







BuchKolumne 14.07.2025 Nr. 862
Peter Grandl – Reset – Die Wahrheit stirbt zuerst
Julia Kröhn – Das Lied der Rose
Roland Schimmelpfennig – Sie wartet, aber sie weiß nicht, auf wen
Robert Rutherford – Sieben letzte Tage
Ulf Kvensler – Die Insel
Hörbuch zur Ausgabe:
Eva Almstädt – Ostseedämmerung
Peter Grandl – Reset – Die Wahrheit stirbt zuerst

Im Oktober 2024 rufen US-Streitkräfte die höchste Sicherheitsstufe aus, in München soll ein angeblich von Terroristen gekapertes Passagierflugzeug abgeschossen werden und global nimmt die Zahl bedrohlicher Fake News dramatisch zu. Anrufe und Video-Botschaften werden so täuschend echt gefälscht, dass niemand mehr weiß, ob er wirklich mit einem vertrauten Menschen spricht. Superintendent Valentine O’Brien ermittelt in Deutschland, als die digitalen Netze kollabieren und keine Verbindung mehr sicher ist. Während O’Brien sich auf eine gefährliche Reise quer durch Europa begibt, um seine vermisste Schwester zu suchen, bricht weltweit das Chaos aus – und die Menschheit steht vor ihrer dunkelsten Stunde.
Peter Grandl schreibt brisante und hochaktuelle Thriller, die einen gewaltig durchrütteln und einen bis ins Mark erschüttern! Mit seinen Büchern „Turmschatten“ und „Turmgold“ hat er auf sich aufmerksam gemacht. „Turmschatten“ wurde auch als Serie verfilmt. Nun legt er mit „Reset – Die Wahrheit stirbt zuerst“ nach. Ein hochaktueller Thriller! Von Seite 1 an rast man durch die Seiten, kann nicht glauben, was passiert. Denkt fast, man sieht Nachrichten oder eine Dokumentation aus unserer Zeit. Peter Grandl hat solch eine Geschichte in einen Thriller gegossen. Er zeigt uns auf, wie unsere volldigitalisierte Welt durch einen Virus in eine gefühlte Steinzeit zurückgeworfen wird. Die Menschen wären wieder auf das Handwerk und die Maschinen und Geräte aus der guten alten Zeit angewiesen, um noch etwas bewegen zu können. Aber in der Zwischenzeit sterben Menschen. Jede Minute. Weltweit. Und das Vermögen von Milliarden von Menschen löst sich in Luft auf. „Reset – Die Wahrheit stirbt zuerst“ ist ein moderner Horror-Roman unserer digitalen Welt. Peter Grandl ist der deutsche Tom Clancy! Er ist den zerstörerischen gesellschaftlichen Entwicklungen literarisch immer einen Schritt voraus.
dtv, 490 Seiten; 24,00 Euro
Julia Kröhn – Das Lied der Rose

Regensburg, 1096: Der junge Novize Marian träumt davon, mit gregorianischen Chorälen Gott zu preisen. Doch als er einen Juden vor der Zwangstaufe rettet, nutzt dies ein Rivale, um ihm ein schweres Verbrechen vorzuwerfen. Reinwaschen kann Marian sich davon nur, wenn er sich auf eine Pilgerfahrt begibt. Auf der abenteuerlichen Reise verschlägt es ihn an den Hof von Herzog Guillaume IX. von Aquitanien und dessen Frau Philippa. Hier lernt er die maurische Sängerin Sahar kennen. Marian verfällt ihrer Art der Musik sofort – ebenso wie der jungen Frau selbst. Doch bis die beiden die Liebe, von der sie singen, auch leben können, gilt es Kreuzzüge und Kirchenbann, Intrigen und Machtkämpfe zu überwinden.
Julia Kröhn gehört zu den vielseitigsten, fleißigsten und talentiertesten Autorin in unserem schönen Land! In ihrer Vita stehen eine Vielzahl von hervorragenden Romanen. In ihrem neuesten wendet sie sich wieder der Historie zu. „Das Lied der Rose“ ist ein prächtiger, ein vielfältiger, ein packender historischer Roman, der atmet, den man schmecken und riechen kann, der einem zuruft: lies mich, und lass dich von mir in ein historisches Abenteuer entführen, das auch noch summt und singt, wenn das Buch von den LeserInnen schon lange geschlossen worden ist!
Lübbe, 717 Seiten; 26,00 Euro
Roland Schimmelpfennig –
Sie wartet, aber sie weiß nicht, auf wen

