März 28, 2024

Kolumne 01.08.2022 Nr.728

BuchKolumne 01.08.2022 Nr. 728

Susanne Abel – Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksalsfamilie
Neil Richards / Matthew Costello – Mydworth – Bei Ankunft Mord / Tod im Mondschein
Javier Cercas
– Terra Alta – Die Erpressung
Elizabeth Haran – Fliegende Ärzte – Eine mutige Frau
Kate High – Der Hund, der mit den Pfoten scharrte

   Susanne Abel – Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksalsfamilie

Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksalsfamilie

Tom Monderath ist frisch verliebt: Mit Jenny erlebt er die glücklichste Zeit seines Lebens. Bis er durch Zufall auf seinen Halbbruder Henk stößt, der alles über ihren gemeinsamen Vater wissen will. Doch Konrad starb vor vielen Jahren und seine demente Mutter Greta kann Tom nicht befragen. Als sich weitere Halbgeschwister melden, wird es Tom zu viel. Jenny und Henk hingegen folgen den Spuren Konrads. Selbst fast noch ein Kind, kämpfte Toms Vater im Krieg, geriet in amerikanische Gefangenschaft, bevor er in den späten 40er-Jahren nach Heidelberg kommt. Dort verliebt er sich Hals über Kopf in die junge Greta, nicht ahnend, dass ein Geheimnis aus der dunkelsten Zeit des Nationalsozialismus ihre gemeinsame Familie ein Leben lang begleiten wird.

Susanne Abel hat im letzten Jahr einen literarischen Coup gelandet: „Stay away from Gretchen“ war ein Bestseller. Verdient. Durch und durch. Auch ich war sehr begeistert. Ich schrieb über den Roman: „Susanne Abel gelingt mit „Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“ ein Kunststück! Sie erschafft Charaktere, die von der ersten Seite an sofort eine besondere Magie erzeugen. Eine Geschichte, die berührt, zu Herzen geht und aufrüttelt. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle ist garantiert!“ Und das Buch wurde sogar zu meinem BuchTipp des Monats Mai 2021. Kann man diese besonderen literarischen Momente wiederholen? Ja, Susanne Abel schafft es mit der Fortsetzung „Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksalsfamilie“. Eigentlich könnte ich meine Aussage von damals praktisch wiederholen. Susanne Abel ist mit „Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksalsfamilie“ wieder ein literarisches Kunststück gelungen! Die Charaktere umarmen die LeserInnen sofort wieder und nehmen sie mit auf eine ganz besondere Lesereise. Eine Reise, die nicht nach 550 Seiten enden sollte, sondern gern auch 1.000 Seiten hätte dauern dürfen. Die Zeitreise erstreckt sich von 1933 bis 2019. „Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksalsfamilie“ ist erneut ein literarischer Coup mit einer ganz besonderen Note!

dtv, 555 Seiten; 23,00 Euro

Neil Richards / Matthew Costello – Mydworth – Bei Ankunft Mord / Tod im Mondschein

Mydworth – Bei Ankunft Mord - Tod im Mondschein

In dem kleinen Dorf Mydworth geschieht selten etwas Aufregendes, aber das ändert sich, als der junge Adlige Sir Harry Mortimer in seinen Heimatort zurückkehrt. Der ehemalige Spion im Dienste seiner Majestät und seine amerikanische Frau Kat sorgen für reichlich Glamour in dem verschlafenen Örtchen! Doch der Glanz der großen weiten Welt zieht auch gewiefte Verbrecher an. Die örtliche Polizei ist heillos überfordert und schon bald müssen sich Kat und Harry mit Juwelendieben herumschlagen und den Mord an einem Wilderer aufklären.

Das Autorenduo Neil Richards und Matthew Costello ist bekannt für ihre erfolgreiche „Cherringham“-Krimi-Reihe. Nun verlegen die beiden ihre neue Krimi-Reihe ins England der 1920er Jahre. Die Hauptakteure in „Mydworth“ sind Lord und Lady Mortimer. Der Verlag stellt selbst den Vergleich mit „Downton Abbey“ und „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“ an. Die beiden Erfolgsserien sind aber natürlich ganz oben im Regal zu finden. Für „Mydworth“ muss man sich eher bücken, denn eine geniale Mischung aus den beiden Erfolgsserien ist „Mydworth“ nicht geworden. Zumindest wenn man die ersten beiden Fälle aus diesem Buch bewertet. Charmant, das trifft es sicher ganz gut, ist die Reihe. Lord und Lady Mortimer sind etwas eigen, aber so sind sie wohl auch mit Überlegung angelegt worden. Was aber enttäuschend war, dass neben dem Charme die Spannung auf der Strecke geblieben ist. Bei einer Krimi-Reihe sollte nicht das erste Zeil sein, die LeserInnen zu langweilen, sondern sie spannend zu unterhalten. Hier kann das Autorenduo noch gewaltig nachlegen.
 

