April 26, 2024

Kolumne 03.04.2023 Nr. 763

 

      BuchKolumne 03.04.2023 Nr. 763

Andreas Englisch – Das Vermächtnis von Papst Franziskus
Syd Atlas – Es war einmal in Brooklyn
Kilian Eisfeld – Wahnspiel
Konfuzius – Gespräche
Royal Horticultural Society – Die neue Gartenschule

   Andreas Englisch – Das Vermächtnis von Papst Franziskus

Vor zehn Jahren überraschte die katholische Kirche die ganze Welt. Die Kardinäle brachen mit den Konventionen und wählten einen äußerst ungewöhnlichen Mann zum Papst: Jorge Mario Bergoglio, der sich als Papst „Franziskus“ nannte, ist der erste Bischof von Rom, der vom amerikanischen Kontinent stammt, der erste Jesuitenpater und der erste radikale Reformer an der Spitze der katholischen Kirche seit Jahrhunderten. Seit seinem Amtsantritt hat Franziskus die Kirche, den Vatikan und das Amt des Papstes tiefgreifend verändert. Doch zugleich erlebt die katholische Kirche in seiner Amtszeit die wohl dramatischste Krise ihrer Geschichte. Die nicht enden wollende Enthüllung von Missbrauchsskandalen erzürnt Menschen weltweit, immer mehr Gläubige wenden sich enttäuscht von der Kirche ab.

Bestsellerautor Andreas Englisch, der Franziskus vielfach getroffen hat und auf seinen Reisen begleiten durfte, zeigt in seinem neuen Buch, mit welchen Herausforderungen der Papst während seiner Amtszeit konfrontiert war und welche Reformen ihm trotz aller Widerstände gelangen. Andreas Englisch erzählt aus dem Nähkästchen des Vatikans, das liest sich so spannend wie ein Agatha-Christie-Kriminalroman. In kurzen und spannend aufgebauten Schlaglichtern beleuchtet er den Weg von Jorge Mario Bergoglio zum Papst, und wie der radikale Umkrembler, der er ist, das, was Joseph Ratzinger als Papst initiiert hatte, in großen Teilen wieder rückgängig machen will. Papst Franziskus will es besser machen, will die Kirche wieder näher zu den Menschen bringen, und nicht als gottgleich betrachten, die kein Ohr für ihre Gläubigen hat, wie das so viele im Vatikan tun. Mit „Das Vermächtnis des Papst Franziskus“ zeigt Andreas Englisch erneut, dass er ein ausgesprochen talentierter Autor ist, der immer wieder die Geheimnisse des Vatikans in eine spannende Lektüre verwandelt!

C. Bertelsmann, 368 Seiten; 24,00 Euro

 Syd Atlas – Es war einmal in Brooklyn

Es ist der heiße Sommer 1977 in Brooklyn. Juliette und David sind 17 Jahre alt und leben mit ihren Familien Tür an Tür. Seit Kindheitstagen sind sie beste Freunde, als sie ihre Action-Figuren auf den Grill legten, um deren Schmelzen zu beobachten. In ihrer High-School sind sie Außenseiter, aber nach diesem Sommer wird das Leben für beide ein anderes sein. Juliette wird die Stadt verlassen und aufs College gehen, der schwer kranke David hingegen weiß gar nicht, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Als Juliette eines Abends mit dem charmanten Pizzaboten Rico auftaucht, begreift David sofort, dass er handeln muss: Denn er liebt Juliette, und er hat nichts mehr zu verlieren. Doch während sie ihren ersten Kuss erlebt und David allein das Yankees-Spiel auf seinem kleinen Fernseher verfolgt, wird plötzlich alles dunkel. Der große Blackout lässt New York im Chaos versinken. Als nach 25 Stunden das Licht wieder angeht, ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Syd Atlas hat 2020 mit „Das Jahr ohne Worte“ ein ergreifendes und tief emotionales Buch veröffentlicht. Es behandelte ihre wahre Liebesgeschichte. Nun legt sie mit „Es war einmal in Brooklyn“ ihr Romandebüt vor. Plötzlich keine wahre Geschichte mehr, und schon werden Syd Atlas schriftstellerisch Grenzen aufgezeigt. Ganz massiv irritierend ist die kurze Betrachtung des Blackouts. Da ich ja selbst viele erfolgreiche Romane geschrieben habe, hätte ich die Geschichte komplett anders aufgebaut. Der Blackout wäre zentrales Thema gewesen, so wie die Einführung ins Buch es eigentlich suggerieren will. Da hätte man einen ganz tollen und spannenden Roman mit viel Gefühle und Liebe darum aufbauen können. Doch weit gefehlt. Es war einmal, dass sich eine Geschichte so schön anhörte, aber als man las, um was es darin gehen sollte, wurde es auf einmal ganz dunkel, weil bei der Autorin schriftstellerisch die Lichter ausgingen. „Es war einmal in Brooklyn“ hat durchaus ergreifende Momente und einige schöne Passagen, aber in dieser Form kann die Geschichte nicht überzeugen.

