März 29, 2024

Kolumne vom 18.03.2019

Kolumne vom 18.03.2019 – Nr.552


Andrew Roberts

daumen rauf

Feuersturm

Andrew Roberts Feuersturm

Der Autor folgt der Frage, warum die Achsenmächte den Krieg verloren: tatsächlich durch strategische Fehler und aus ideologischer Verblendung oder wegen der Übermacht der Alliierten? Im Mittelpunkt steht die Militärgeschichte mit ihren Operationen und Schlachten zu Land, zu Wasser und in der Luft sowie dem Wettlauf der Rüstungsproduktion und Informationsbeschaffung. Alle Kriegsschauplätze – in Europa, Afrika und Asien, im Atlantik und Pazifik – werden gleichberechtigt dargestellt.

Ich habe schon zahlreiche sehr gute Bücher über den Zweiten Weltkrieg gelesen und auf denglers-buchkritik.de besprochen. Dieses Buch reiht sich hier nahtlos ein und übertrifft sogar viele. Andrew Roberts ist mit „Feuersturm“ ein fulminanter Wurf gelungen! Er verdichtet die wichtigsten Ereignisse und die wichtigsten Kriegsschauplätze des Zweiten Weltkriegs auf gut 900 Seiten, was alleine schon eine Kunst ist, aber er verliert dabei nie an Detailschärfe und ganz gewiss schreibt er weder tröge noch trocken. „Feuersturm“ liest sich wie ein fesselnder Geschichtskrimi! Das Buch ist in drei Schwerpunktthemen unterteilt: „Angriff“, „Wechseljahre“ und „Vergeltung“. Alle drei haben nahezu den gleichen Seitenumfang.

C. H. Beck, 896 Seiten; 39,95 Euro


Maggie Stiefvater

daumen runter

Wie Eulen in der Nacht

Wie Eulen in der Nacht

Wem nur noch ein Wunder helfen kann, der findet stets seinen Weg in die Wüste Colorados und zur außergewöhnlichen Familie Soria. Doch die Wunder der Sorias sind unberechenbar und wer sie aus eigener Kraft nicht vollenden kann, zahlt einen hohen Preis. Auch Daniel Soria bewirkt diese Wunder mit der Ernsthaftigkeit und Hingabe, die es braucht. Doch dann bricht er die wichtigste Regel seiner Familie: Er mischt sich in ein Wunder ein. Dadurch entfesselt er eine Magie, die seinen Tod bedeuten könnte.

Schon in jungen Jahren wurde Maggie Stiefvater mit ihrer „Nach-dem-Sommer“-Trilogie eine international gefeierte Bestsellerautorin. Sie ließ weitere Bestseller folgen. Bei ihrem Talent und Ideenreichtum war ich auf ihren neuen Roman gespannt. Bei „Wie Eulen in der Nacht“ überzeugt vollkommen das Cover, aber das war’s dann fast auch schon. Maggie Stiefvaters Fantasie kommt auch in dieser Geschichte wieder zum tragen, aber bei weitem nicht so, wie in ihrem anderen Romanen. Zudem ist die Geschichte langweilig und zäh und auch zu den Figuren habe ich keinen Zugang bekommen. Als der Roman etwas an Spannung und Tiefe gewann, war er dann mit seinen nicht einmal 300 Seiten auch schon wieder zu Ende.

Knaur, 298 Seiten; 14,99 Euro


Dan Jones

daumen rauf

Die Templer

Die TemplerJerusalem 1119. Eine kleine Gruppe von Rittern sucht nach dem Ersten Kreuzzug nach einer neuen Aufgabe und gründet die „Arme Ritterschaft Christi und dessalomonischen Tempels zu Jerusalem“, um Jerusalem-Pilger zu beschützen. Schon bald beginnt ein wundersamer Aufstieg: Die neuartigen Kriegermönche werden zur militärischen Eliteeinheit, die für die Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land kämpft. Landgüter in Europa, horrende Lösegelder und Tribute sorgen für sprudelnde Einnahmen. Die „arme Ritterschaft“ wird zum Bankhaus, von dem Kaufleute und Könige in Orient und Okzident abhängig sind. Doch der sagenhafte Reichtum weckt Begehrlichkeiten. Es beginnt die Zeit der Verfolgung.

Eine sehr spannende Reise auf die man sich mit Dan Jones begibt. Die Geschichte der Templer ist fesselnd und für ein Sachbuch mit hohem erzählerischem Tempo erzählt. Staunend verfolgt man den Weg der einstigen Pilger bis zu den geachteten und gefürchteten Kriegsmönchen. Das Buch bietet Geschichtsstunden voller Spannung und großer Wissensvermittlung! Die vier Hauptthemen des Buches sind: „Pilger (um 1102 – 11 44)“, „Soldaten (1144 – 1187)“, „Bankiers (1189 – 1260)“ und zum Abschluss „Ketzer (1260 – 1314)“.

C. H. Beck, 508 Seiten; 28,00 Euro


Masha Gessen / Misha Friedman

daumen rauf

Vergessen

Vergessen

Der sowjetische Gulag war eine der größten Tötungsmaschinen in einem Jahrhundert der Tötungsmaschinen. Niemand war sicher. Die Autorin und der Fotograf sind quer durch Russland gereist, zu den Orten des Schreckens, haben mit Menschen gesprochen und Schicksale rekonstruiert. Bewusst geworden ist ihnen dabei vor allem eines: Der Terror des Gulag ist nicht etwa vergessen. Man hat sich nie richtig an ihn erinnert.

