Kolumne vom 04.12.2017 – Nr. 485
Angela Marsons
Lost Girls
Als die Freundinnen Charlie und Amy nicht nach Hause kommen, beginnt für ihre Familien ein wahrer Albtraum. Eine SMS lässt wahr werden, was alle befürchteten: Die zwei neunjährigen Mädchen wurden entführt. Nur das Paar, das den höchsten Betrag zahlt, wird seine Tochter wiedersehen. Das andere nicht. Längst tickt die Uhr für DI Kim Stone und ihr Team, doch die Täter sind ihr immer einen Schritt voraus. Von Stunde zu Stunde verringert sich die Chance, die beiden unversehrt zu ihren Familien zurückzubringen. Stone gibt ihr Äußerstes, um den Fall zu lösen. Sonst muss eines der Kinder den höchsten Preis für ihr Versagen zahlen – sein Leben.
Die Reihe um Detective Inspector Kim Stone findet nach „Silent Scream“ und „Evil Games“ mit „Lost Girls“ einen neuen Höhepunkt! In England, der Heimat der Autorin, waren alle drei Bücher Bestseller. Angela Marsons peitscht den Leser in 113 Kapitel durch die spannende und wendungsreiche Story. Fast jedes Kapitel endet mit einem kleinen oder großen Cliffhanger. So muss ein ausgezeichneter Krimi geschrieben sein. DI Kim Stone ist eine taffe Frau mit Prinzipien und ausgezeichneten Ermittlerfähigkeiten. Privat ist sie eher wie ihr Hund, nicht besonders kontaktfreudig, mag keine Menschenansammlungen, und wird sich auch nicht mehr ändern. Die taffe Kim Stone fährt Motorrad, ihre „Ninja“. Die beiden führen eine innige Beziehung. Der Leser wird solch eine Beziehung, eine Lesebeziehung, mit Kim Stone auch eingehen.
Piper, 508 Seiten; 16,99 Euro
Joao Tordo
Die zufällige Biographie einer Liebe
Vor sieben Jahren hat sie ihn verlassen, aber der mexikanische Dichter Miguel kann Teresa, die Liebe seines Lebens, nicht vergessen. Als er von ihrem Tod erfährt, muss er sich eingestehen, dass er ihr unerwartetes Verschwinden nie verwunden hat. Zugleich wird ihm bewusst, dass er die Frau, die er liebte und die sein Leben bis heute bestimmt, nicht wirklich kannte. Sein Freund, ein spanischer Literaturdozent, versucht, Miguel nach dessen Zusammenbruch wieder neuen Lebensmut zu geben. Doch das kann er nur, wenn er mehr über die Vergangenheit und die Liebesgeschichte des Dichters herausfindet. Und so begibt er sich auf die Suche nach dieser geheimnisvollen Frau.
Ich habe mich sehr auf die Geschichte gefreut! Eine spannende Geschichte um eine Liebe, dem erforschen seiner Charaktere und dem Erkennen der Wahrheit, das in Wirklichkeit vieles ganz anders war. Leider enttäuscht der Portugiese Joao Tordo fast auf ganzer Linie. Das Buch beginnt schon sehr konfus und bleibt dem Stil leider auch treu. Der Geschichte fehlt die Spannung, mir die Sympathien für die Charaktere. „Die zufällige Biographie einer Liebe“ wirkt wie ein eher zufällig hingeschriebener Roman, dem der rote Faden fehlt und noch so einiges mehr.
Droemer, 391 Seiten; 19,99 Euro
Sascha Adamek
Scharia Kapitalismus
Der radikale Islamismus sieht sich als Todfeind des Westens und seiner Lebensweise. Unglaublich ist es daher, wie bedenkenlos deutsche Unternehmen, Verbände und Politiker mit Vertretern dieser Weltanschauung gemeinsame Sache machen. Dieses Buch zeigt direkte und indirekte Verbindungen zwischen deutschen Akteuren und den Förderern des gewaltbereiten Islam vor. So beträgt die deutsche Handelsbilanz mit Staaten, deren Rechtssystem überwiegend auf der Scharia fußt, 64 Milliarden Euro – darunter auch zahlreiche Waffenexporte. Die Liste der Enthüllungen reicht von deutschen Unternehmen mit islamistischen Teilhabern über die Machenschaften der deutschen Waffenlobby bis hin zu den Verstrickungen der Politik.