Lübbe, 301 Seiten; 11,00 Euro

 Javier Cercas – Terra Alta – Die Erpressung

Terra Alta – Die Erpressung

Aus der Abgeschiedenheit der Terra Alta kehrt Melchor Marín ins hitzige Leben Barcelonas zurück. Als die Bürgermeisterin der Metropole auf schamlose Weise erpresst wird, droht ein politischer Skandal. Melchor ermittelt mit seinem unbeugsamen Sinn für Gerechtigkeit gegen einen mysteriösen Täter, dessen Absicht unklar bleibt. Seine Suche führt zu den Wortführern der katalanischen Unabhängigkeit, wo Zynismus, Skrupellosigkeit und hemmungslose Gier herrschen. Und völlig unerwartet sieht er sich mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Schon der erste Teil der „Terra-Alta“-Trilogie hatte mich begeistert. Damals schrieb ich: „Ein Kriminalroman, wie ein stürmisches, spanisches Gemälde! Die Geschichte ist verschlungen und ungewöhnlich erzählt für einen Kriminalroman.“ Nun legt der spanische Bestsellerautor Javier Cercas den zweiten Teil „Die Erpressung“ vor. Melchor Marín zu erleben ist ein Leseerlebnis! Javier Cercas hat mit Melchor Marín eine erstklassige Charakterfigur entworfen. Melchor Marín hat so viele Brüche in seinem Leben, so viele Verluste, sein Leben ist ein großes Drama und er sehnt sich nach Ruhe und Frieden. Mit seiner Tochter und dem Lesen von Büchern. Doch so kommt es natürlich nicht. Nicht auf dem spanischen Hinterland, sondern in der pulsierende Metropole Barcelona nimmt er einen Auftrag an, der ihn wieder an seine Grenzen bringt. Der zweite Teil ist zwar etwas ruhiger als der erste, aber die Melchor-Marín-Magie ist auch hier auf jeder Seite zu spüren. Und der Autor weiß auch schelmisch zu sein und schreibt das Buch im Buch. Die Textpassage dazu: „Das mit dem Roman wissen Sie schon, oder?“, wird Melchor gefragt. „Ein Roman? Was für ein Roman?“, fragt er. „Über Sie. ‘Terra Alta’ ist der Titel. Der Autor heißt Javier Cercas“. „Terra Alta – Die Erpressung“ ist wieder großes klassisches Krimi-Kino zum Lesen!

S. Fischer, 430 Seiten; 25,00 Euro

 Elizabeth Haran – Fliegende Ärzte – Eine mutige Frau

Fliegende Ärzte – Eine mutige Frau

Australien, 1967: Die junge Krankenschwester Cassie ist inspiriert von ihrem großen Vorbild, der Pilotin Amelia Earhart. Sie ist überglücklich, als schließlich ihr lang gehegter Wunsch in Erfüllung geht: Sie wird als Krankenschwester und Pilotin beim „Royal Flying Doctor Service“ eingestellt. Allerdings sorgt eine Frau, die ein Flugzeug steuert, für viel Wirbel. Cassie muss mit vielen Vorurteilen und Ablehnung kämpfen. Zum Glück gibt es auch Menschen, die sie freundlich aufnehmen. Leider scheint der gutaussehende und sehr sympathische Arzt Mike Monroe Cassie gegenüber Vorbehalte zu hegen, die sie nicht ergründen kann, aber unbedingt aus dem Weg räumen will.

Wenn man einen historischen Australien-Roman lesen will, der viel Leidenschaft, mutige Frauen und jede Menge Spannung bereithält, dann muss man zu den Büchern von Elizabeth Haran greifen! Seit Jahrzehnten versorgt sie ihre LeserInnen mit reichlich unterhaltsamem Lesestoff. Das alles trifft auch auf ihren neuen Roman „Fliegende Ärzte – Eine mutige Frau“ zu. Eine Geschichte, die genau das alles bereithält, was man von einem Roman von Elizabeth Haran erwartet.

Lübbe, 394 Seiten; 19,99 Euro

 Kate High – Der Hund, der mit den Pfoten scharrte

Der Hund, der mit den Pfoten scharrte

Sommer in den Lincolnshire Wolds. Als Clarice Beech den Hilferuf ihrer Freundin Louise erhält, kann sie nicht ablehnen: Sie soll sich um eine lebhafte Boxer-Hündin namens Susie kümmern, die Louises Sohn Guy gehört, einem Anwalt, der in einen spektakulären Fall verstrickt ist. Guy ist seit Tagen spurlos verschwunden. Zuletzt wurde er gesehen, wie er in den Wagen eines Unbekannten stieg. Von Anfang an verhält sich Susie merkwürdig. Immer wieder zieht es sie zu einem kleinen Wald hin, in dem sie oft mit ihrem Herrchen spazieren war. Hat das etwas mit dem Verschwinden von Guy zu tun? Clarice beschließt, der Sache nachzugehen, und gerät wieder einmal selbst in größte Gefahr.

Nach „Die Katze und die Leiche in der Scheune“ ist „Der Hund, der mit den Pfoten scharrte“ der zweite Fall für Clarice Beech. Clarice Beech setzt sich mit Leidenschaft für Tiere ein. Und mit diesem Charakter hat Kate High eine äußerst sympathische Heldin erschaffen. Mit ihr geht man sehr gerne auf Verbrecherjagd und die Tiere bleiben nicht außen vor. Wer also gerne ein leichte und trotzdem spannende Sommer-Lektüre genießen möchte, der ist mit den Krimis von Kate High bestens bedient!

Lübbe, 412 Seiten; 10,00 Euro