Ein Soldat kehrt aus dem Krieg zurück und trifft auf dem Rummelplatz eine Frau, für die er einen riesigen gelben Stoffbären schießt. Ein Ehepaar trennt sich, während im Kinderzimmer die gemeinsame Tochter schläft. Später schlägt ein Filmproduzent einer Frau, die ein Mann ist, mit der Faust ins Gesicht. Anderswo küssen sich zwei über den Dächern der Stadt, und einen Kuss lang ist alles gut. Was treibt uns zusammen und immer wieder auseinander? Warum tun wir uns immer wieder so weh?
Das schreibt der Verlag über das Buch: „Roland Schimmelpfennig überträgt in seinem neuen Roman Arthur Schnitzlers berühmten „Reigen“ in die Gegenwart. In einem Rausch der Bilder und Emotionen erzählt er von unserer Sehnsucht und Verlorenheit, von Liebe, Sex und Gewalt und der Flüchtigkeit unseres Glücks.“ Dem kann ich mich nur in Teilen anschließen. Ja, die Themen werden behandelt. Aber einen Rausch an Bildern und Emotionen kann ich nur sehr selten in diesem Buch finden. Die Erzählungen kommen eher einem literarischen Daumenkino gleich. Die Figuren bleiben einem fremd, daher folgt man eher emotionslos dem Treiben dieser. Roland Schimmelpfennig hat es aber trotzdem geschafft, mit seiner Sprache und Direktheit, einige Bilder zu erzeugen, die ich so schnell nicht wieder vergessen werde. „Sie wartet, aber sie wie nicht, auf wen“ – Sie müssen nicht warten, dieses Buch lesen zu dürfen, gehen Sie einfach an ihm vorüber.
S. Fischer, 192 Seiten; 24,00 Euro
Robert Rutherford – Sieben letzte Tage