Ein mutiges und wichtiges Buch, das einem die Augen öffnet über die geheimen und weniger geheimen Finanzierer des streng gläubigen, radikalen Islams und des Terrorismus. „Scharia Kapitalismus“ ist ein lange überfälliges Buch! Das Buch hat u. a. die Themengebiete: „Die Scharia-AG; Scheichs investieren in Konzerne, politische Macht und Religion“, „Katar – Kernland des Scharia-Kapitalismus; Investoren, Fußball und Terrorfinanziers“, „Die Saudi-Connection; Öl, Wahabismus und der Nahe Westen“, „Islamismus-Export aus reichen Scharia-Staaten; Die verdeckten Finanzierung radikaler Moscheevereine und Koranschulen“, 960 DITIB-Moscheen von Erdogans Gnaden; Steuergelder, Spionagevorwürfe und türkische Kriegspolitik“, „Tourismus auf Messers Schneide; Milliardenprofite, Scharia-Strafen und Terrorfinanzierung“.Econ, 316 Seiten; 18,00 Euro
Joshua Foer / Dylan Thomas / Ella Morton
Atlas Obscura
Der Atlas Obscura sieht nur auf den ersten Blick aus wie ein Reiseführer. Es ist vor allem eine Wunderkammer voller unerwarteter, bizarrer und mysteriöser Orte, die gleichermaßen Wunderlust und Wanderlust hervorrufen. Jede einzelne Seite dieses Buchs erweitert unseren Horizont und zeigt uns, wie wunderbar und schräg die Welt in Wirklichkeit ist. Texte, über 600 Fotos, Fakten und Karten für jede Region des Globus lassen einen diese Liebeserklärung an die Welt zu Hause erleben.
Dieses Buch hat eine prominente Hintergrundgeschichte. Die Seite atlasobscura.com hat monatlich über 3 Millionen Besucher. Dort stellt das Autorenteam außergewöhnliche Dinge und Orte aus der ganzen Welt zusammen. In diesem Buch sind über 700 obskure Orte enthalten, wie die muffige Kapuzinergruft in Palermo, das Sphinx-Observatorium auf einer Bergspitze in der Schweiz oder auch ein Pool in einem Hotel in Singapur – im 57. Stock, 146 Meter lang, direkt an der Gebäudegrenze. Das sind nur drei Beispiele. Ein Buch, bei dem man immerzu große Augen macht!. Unter dem Christbaum macht sich dieser Atlas sicher auch gut.
Mosaik, 480 Seiten; 34,00 Euro
Diana Gabaldon
Die Welt von Outlander
In dieser großformatigen und hochwertig ausgestatteten Ausgabe, „Die Welt von Outlander“, bietet Weltbestseller-Autorin Diana Gabaldon neues und einzigartiges Hintergrundmaterial zu ihren „Outlander“- Romanen und der Verfilmung. Dieses große Buch ist das ultimative Begleitbuch zur großen Highland-Saga.
Alle „Outlander“-Fans aufgepasst! Dieses Buch muss jeder Fan der Bestsellerromane und der erfolgreichen Fernsehserie haben. Dieses Buch bietet Ihnen die vollständigen Inhaltsangaben aller bisher erschienenen Bände der „Outlander“-Reihe sowie der Lord-John-Romane; einen Überblick über sämtliche Charaktere der Serie; einen Blick hinter die Kulissen der Fernsehserie mit persönlichen Fotos der Autorin vom Film-Set; Stammbäume, Karten und Lagepläne; ein Glossar gälischer Begriffe Hintergrundwissen über schottische Kräuterheilkunde und die Küche des achtzehnten Jahrhunderts, und einen persönlichen Einblick in Diana Gabaldons Schreibprozess. Dieses Buch lässt keine Wünsche offen. Und das ganze für gut € 30, das ist wirklich top, und für alle „Outlander“-Fans das passende Weihnachtsgeschenk!
Knaur, 835 Seiten; 29,99 Euro
Hörbuch der Woche
Leila Slimani
Dann schlaf auch du
Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen – eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Die Tragödie kommt Tag für Tag näher …
Ein Roman aus unserer Zeit. Eltern, die Kinder wollen, aber auch beide arbeiten wollen, eine Nanny, die die Kinder erzieht, Zeit mit ihnen verbringt, Eltern, die sich dadurch von ihren Kindern entfernen. Dieses Entfremdende unserer Zeit treibt die Französin Leila Slimani auf die Spitze in dem sie daraus ein explosives Gemisch entstehen lässt, das unweigerlich auf eine Explosion zusteuert. „Dann schlaf auch du“ wird Sie garantiert nicht schlafen lassen! Eine nachdenkliche, mitreißende und dramatische Geschichte! Leila Slimani wurde für ihren Roman mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, dem angesehensten französischen Literaturpreis. Still und unaufgeregt gelesen von Constanze Becker. Sie bringt die Dramatik gut herüber. Was mir sehr aufgefallen ist, sie atmet und seufzt nach Absätzen oft laut. Das ist mir bei anderen Sprechern noch nie so massiv aufgefallen wie bei Constanze Becker. Hörprobe
Auch als Hardcover erhältlich bei Luchterhand, 20,00 Euro.Der Hörverlag, 5 CDs, 326 Minuten; 19,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 11.12.2017 – Nr. 486
Lawrence Block Hrsg.
Nighthawks
Jedes Bild erzählt eine Geschichte. Für die Gemälde von Edward Hopper (1882 – 1967), einer Ikone der modernen amerikanischen Malerei, gilt das in besonderem Maße. Seine Porträts von Menschen, die auf rätselhafte Weise in ihre Einsamkeit versunken scheinen, lassen der Phantasie einen weiten Spielraum. Siebzehn renommierte US-Autoren haben sich inspirieren lassen, jede(r) von einem anderen Bild. Ihre Geschichten setzen dort an, wo das Gemälde als Momentaufnahme zwangsläufig aufhören muss, erzählen weiter, was verborgen in der Mimik, der Körpersprache der Figuren und in der festgehaltenen Szene zu erspüren ist.
