 Seiten; 26,00 Euro

     Harlan Coben – Nur für dein Leben

David, Cheryl und ihr dreijähriger Sohn Matthew sind die perfekte Familie – bis sie eines Nachts durch eine schreckliche Tragödie brutal auseinandergerissen werden. Fünf Jahre später verbüßt der traumatisierte David eine lebenslange Haftstrafe für den angeblichen Mord an seinem Sohn. Da zeigt ihm seine Schwägerin Rachel während der Besuchszeit das vor Kurzem zufällig aufgenommene Foto einer Menschenmenge. Im Hintergrund ein ungefähr achtjähriger Junge mit einem unverwechselbaren Muttermal: Matthew. Zutiefst erschüttert beschließt David herauszufinden, was in jener Nacht tatsächlich geschah. Und seinen Sohn zurückzuholen. Um jeden Preis.

Harlan Coben ist ein Thriller-Gott! Seine Autorenkarriere im Thriller-Genre ist einzigartig. Harlan Coben, dieser Name steht für super-super-super-spannende Thriller! Natürlich bestätigt er das auch wieder mit seinem neuen Buch „Nur für dein Leben“. Die Story klingt, wie das für Harlan Coben üblich ist, nach vielen Geheimnissen und Rätseln. Nach einer Geschichte, die doch eigentlich gar nicht möglich sein kann. Das ist Harlan-Coben-Style. Spannungs-Literatur in seiner besten Form!

Goldmann, 430 Seiten; 17,00 Euro