Kindler, 284 Seiten; 22,00 Euro

  Kilian Eisfeld – Wahnspiel

Als der Mörder Lukas Schneider vorzeitig aus dem Gefängnis kommt, verwandelt sich das beschauliche Heidelberg in einen Hexenkessel. Ein Online-Mob ruft zur Lynchjustiz auf. Schneider verschwindet. Seine abgetrennte Hand wird mitten in der Stadt gefunden. Der Fall zwingt Sofija Marković, die kompetente, aber menschlich unterkühlte Chefin des Dezernats für Kapitaldelikte, den unkonventionellen Alex Schwerdt zu sich ins Team zu holen. Obwohl Markovic und Schwerdt verschiedener nicht sein könnten, können sie bald erste Erfolge vorweisen. Doch je mehr sie über die Hintergründe der Tat herausfinden, desto rätselhafter wird der Fall – und sie ahnen, dass sie einem alten und grausigen Geheimnis auf der Spur sind.

Kilian Eisfeld ist das Pseudonym von Daniel Wolf (der eigentlich Christoph Lode heißt), und unter diesem Namen historische Romane von großer Klasse geschrieben hat. Mit „Wahnspiel“ wagt er sich nun an seinen ersten Kriminalroman. Und er macht seine Sache gut. Der Einstieg ist schon mal ungewöhnlich, der Täter schnell bekannt und verurteilt. Eigentlich eine Kurzgeschichte, aber damit fängt die Story ja erst richtig an. Denn fortan fühlt der Täter Lukas Schneider schnell, wie es ist, zum Opfer zu werden. Der Autor wählt hier eine spannende Ausgangslage, aus der er eine ebenso spannende wie vielseitige Story baut. Sofija Marković und Alex Schwerdt sind ein Ermittler-Team, von dem man gerne noch viele weitere Fälle lesen möchte! Ihre Ermittlungen laufen strikt ab, aber als geübte Krimilserin und geübter Krimileser weiß man, wohin die Spuren führen werden. „Wahnspiel“ ist nichts für zarte Gemüter, da Kilian Eisfeld hier Themenfelder behandelt, die einem durchaus Magenschmerzen bereiten können. Aber ihm ist ein spannender Kriminalroman gelungen, in allen Bereichen.

Knaur, 414 Seiten; 14,99 Euro

Konfuzius – Gespräche

Die „Gespräche“ des Konfuzius, eines der berühmtesten Werke der chinesischen Literatur, geben viele Rätsel auf: Wer hat die Sätze zusammengestellt? Stamme sie alle vom Meister Kong Qiu selbst, der um 500 v.Chr. im Staate Lu lebte? Bisher war man sich weitgehend einig, dass es sich um eine eher zufällig entstandene Sammlung von mehr oder weniger verständlichen Sprüchen handelt. Sie sind aber der Grundtext des Konfuzianismus und ein weltweit gelesener Leitfaden der Menschenbildung. In Zeiten politischer Wirren und persönlicher Schicksalsschläge lehrt Konfuzius, auch in schwierigen Situationen Haltung zu bewahren und respektvoll mit anderen umzugehen. Er erklärt, was wahre Höflichkeit ist, und kritisiert die Mächtigen, denen die notwendige charakterliche Stärke für ihr Amt fehlt.