Edward Hoppers Bilder sind sagenhaft! Die Kunst seiner Bilder wurde schon einmal spektakulär in einen Film verwandelt – „Shirley“. Ein wahres Kunstwerk von einem Film! Er hätte den OSCAR verdient gehabt. Und nun haben Autoren sich literarisch mit den Bildern von Edward Hopper auseinandergesetzt. Darunter so große Namen wie Stephen King, Michael Connelly, Jeffery Deaver, Joyce Carol Oates und Lee Child, aber auch bei uns weniger bekannte Autoren. Michael Connelly z. B. lässt seinen Serien-Held Detective Bosch, nun Privatdetektiv, auftreten. Lawrence Block Herausgeber und selbst Autor des Buches hatte die Idee für diese Zusammenstellung. Die Bilder von Edward Hopper als Romangeschichten zum Leben erweckt. Auch hier gilt: Spektakulär! Auch wenn die Geschichten kurz sind, so haben sie mich doch fast alle begeistert. Ich lebte mit den Bildern und den Geschichten. Die Geschichten in diesem Buch sind so vielseitig wie Edward Hoppers Bilder! Erotisch, dramatisch, mystisch, fesselnd, berauschend, spannend zu betrachten und zu lesen.
Droemer, 320 Seiten; 29,99 Euro
Sophie Divry
Als der Teufel aus dem Badezimmer kam
Sophie ist jung, qualifiziert, kreativ – und hat keinen Cent mehr in der Tasche. Die Aufträge als freie Mitarbeiterin bei einer Tageszeitung bleiben aus, die Rechnungen am Ende des Monats hingegen treffen verlässlich ein. Was tun, oder besser: Was nicht mehr tun?, fragt sie sich, während der Teufel ihr im Nacken sitzt und sie beständig in Versuchung führen will. Doch gibt sie ihm nicht nach und schreibt stattdessen einen Roman, in dem ihre Phantasie Königin ist und die Begrenzungen der Realität aufhebt.
Ich hatte mich sehr auf diesen Roman gefreut. Der Titel, das Cover, die Beschreibung, und das alles von einer jungen französischen Autorin, das konnte doch eigentlich nur Gutes verheißen. Das traf dann auch zu – aber leider nur zu 50 %. Zu Anfang gab es noch das versprochene Feuerwerk, auch wenn es da schon eher klein und wenig laut war, aber nach und nach wurde die Geschichte immer zäher, unübersichtlicher und langweiliger. Auch der versprochene Witz war da, aber unter dem Berg von unnützen und wirren Textpassagen tat sich auch der schwer, hervorzutreten. Und zudem konnte ich zu keiner der Figuren wirklich eine Bindung aufbauen. Sie wirkten auf mich alle merklich fremd.
Ullstein, 272 Seiten; 21,00 Euro
Jan Seghers
Menschenfischer
1998: Man hatte dem Jungen die Kehle durchgeschnitten, ein Stück Fleisch aus dem Oberschenkel entnommen, die Hoden abgetrennt. Spielende Kinder entdecken die Leiche. Der Mord an Tobias Brüning löst eine der größten Polizeiaktionen der Nachkriegsgeschichte aus. Obwohl es ein Phantombild gibt, wird der Täter nie gefasst. 2013: Kommissar Marthalers Kollege Rudi Ferres biete ihn nach Frankreich zu kommen. Es soll neue Spuren im Fall Brüning geben. Marthaler nimmt die Akten an sich. Zurück in Deutschland führt die Spur in ein finsteres Tal am Rhein. Bald darauf gibt es zwei neue Leichen. Jungen, denen das gleich zugefügt wurde wie einst Tobias Brüning.
Kommissar Marthaler ist eine literarische Kultfigur! Aber nicht nur das. Durch die hervorragenden ZDF-Produktionen mit dem herausragend agierenden Matthias Koeberlin hat Robert Marthaler auch filmischen Kultstatus erlangt. In Marthalers 6. Fall spielt übrigens eine Mitarbeiterin vom ZDF auch eine kleine Rolle. Wo wir bei den Rollen sind. Jan Seghers haucht seinen Figuren, egal oben Hauptrolle oder Nebenrolle, viel Leben ein. Alle Figuren haben Charakter, und sind nicht nur einfach Namen. Jan Seghers lässt es in „Menschenfänger“ langsam angehen, aber nicht weniger spannend. Die leise Spannung schwingt von Anfang an mit, steigert sich und lässt bis zum Schluss nicht nach. „Menschenfänger“ wird auch Sie einfangen!Kindler, 427 Seiten; 19,95 Euro
Rainer Wieland
Das Buch der Deutschland-Reisen
Dieser Band versammelt Berichte von ausländischen Deutschland-Reisenden aus aller Welt über einen Zeitraum von 2000 Jahren. Wir begleiten Caesar zu den Germanen am Rhein, reisen mit Casanova nach Sanssouci, mit Hans Christian Andersen in die Sächsische Schweiz und mit dem Ehepaar Dostojewski in die Spielbank von Baden-Baden. Wir folgen Mark Twain auf Wandertour durchs Neckartal, Asta Nielsen nach Hiddensee und Thomas Wolfe aufs Münchner Oktoberfest. Die Besucher aus der Fremde erkunden ein seltsames Land und blicken verwundert auf seine Bewohner, deren Sitten und Bräuche.