Die Russin Masha Gessen, die in New York City lebt, hat bereits zahlreiche Bücher über Russland verfasst, darunter auch eine gefeierte Putin-Biografie. Ihr neuestes Werk, zusammen mit dem Fotografen Misha Friedmann, in den Sowjetunion geboren und auch in New York City lebend, zeigt eine ganz besonders schreckliche Geschichte aus Russlands Vergangenheit: das Gulag. Das Gulag damals und die Gedanken heute an diesen grausamen Ort, das und noch mehr wird in „Vergessen“ aufgearbeitet. Ein Buch mit großer Intensität, das einen nicht selten einen Schauer des Schreckens über den Rücken jagt. Die eindringlichen Fotos verstärken das Gefühl noch. Das Buch ist in drei Bereiche gegliedert: „Sandarmoch“, „Perm-36“ und „Kolyma“.

dtv, 160 Seiten; 25,00 Euro


Jenny-Mai Nuyen

daumen rauf

Die Töchter von Ilian

Die Töchter von Ilian

Vier magische Artefakte bestimmen das Schicksal der Welt: Ein Becher, um die Vergangenheit zu bewahren. Eine Flöte, um mit Tieren zu sprechen. Ein Spiegel, um sich selbst zu erkennen. Eine Sternenscheibe, um die Zukunft zu sehen. Werden sie verschenkt, steigert sich die Macht der Artefakte, werden sie behalten, nimmt diese ab. Doch die magischen Artefakte sind verschollen. Die Weisen Frauen, die einst friedvoll mit ihnen regierten, sind in die Wälder geflohen, und Kriegsfürsten herrschen über Menschen, Zwerge und Elfen. Die Zeit ist gekommen, dass die Töchter aller Völker sich erheben, um die Macht zurückzugewinnen.

Jenny-Mai Nuyens Erfolge „Nijura – Das Erbe der Elfenkrone“ und „Das Drachentor“ hallen immer noch nach. Ihr neuestes Buch reiht sich in ihre frühen Erfolge ein. „Die Töchter von Illian“ ist magisch, anziehend, mit einer spannenden Welt und eben solchen Charakteren ausgestattet. 650 Seiten pure Magie! Jenny-Mai Nuyen gehört zu den talentiertesten deutschen Fantasy-Autorinnen! Immer noch. Mit „Die Töchter von Ilian“ stellt sie das nun wieder eindrucksvoll unter Beweis.

TOR, 650 Seiten; 16,99 Euro


Hörbuch der Woche

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Jojo Moyes

Nächte, in denen Sturm aufzieht

Nächte in denen Sturm aufzieht hörbuch

Liza McCullen hat in dem kleinen beschaulichen Örtchen Silver Bay an der Küste Australiens ein Zuhause gefunden für sich und ihre Tochter Hannah. Die unberührten Strände, der Zusammenhalt in der kleinen Gemeinde und die majestätischen Wale, die in der Bucht leben, bedeuten ihr alles. Täglich fährt sie mit ihrem Boot raus aufs Meer und bietet Walbeobachtungstouren an für die wenigen Touristen, die sich nach Silver Bay verirren. Als der Engländer Mike Dormer anreist und sich in der Pension von Lizas Tante einquartiert, gerät das beschauliche Leben in Gefahr. Der gutaussehende Fremde passt nicht nach Silver Bay, und niemand ahnt, dass er Pläne schmiedet, die den kleinen Fischerort für immer verändern könnten.

„Nächte, in denen Sturm aufzieht“ ist eine Neuveröffentlichung des 2008 erschienen Buches „Dem Himmel so nah“. Das war zu einer Zeit, als Jojo Moyes noch nicht die Weltbestsellerautorin war, die sie heute ist. Damals fand das Buch eher weniger Leser, heute ist es ein Nr.-1-Bestseller. Daran ist ersichtlich, dass nicht immer die Qualität der Geschichte zählt. Obwohl diese, auf diese Geschichte bezogen, keinesfalls als schlecht anzusehen ist. „Nächte, in denen Sturm aufzieht“ hat mich gefesselt! Das lag vor allem an dem Ort, an dem es spielt und an den schönen Figurzeichnungen. Alle machen eine gute Entwicklung durch. Während des Hörens des Hörbuchs lebte ich mit in Silver Bay, sah das Meer und die Wale und Delfine vor mir. Allerdings ist dieses Werk von der Dramatik natürlich nicht mit so einem Werk wie „Ein ganzes halbes Jahr“ zu vergleichen. Auch ist die Storyentwicklung vorhersehbar. Doch ich fühlte mich wohl in Silver Bay. Luise Helm liest zugleich zart und frisch, wie eine umschmeichelnde Brise am Meer. Hörprobe

Nächte in denen Sturm aufzieht

Auch als Paperback erhältlich bei Rowohlt Polaris, 16,99 Euro.

Argon Hörbuch, 7 CDs, 540 Minuten; 19,95 Euro


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