Ein ganz wunderbares Mammut-Werk! Sehr schön und edel gestaltet, ein Buch, das ein Bücherregal aufwertet. Lehrreich, geistreich, tiefgehend – die „Gespräche“ von Konfuzius haben mich beeindruckt! Der Sinologe Hans van Ess deutet in dieser kommentierten Neuübersetzung die Schlüsselbegriffe des Konfuzius neu. Er gibt den Texten ihren historischen Kontext zurück und lässt sie dadurch klarer und direkter zu Ihnen sprechen. Seine Übertragung lässt einen Lehrer der Persönlichkeitsbildung und des richtigen Umgangs mit Menschen neu entdecken, der in seiner Geradlinigkeit und Klarheit durchaus zeitgemäß ist. Die Hauptkapitel sind: „Die Schule“, „Im politischen Geschehen“, „Die Welt steht auf dem Kopf“, „Ein Wohnort, an dem die Menschen gut miteinander umgehen“, „Der schöne Schein“, „Konfuzius-Schüler und die Politik“, „Der Lehrer“, „Die Kunst der Zurückhaltung“, „Worüber der Meister selten sprach“, „Der würdige Alte“, „Diejenigen, die zuerst voranstrebten“, „Die Schüler in der Staatsverwaltung“, „Eile mit Weile! Denk an die Folgen“, „Manche muss man wirklich antreiben“, „Die Kunst des aufrechten Beamten“, „Die Wurzeln des Übels“, „Die Verlockung der Rebellion“, „Die Option des Rückzugs“, „Die Schule nach dem Tod ihres Gründers“ und „Die Verantwortung des Einzelnen für das Wohl des Ganzen“.

C. H. Beck, 804 Seiten; 48,00 Euro

  Royal Horticultural Society – Die neue Gartenschule

Gärtnern kann ganz einfach sein. „Die neue Gartenschule“ zeigt von der Auswahl des richtigen Werkzeugs über die Gartenplanung bis hin zur Ernte von Obst und Gemüse kultivieren HobbygärtnerInnen alles, was sie brauchen. Neben wertvollem und praktischem Wissen für AnfängerInnen finden in der Gartenschule auch erfahrene GärtnerInnen Anleitungen und Ideen, etwa zum Anlegen eines Wassergartens oder zum Gärtnern auf versetzten Ebenen. Ein Handbuch mit Hintergrundwissen, Tipps und Tricks sowie zahlreichen neuen Gartenideen und Anregungen zum ökologischen Gärtnern, die sich leicht umsetzen lassen.

Der Frühling ist da, wie wunderbar! Endlich beginnt die Natur wieder ihre ganze Schönheit und ihre unerreichbaren Wunder zu zeigen. Und für Gartenprofis und Gartenneulinge ist jedes Buch, das einen bei seinem Hobby hilft, ein willkommenes Geschenk. Wenn es dann noch so schön, klar und bildreich aufgebaut ist wie „Die neue Gartenschule“, dann ist das schon ein Muss für jeden Gartenfan! Mit diesem Buch können Sie sich Ihren Gartentraum erfüllen. Es ist sehr umfangreich, praktisch und anschaulich mit über 2.000 Fotos ausgestattet. Es bietet Ihnen eine kompetente Hilfe bei der Pflanzenauswahl mit einem Pflanzenkatalog von 500 Pflanzen. Die Hauptkapitel sind: „Grundlagen“, „Gärten gestalten“, „Gärten bepflanzen“, „Der Nutzgarten“, „Gartenpflege“, „Probleme“ und „Pflanzenverzeichnis“.

Dorling Kindersley, 448 Seiten; 29,95 Euro