Rainer Wieland konnte schon 2015 mit seinem „Buch des Reisens“ begeistern. Es wurde ein Bestseller. Nun legt er mit „Das Buch der Deutschland-Reisen“ nach. Und wieder präsentiert er ein fabelhaftes Werk voller spannender Reisegeschichten und schönen Bildern. Perfekt in Szene gesetzt vom Propyläen Verlag. Man lernt ein sich veränderndes Deutschland durch die Augen der berühmten Reisenden kennen und ist mit jeder Geschichte auf Neue erstaunt. Die Zeitreise beginnt 55 v. Chr. und endet 2015.
Propyläen, 512 Seiten; 48,00 Euro
Richard Wiseman
101 Wetten, die man garantiert gewinnt
Jeder mag Gewinner. Stellen Sie sich vor, Sie könnten jeden mit scheinbar aussichtslosen Wetten herausfordern und sich dabei sicher sein, dass Sie gewinnen werden! Der Autor zeigt, wie man mit Hilfe von Wissenschaft, Logik und ein wenig Trickserei immer auf der Gewinnerseite steht. Sie benötigen dafür nichts als Ihren eigenen Körper oder gewöhnliche Haushaltsgegenstände. Und dahinter steckt keine Zauberei, sondern faszinierende Wissenschaft, die Wiseman gekonnt und einfach zu erklären vermag.
Der Psychologe Richard Wiseman ist Autor der Bestseller „Quirkology“, „60 Sekunden“ und „Machen, nicht Denken!“. Sein neuester Streich ist nun „101 Wetten, die man garantiert gewinnt“. Enthalten sind „einfache“ Tricks mit den Händen, mit Münzen, Flaschen, Gläsern, Streichhölzern und noch ein paar anderen normalen Gegenständen. Nach der Lektüre dieses Buchs und dem Einstudieren der Tricks werden Sie auf jeder Party oder im Kreis ihrer Freunde für staunende Augen sogen.
Fischer, 149 Seiten; 12,99 Euro
Hörbuch der Woche
Arundhati Roy
Das Ministerium des äußersten Glücks
Auf einem Friedhof in der Altstadt von Delhi wird ein handgeknüpfter Teppich ausgerollt. Auf einem Bürgersteig taucht unverhofft ein Baby auf. In einem verschneiten Tal schreibt ein Vater einen Brief an seine 5-jährige Tochter über die vielen Menschen, die zu ihrer Beerdigung kamen. In einem Zimmer im ersten Stock liest eine einsame Frau die Notizbücher ihres Geliebten. Im Jannat Guest House umarmen sich im Schlaf fest zwei Menschen, als hätten sie sich eben erst getroffen – dabei kennen sie einander schon ein Leben lang.
„Das Ministerium des äußersten Glücks“ ist eine Geschichte mit zahlreichen Glücksmomenten, aber auch mit vielen Toten und Beerdigungsszenen. Die Inderin Arundhati Roy, Autorin des Weltbestsellers „Der Gott der kleinen Dinge“, lässt bei Beschreibung vom Krieg und den Toten keine Gnade wallten, sie beschreibt diese Szenen kühl und emotionslos. Ein Satz aus dem Buch ist sehr prägend: „Der Krieg sammelt Menschen in seiner grausamen Umarmung“. Diese Momente des Krieges und die vielen Toten blieben bei mir am meisten in Erinnerung bei diesem Hörbuch. Aber die Autorin erzählt vorwiegend anhand von ungewöhnlichen und unvergesslichen Charakteren die neuere Geschichte ihres Landes. Indien, Pakistan (und Kaschmir-Konflikt), Bangladesch, wie aus einem großen Land diese Länder wurden und dabei viele Todesopfer forderten. Und natürlich von den Menschen und ihren Bräuchen. Man lernt Indien so auf eine sehr intime Art kennen. Als Sprecher muss man einiges mitbringen, um den Hörer zu begeistern und bei der Stange zu halten. Die Sprecherin Gabriele Blum muss aber auch noch etwas anders. Sie muss die teils zungenbrecherischen indischen Namen perfekt aussprechen. Und das tut sie mit geschmeidiger Eleganz. Eine große Leistung – die ganze Lesung! Hörprobe zum Download
Auch als Hardcover erhältlich bei S. Fischer, 24,00 Euro.Argon Hörbuch, 3 MP3 CDs, 900 Minuten; 24,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 18.12.2017 – Nr.487
Peter James
Dein Tod wird kommen
Als die junge und attraktive Logan Somerville in die Tiefgarage ihres Apartmenthauses in Brighton fährt, sieht sie nur eine schemenhafte Gestalt. Ein Mann sei da unten, berichtet sie ihrem Verlobten Jamie Ball voller Panik am Telefon. Es folgt ein Schrei. Danach ist die Leitung tot. Nur wenige Minuten später ist die Polizei vor Ort. Logans Auto ist da, ihr Handy im Wagen. Doch von Logan keine Spur. Kurze Zeit später taucht bei einem Londoner Psychiater ein Mann auf, der behauptet, er habe Informationen über Logan. Liegt hier der Schlüssel für die Aufklärung einer ganzen Serie von Mordfällen, fragt sich DSI Roy Grace.