Blick ins Buch nicht vorhanden
Die junge Strafverteidigerin Alice Logan kann ihrem Vater nicht verziehen, dass er nie für sie da war und ständig ihre Mutter betrogen hat. Doch ist er auch ein Mörder? Als er für einen viele Jahre zu-rückliegenden Mordfall zum Tode verurteilt wird, muss sie sich entscheiden. Erst will sie seinen Unschuldsbeteuerungen gar nicht zuhören, doch dann tauchen ähnliche Fälle auf, zwischen denen es einen Zusammenhang zu geben scheint. Ist ihr Vater tatsächlich unschuldig Opfer einer Verschwörung geworden? Alice beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen, und so beginnt ein rasanter Wett-lauf gegen ihre Widersacher und gegen die Zeit. Denn ihr Vater soll schon in sieben Tagen hingerichtet werden.
Robert Rutherford – ein neuer, verheißungsvoller Name am Justiz-Thriller-Himmel! Wie Steve Cavanagh ist Robert Rutherford Brite und schreibt einen amerikanischen Justiz-Thriller. Die Klasse eines Steve Cavanagh mit seinem Helden Eddie Flynn hat Robert Rutherford nicht, aber sein Debüt-Thriller „Sieben letzte Tage“ ist ein vielversprechender Beginn einer, vielleicht, großen Autoren-Karriere. Ein Thriller, der mit starken Figuren glänzt und heiklen Verstrickungen dieser. Alice, die extrem sauer auf ihren Vater ist und nichts mehr von ihm wissen will, muss nun doch ihr Gewissen befragen, und klären, ob sie, ohne etwas zu tun, ihn einfach hinrichten lassen kann. Nein, kann sie nicht. Und das ist gut für die LeserInnen, denn ab nun gibt es reichlich spannenden Lesestoff, der auf einen wartet. Es kommt alles ganz anders, als erwartet, der Fall entwickelt sich in eine Richtung, mit der man nicht rechnen konnte. „Sieben letzten Tage“ verspricht einen Thriller, der sie tagelang an den Seiten kleben lassen wird!
Lübbe, 430 Seiten; 14,00 Euro
Ulf Kvensler – Die Insel
Als Isak und Madde die Reise nach Gotland antreten, sind sie voller Zweifel. Wie wird nach Jahren des Schweigens das Wiedersehen mit Isaks Vater verlaufen? Der Vater, vor dessen Unberechenbarkeit Isak immer gewarnt wurde. Doch als das junge Paar auf der Insel ankommt, sind sie überwältigt von der Schönheit, die sie empfängt. Vor allem die makellose Eleganz des väterlichen Anwesens beeindruckt beide sehr – so sehr, dass sie alle Warnungen in den Wind schlagen. Schließlich erwartet sie ein unvergesslicher Sommer. Während die schwüle Luft über Gotland aufsteigt und am Strand Cocktails serviert werden, nehmen die Spannungen in der Gruppe zu. Isak und Madde streiten sich immer häufiger, und lange verschwiegene Geheimnisse der Familie werden ans Tageslicht gebracht. Trotzdem ahnt niemand, welche unheilvollen Folgen die Vergangenheit auf die Zukunft aller Beteiligter wirklich haben wird.
Der vielseitige Schwede Ulf Kvensler landete mit seinem Debüt-Thriller „Der Ausflug“ einen Bestseller. Auch mich konnte er begeistern. Geht das mit seinem zweiten Thriller so weiter? Ja! „Die Insel“ ist ein Thriller voller offener Fragen und Rätsel, die Ulf Kvensler nach und nach auf ploppen lässt. So fesselt er die LeserInnen an das Buch. Mit der Beantwortung selbiger lässt er sich natürlich reichlich Zeit, ein unheimlicher Thriller-Genuss entsteht daraus. Vor allem bleibt er immer nahe an den Figuren, es gibt kein großes Blutvergießen und auch keine Morde am laufenden Band, der Autor zieht die Spannung aus den Figuren und dem Alltäglichem. Bravo! Dazu gehört natürlich vor allem die Beziehung von Isak und Madde. Der Autor lässt uns an Isaks Gedanken teilhaben, wie verliebt er in die wundervolle Madde ist, aber welch große Angst er auch hat, diese schöne Frau wieder zu verlieren. Und natürlich die Gedanken zu seinem Vater und Großvater, die so dramatisch unterschiedlich sind. Und dann der Showdown. Nein, die vielen Showdowns, die folgen. Ulf Kvensler setzt immer noch einen obendrauf. Ein Paukenschlag folgt dem nächste. „Die Insel“ ist Thriller-Stoff von allererster Güte. Ein psychologisch ausgefeiltes Kunststück von einem Thriller!
Penguin, 396 Seiten; 17,00 Euro
Das Kurz-und-Knapp-Trio
Richard Overy
Hiroshima
Mit dem Atombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 wurde der 2. Weltkrieg auf zerstörerische Art beendet. Eine Zäsur für die Welt. Richard Overy, einer der bedeutendsten Zeithistoriker unserer Tage, rückt mit seiner Darstellung die dramatische Endphase in ein neues Licht: vom Flächenbombardement Tokios bis zu diesem letzten schrecklichen Höhepunkt des Krieges. „Hiroshima – Wie die Atombombe möglich wurde“ zeigt auf gnadenlose Weise, wie es damals war und wie uns diese Tat bis ins Heute und für unsere restliche Zeit auf Erden immer beschäftigen wird. Die Atombombe hat alles verändert! Richard Overy erzählt fesselnd und mit Stil!
Rowohlt Berlin, 239 Seiten, 24,00 Euro
Dirk Brockmann
Survival of the Nettest
Kooperation gestaltet die Welt. In ihr liegt unsere Zukunft. Das Buch zeigt ein Panorama über die Wirkmacht der Natur: was sie in Jahrmilliarden alles erfunden hat und was sie über die Kunst der Zusammenarbeit weiß. Wir erfahren: Wie Bakterien unser Nervensystem beeinflussen. Wie Moleküle verhandeln, die Photosynthese erfunden haben und das größte Massenaussterben aller Zeiten auslösten. Wie Tiere, Pflanzen, Pilze und auch Bakterien miteinander kommunizieren. Hören von netten Viren und von tierischen Solaranlagen. Dirk Brockmanns „Survival of the Nettest“ gehört auf jeden Nachttisch, damit wir alle begreifen, auf welch einzigartigem und wundervollen Planeten wir leben! Ihn zu schützen, sollte unsere oberste Aufgabe sein.
dtv, 287 Seiten, 24,00 Euro
Christian Gerhard
SHINWA – Stimmen der Nebelwälder
Japan, um 1780: Der Shogun und die Fürsten regieren das Land mit harter Hand. Die junge Aoi träumt davon, eines Tages als Geschichtenerzählerin die Menschen zu inspirieren. Das Schreiben muss die Tochter eines Bauern jedoch heimlich lernen. Als der Vulkan Asama ausbricht, leidet bald auch Aois Dorf unter Missernten. Und weiteres Schlimmes geschieht. Erst die abtrünnige Samurai Himari bringt den Dorfbewohnern neue Hoffnung. Zwischen Himari und Aoi entsteht eine Freundschaft, die das Leben von beiden für immer verändern wird. Sie lieben die Serie „Shogun“? Sie lieben historische japanische Epen? Dann müssen Sie „Stimmen der Nebelwälder“ und „Das Echo der Worte“ lesen! Der zweite Band ist soeben erschien.
Knaur, 495 Seiten, 22,00 Euro