Wer hätte 2005 gedacht, als Roy Grace in dem genialen Thriller „Stirb ewig“ das Licht der Literaturwelt erblickte, dass daraus eine so megaerfolgreiche Reihe werden würde. Über 18 Millionen Exemplare haben sich davon mittlerweile weltweit verkauft. In „Dein Tod wird kommen“ muss Detective Superintendent Roy Grace bereits seinen 11. Fall lösen. 111 Kapitel Hochspannung! Das verspricht „Dein Tod wird kommen“. In atemberaubender Geschwindigkeit peitscht Peter James den Leser durch die gut aufgebaute und durchdachte Story. Er verliert dabei nie den Leser aus dem Blick, denn er hält die Spannung konstant hoch. Wie man es von Peter James’ Serienhelden gewohnt ist, bekommt man auch im elften Buch wieder einiges Private von Roy Grace geboten. Dessen Privatleben hält auch zahlreiche spannende Momente bereit. Aber auch hier schreibt Peter James immer mit Blick auf den Leser gerichtet. Er streut das Private immer geschickt ein, ohne es in der Länge zu übertreiben. Das ist die hohe Schule der Thrillerkunst. Bravo!
Scherz, 443 Seiten; 16,99 Euro
Julie Estéve
Lola
Lola zieht auf High Heels, in Minirock und Netzstrümpfen durch Paris. Sie sucht Sex – und findet ihn. Sex als Mittel zum Vergessen. Als Lola acht Jahre alt war, starb ihre Mutter bei einem Verkehrsunfall, Lola wurde aus einer idyllischen Kindheit gerissen und hat diesen Verlust nie überwunden. Sex als Mittel gegen den Schmerz. Sex aber auch als Kampfansage an die Doppelmoral der feinen Franzosen. Für Frauen wie Lola gibt es keinen Platz in der feinen französischen Gesellschaft, und dafür rächt sie sich. Ob Schuster, Geschäftsführer oder Kritiker, sie bekommt sie alle. Und sie erniedrigt sie alle, denn ihre Wut ist groß.
Wie schon letzte Woche hatte ich mich auch auf diesen Roman, wieder von einer jungen französischen Autorin, sehr gefreut. Doch leider hielt die Beschreibung der Geschichte nicht das ein, was man sich von ihr versprach. Der, der in dem Roman viel Sex erwartet wird enttäuscht, genauso wie der, der erwartet, das um den wenigen Sex eine spannende Geschichte herumgeschrieben wird. Nach anfänglichem Schwung verfiel das Buch schnell in Belanglosigkeiten und öden Beschreibungen. Das Knistern, die Spannung sucht man immer mehr vergebens. Lola wiederum ist ein Abbild eines gewissen Frauentyps von heute. Vielleicht findet sich manche Leserin darin wieder. „Lola“ ist der Debütroman von Julie Estève, der in der feministischen literarischen Tradition von Virginie Despentes und Elfriede Jelinek stehen soll, schreibt der Verlag. Er schreibt auch: Es ist ein aufmüpfiges Buch über Erotik, Sex, und eine Frau, die in kein Schema passt. Das hört sich alles spannend an, trifft aber auf dieses Buch nicht zu.
Rowohlt, 157 Seiten; 19,95 Euro
Kathrin Werner
Liebesglück
Die große Liebe. Die eine, magische, die ganz große Liebe, für die man lebt und sterben würde, die alles bedeutet, die allem einen letzten Sinn verleiht. Die größte Kraft im Universum, wenn es sein muss gegen die widrigsten Umstände. Die Liebe, von der jeder Mensch träumt, von der die größten und schönsten Filme und Bücher erzählen. Es gibt sie. Es gibt sie wirklich, die ganz großen Liebesgeschichten dieser Welt.
Die Autorin erzählte von zwanzig sehr unterschiedlichen Liebesgeschichten aus der ganzen Welt und mitten aus dem Leben. Sie zeigt darin, wie einzigartig, verrückt, dramatisch und bewegend jede einzelne Liebesgeschichte ist. „Liebesglück“ zeigt auch, wie das Schicksal mit uns spielt. Jede Liebegeschichte ist wie ein Spiel am Rouletttisch. Man weiß nie, wann die Zahl, die Liebe deines Lebens, kommt. In „Liebesglück“ sammeln sich die Liebesgeschichten von Zwanzigjährigen und auch Paaren, die über neunzig sind. Kathrin Werner gibt uns so gleichzeitig auch einen Blick über die Jahrzehnte, und wie sich die Welt, und auch die Liebe, zumindest etwas, verändert hat. Eine Liebesgeschichte in den 1940ern oder auch 1990er ist eine andere als heute.Krüger, 287 Seiten; 14,99 Euro
Madeleine Thien
Sag nicht, wir hätten gar nichts
Marie lebt mit ihrer Mutter in Kanada und versteht nicht, warum ihr Vater nach China zurückgekehrt ist. Als sie zehn Jahre alt war, haben sie einen Gast bei sich aufgenommen, die junge Ai-ming, die nach dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens aus Peking geflohen ist. Marie ahnte bald, dass sie eine gemeinsame Geschichte haben, und nun versucht sie, Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen.
Madeleine Thien, Kanadierin mit asiatischen Wurzeln, hat ein Familieepos von großer Wucht und Eleganz geschrieben! Man lernt die Geschichte Chinas der letzten 70 Jahre kennen und bekommt aufschlussreiche Ereignisse dargeboten, die einen das Land und seine Menschen, die Kultur, das Drama, die Entwicklung, die Politik, einfach sehr vieles besser verstehen lassen. „Sag nicht, wir hätten gar nichts“ gibt einem als Leser sehr viel – und das über 600 Seiten lang!
Luchterhand, 656 Seiten; 24,00 Euro
Ángel Santiesteban
Wölfe in der Nacht
Die Geschichten in diesem Buch erzählen von einem anderen Kuba, fern der Postkartenidylle und des scheinbar so karibisch-leichten Lebensflairs. Unbeirrbar erhebt der Autor seine Stimme gegen Willkür und Unterdrückung. Seine Erzählungen sind durchwebt von eigenen Erfahrungen, ihr Spektrum reicht von phantastisch bis zu erschütternd real: Da verschwindet eine Figur aus ihrem Roman, um der Zensur zu entgehen; eine hungrige Meute Männer zieht im Dunkel der Nacht los, um das Fleisch toter Rinder zu stehlen; inmitten einer ausgelassenen Feier suchen einen Soldaten Erinnerungen an den Angola-Krieg heim.
Dieses Buch und seine Geschichten sind ein literarischer Schatz! Literatur aus Kuba, eine Seltenheit. Gute Literatur aus Kuba, auf dem deutschen Mark kaum zu bekommen. Der S. Fischer Verlag hat das geändert, in dem er „Wölfe in der Nacht“ (16 Geschichten aus Kuba) des Kubaners Àngel Santiesteban veröffentlicht hat. Der regimekritische Autor wurde wegen seiner Haltung zu einer Haftstrafe verurteilt und ist nur auf Intervention des ehemaligen Bundesaußenministers Steinmeier auf Bewährung frei. Ángel Santiesteban darf in Kuba aber nicht mehr publizieren. Die Geschichte um den Autor ist nicht weniger spannend als seine Geschichten aus einem uns fast fremden Land.
S. Fischer, 271 Seiten; 22,00 Euro
Hörbuch der Woche
David Lagercrantz nach Stieg Larsson
Verfolgung
Im Frauengefängnis Flodberga herrscht ein strenges Regiment. Alle hören auf das Kommando von Benito Andersson, der unangefochtenen Anführerin der Insassinnen. Lisbeth Salander, die eine kurze Strafe absitzt, versucht den Kontakt zu vermeiden, doch als ihre Zellennachbarin gemobbt wird, geht sie dazwischen und gerät ins Visier von Benitos Gang. Unterdessen hat Holger Palmgren, Lisbeth Salanders langjähriger Mentor, Unterlagen zutage gefördert, die neues Licht auf Salanders Kindheit und ihren Missbrauch durch die Behörden werfen. Salander bittet Mikael Blomkvist, sie bei der Recherche zu unterstützen. Die Spuren führen sie zu Leo Mannheimer, ein Finanzanalyst aus sehr wohlhabendem Hause. Was hat dieser mit Lisbeth Salanders Vergangenheit zu tun?
Nach „Verschwörung“ ist „Verfolgung“ nun der zweite Thriller den der schwedische Autor David Lagercrantz nach den Motiven von dem viel zu früh verstorbenen Stieg Larsson geschrieben hat, und es ist der fünfte Teil der „Millennium“-Saga. Der erste Teil der Geschichte hat was von „Wentworth“ dem sensationellen Serienhighlight aus Australien. Dort dreht sich alles um ein Frauengefängnis. So auch gehäuft in „Verfolgung“, wo Lisbeth Salander im Gefängnis sitzt und es trotzdem schafft, auch von dort Fäden zu ziehen und Ärger anzuziehen. Aber der Hintergrund der Story ist dann doch viel größer. David Lagercrantz schreibt die Geschichte von Lisbeth Salander und Mikal Blomkvist engagiert, fesselnd und überraschend fort! Das trifft auch auf sein neues Werk „Verfolgung“ zu. Wunderbar gelesen! Wer ist dann wohl der Hörbuchsprecher? Dietmar Wunder, die deutsche Stimme von 007 Daniel Craig. Hörprobe
Random House Audio, 2 MP3 CDs, 640 Minuten; 22,99 Euro
Denglers-buchkritik.de
Kolumne vom 25.12.2017 – Nr.488
John Hands
Cosmosapiens
Was stand am Anfang unserer Welt? Woher kommt die Materie, die Energie, aus der sich alles entwickelte? Und wann begannen wir, darüber nachzudenken? Das Buch fängt bei der Entstehung des Universums an und zeigt den aktuellen Stand unseres Wissens – aber auch seine Grenzen. Der Autor greift aktuelle Diskussionen der Evolutionsbiologie und Neurogenetik auf, hinterfragt Konzepte wie kosmische Inflation, dunkle Energie und egoistische Gene. Der Autor verfolgt auch die Entstehung des Lebens und die Entwicklung unseres selbstreflexiven Bewusstseins zurück, beschäftigt sich mit der Herausforderung von Sprache, Moral, Glauben und Religion.
Ein bombastisches Werk über die Natur- und Wissenschaftsgeschichte! Der Engländer, dessen Werk vielfach ausgezeichnet wurde, lässt dabei kaum etwas aus, geht aber bei keinem Punkt zu sehr und schwer in die Tiefe, so dass man sich schnell langweilen könnte. Nein, John Hands liefert bekömmliche Lesehappen für den Geist. Sollte man sich zuvor mit der Thematik noch nicht zu sehr beschäftigt haben, wird man vieles klarer sehen und anders denken als vor der Lektüre. Was will man von einem Sachbuch mehr erwarten! John Hands untergliedert „Cosmosapiens“ in zwei folgenden Themenschwerpunkten. Der erste ist: „Entstehung und Evolution der Materie“, darin geht es u. a. um die herrschende Lehre der Wissenschaft und auch, was sie nicht erklären kann; kosmische Mutmaßungen; um die Evolution der Materie in großem und kleinem Maßstab. Der zweite ist: „Die Entstehung und Evolution des Lebens“, hier geht es u. a. um einen für das Leben geeigneten Planeten; Die Entstehung es Lebens mit den Punkten wissenschaftliche Belege und Hypothesen; Belege für die biologische Evolution; und so viel mehr.
Knaus, 877 Seiten; 36,00 Euro
Karen Dionne
Die Moortochter
Helena Pelletier lebt in Michigan. Sie ist eine ausgezeichnete Fährtenleserin und Jägerin – Fähigkeiten, die sie als Kind von ihrem Vater gelernt hat, als sie in einer Blockhütte mitten im Moor lebten. Für Helena war ihr Vater immer ein Held – bis sie vor fünfzehn Jahren erfahren musste, dass er in Wahrheit ein gefährlicher Psychopath ist, der ihre Mutter entführt hatte. Helena hatte daraufhin für seine Festnahme gesorgt, und seit Jahren sitzt er nun im Hochsicherheitsgefängnis. Doch als Helena eines Tages in den Nachrichten hört, dass ein Gefangener von dort entkommen ist, weiß sie sofort, dass es ihr Vater ist und dass er sich im Moor versteckt. Nur Helena hat die Fähigkeiten, ihn aufzuspüren. Es wird eine brutale Jagd, denn er hat noch eine Rechnung mit ihr offen …
Karen Dionnes „Die Moortochter“ hört sich vielversprechend an, die Rechte zum Buch sind in über 20 Länder verkauft worden. Trotzdem fragte ich mich gleich zu Anfang, wie man mit dieser Story gut 400 Seiten spannend füllen will. Und meine Bedenken gaben mir schnell Recht, denn Karen Dionne schafft das eben nicht. „Die Moortochter“ lebt mehr in der Vergangenheit, als in der Gegenwart, sprich es gibt sehr viele Rückblenden, die den Lesefluss immer wieder stören und die eigentliche Story, die spannend wäre, sehr verkürzen. Mit der Heldin Helena hat Karen Dionne allerdings eine vielschichtige Frauenfigur entworfen, die es durchaus wert ist, sie kennen zu lernen.
Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. Gelesen von Julia Nachtmann. Sie schafft es, dass das Hörbuch besser ist als das Buch. 19,99 Euro. Hörprobe
Goldmann, 380 Seiten; 12,99 Euro
Norbert F. Pötzl
Casablanca 1943
Die geheime Konferenz, für die Winston Churchill und Franklin D. Roosevelt im Januar 1943 die gefährliche Reise nach Casablanca auf sich nehmen, ist ein Wendepunkt des 2. Weltkriegs. Hier wird das Kriegsziel definiert und so besiegeln sie den Niedergang des „Dritten Reichs“. Zugleich ist das Geheimtreffen eng verknüpft mit der Entstehungsgeschichte des Filmklassikers „Casablanca.“ Ursprünglich zu Propagandazwecken konzipiert, wird das am 26. November 1942 uraufgeführte Melodram mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman, das im Januar 1943 pünktlich zum Ende der Casablanca-Konferenz in die amerikanischen Kinos kommt, zum Publikumsrenner und mit Preisen überhäuft.
Ein Buch, auf das ich schon lange gewartet habe! Endlich hat ein Autor dieses Thema aufgegriffen, den sensationellen Filmklassiker „Casablanca“ und Hollywood zu dieser Zeit der damaligen Weltlage gegenüberzustellen. Herausgekommen ist das prächtige Werk „Casablanca 1943“ von Norbert F. Pötzl. Der Autor geht ausgewogen auf die Themengebiete ein, sowohl das politische als auch den Film und Hollywood. So erfährt man u. a., dass sich die Hollywood-Studios, die allesamt von Juden geleitet wurden, vor 1941 nicht gegen die Nazi-Diktatur stellen wollten. Ausnahme waren die Warner Bros., die später auch „Casablanca“ filmisch umsetzen sollten. „Casablanca“ zeigte nicht nur eine brandaktuelle Geschichte, auch die 75 Schauspieler, die im Film mitwirkten, waren alle in irgendeiner Weise Emigranten. So bildete der Cast auch die Weltlage ab. General Charles de Gaulle war begeistert von dem Film und nutzte ihn auch für seine Zwecke. Nachdem Pötzl den Film „abgearbeitet“ hat, geht er dann auf die politischen Entscheidungsträger und Entscheidungen ein. Das rundet „Casablanca 1943“ perfekt ab.Siedler, 256 Seiten; 20,00 Euro
Markus Heitz
Wédōra – Schatten und Tod
Wédōra birgt noch so manches Geheimnis für die Freunde Liothan und Tomeija, die es auf magische Weise in die schwer befestigte Wüstenstadt verschlagen hat. Während Liothan in alte Gewohnheiten verfällt und sich in Wédōras Unterwelt einen Namen macht, wird Tomeija vom geheimnisumwitterten Herrscher der Stadt zur obersten Gesetzeshüterin berufen. Sie kann nicht ahnen, dass sie bald nicht nur gegen Verbrechen und mörderische Intrigen vorgehen muss, sondern auch gegen ihren Freund aus Kindheitstagen. Doch damit nicht genug: Zwei benachbarte Königreiche rüsten sich zum Krieg, und die neutrale Stadt wird gegen ihren Willen in die Feindseligkeiten verwickelt – und Liothan und Tomeija werden plötzlich zu den entscheidenden Figuren in einem mörderischen Konflikt.
Ein spannendes Fantasy-Spektakel, das mit einer neuen Welt aufwartet, von der man als Leser gar nicht genug bekommen kann, und mit schlagkräftigen Figuren, die kämpfen, klug sind und auch sonst eine Menge zu sagen haben. Das schrieb ich über den ersten Band, und es trifft uneingeschränkt auch auf den zweiten Band zu. Magisch, mystisch, spektakulär – Markus Heitz erneut in Bestform! Die Wüstenwelt um „Wédōras“ findet mit diesem Buch ein Ende. Schade! Aber Markus Heitz widmet sich bereits einer neuen Fantasy-Welt.
Knaur, 649 Seiten; 16,99 Euro
Okka Rhod
Herdwärme
Wir alle lieben gutes Essen, die meisten von uns können aber selbst nicht richtig kochen. Oft fehlen die Grundlagen und Küchengeheimnisse, die sich unsere Großmütter noch untereinander erzählt haben. Die Journalistin Okka Rohd hat Menschen getroffen, die mit Leidenschaft kochen. Von ihnen lässt sie sich Tricks und Kniffe beibringen. Okka Rohd erzählt von der Art des Zubereitens, von Zutaten und Aromen. Dabei geht es um das genaue Hinschmecken und vor allem um die innere Haltung beim Kochen.
Ein Kochbuch für Liebhaber und Anfänger! Die Journalistin geht dem Kochen sozusagen auf die Spur. Da geht es dann um so Fragen wie: „Wie macht ein Österreicher Schnitzel?“, „Was sollte ich über Kartoffeln wissen?“, „Wie koche ich ein gutes Mittagessen?“, „Wie kann man Kinder und ihre Eltern glücklich machen?“, „Wie koche ich für eine große Runde?“ oder auch „Wie schaffe ich es, mich freizukochen?“. Okka Rohd hat kein Kochbuch von der Stange geschrieben, sondern eines, dem man sich genüsslich jederzeit immer wieder widmen kann.
Kailash, 287 Seiten; 20,00 Euro
Hörbuch der Woche
Juli Zeh
Leere Herzen
Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi haben gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, „Die Brücke“, die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der „Brücke“ steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod. Als die „Brücke“ unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr …
Eine nicht allzu weit entfernte Zukunftsutopie eines Deutschlands, das einem einen heftigen Schlag in die Magengrube versetzt! Juli Zeh zeigt fiktional auf, was passiert, wenn wir, das Volk, nicht aufpassen, und am Ende eine Partei Deutschland regiert, die Ähnlichkeiten mit Hitlers NSDAP in seinen Anfängen zeigt. Weit und breit entstehen „Leere Herzen“, so auch bei der Hauptfigur Britta, die faktisch eine Selbstmörderagentur leitet und eine Terrorprinzessin ist, und gegen die die RAF, sollte es diese Agentur in Zukunft wirklich geben, nur ein laues Terrorlüftchen war. Diese Geschichte einer ausgehöhlten Gesellschaft liest die bekannte Schauspielerin Ulrike C. Tscharre. Sie macht das mit einer kühlen Eleganz, genau passend zu dieser kühlen Geschichte. Hörprobe
Auch als Hardcover erhältlich bei Luchterhand, 22,99 Euro.
Der Hörverlag, 6 CDs, 415 Minuten; 19,99 Euro
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