April 25, 2024

Kolumne 03.10.2016

Kolumne vom 03.10.2016 – Nr. 424


Volker Klüpfel / Michael Kobr

daumen rauf

Himmelhorn

Himmelhorn

Der neueste Streich von Gesundheitsfetischist Langhammer befördert Kommissar Kluftinger samt E-Bike tief in die Allgäuer Alpen, wo die beiden prompt auf drei Leichen stoßen: ein bekannter Dokumentarfilmer und zwei einheimische Bergführer, die einen Film über die Erstbesteigung des Himmelhorns drehen wollten. Wie es scheint, waren sie dem als äußerst gefährlich geltenden Gipfel nicht gewachsen. Die Ermittlungen im Umfeld der Toten führt Klufti in sehr abgelegene Alpentäler und zu deren starrköpfigen Bewohnern, die noch wortkarger sind als er. Und dazu muss Kluftinger auch privat wieder einige Berge erklimmen.

Kluftinger, Eberhofer, Jennerwein – diese bayerischen Kommissare rocken die deutsche Krimiliteratur! „Himmelhorn“ zeigt wieder die ganze Bandbreite, warum die Kluftinger-Krimis jedes Mal zu den heiß ersehntesten Büchern des Jahres gehören. Ein kultiger Kommissar, reichhaltig gestaltete Nebenfiguren, ein spannender und überraschender Kriminalfall, ein pulsierendes Familien- und Privatleben des Kommissars, dazu reichlich charmanten Witz. Fertig ist der neue Bestseller des Autorenduos Volker Klüpfel und Michael Kobr. „Himmelhorn“ ist der neunte Fall von Kommissar Kluftinger und es müssen dringend noch viele folgen!

Auch als Hörbuch erhältlich bei Osterwold Audio. “Himmelhorn” ist auch als Lesung ein starkes Stück! Verantwortlich dafür sind die Autoren selbst und der Charakterschauspieler Christian Berkel. 26,99 Euro.

Droemer, 493 Seiten; 19,99 Euro


Heinrich Steinfest

daumen runter

Das Leben und Sterben der Flugzeuge

Das Leben und Sterben der FlugzeugeKann man ein ganz gewöhnlicher Pariser Bahnhofsspatz sein und gleichzeitig ein deutscher Kommissar namens Blind? Kann es in Belfast ein Hochhaus mit einer geheimen Etage geben, das für Spatz und Kommissar lebenswichtig ist, obwohl dieser Wolkenkratzer doch nie gebaut worden ist? Und vor allem: Kann an einem verborgenen Ort das Wrack eines gewissen Flugzeugs der Malaysia Airlines liegen, das doch erst Monate später spurlos verschwinden wird?

Heinrich Steinfest ist bekannt dafür, dass er sich literarisch austobt. Seine Geschichten haben immer das gewisse Etwas und sie sind ganz anders, wie vieles was man sonst so liest. Das muss nicht immer gut sein, was Heinrich Steinfest in der Vergangenheit leider schon öfter bewiesen hat. So erleidet auch sein neuer Roman „Die Leben und Sterben der Flugzeuge“ eine Bruchlandung. Natürlich gibt es darin Passagen, die schön zu lesen sind, auch ist Hintergrund der Geschichte interessant, nur sollte man dem Leser auch ein gewisses Maß an Spannung bieten, egal in welcher Form, damit er mit Freude dran bleibt an dem Roman. Leider „sterben“ in diesem Buch nicht nur Flugzeuge, sondern auch die Spannung. Und was Heinrich Steinfest in diesem Roman auch gut kann: sich verquatschen. Er schreibt und schreibt, ohne dass dabei irgendetwas sinnvoll für den Fortgang der Geschichte wäre.

Piper, 598 Seiten; 25,00 Euro


Noah Hawley

daumen rauf

Vor dem Fall

Vor dem Fall An einem nebligen Abend startet ein Privatjet zu einem Flug nach New York. Wenige Minuten später stürzt er in den Atlantik. Nur der Maler Scott Burroughs und der vierjährige JJ überleben inmitten der brennenden Trümmer. Und Scott gelingt das Unmögliche: Er schafft es, den Jungen an das weit entfernte Ufer zu retten. Während die Suchtrupps fieberhaft nach den Leichen und der Blackbox fahnden, greifen immer abstrusere Verschwörungstheorien um sich. Scott versucht sich den Medien zu entziehen. Auf der anderen Seite wird bekannt, dass gegen Fluginsassen ermittelt wurde. War der Absturz ein Anschlag?

Ein äußerst geschickt und elegant erzählter Roman! Zuerst den Flugzeugabsturz zu beleuchten und die Todesopfer zu beklagen und erst dann lernt man nach und nach einen nach dem anderen kennen und kann sich seine Meinung bilden, was und wer am Ende Schuld an dem Absturz hatte. Bis zum Ende gibt es mehrere Möglichkeiten. Die, die der Autor dann gewählt hat, finde ich zu realitätsbezogen. Die Qualität des Romans wird durch die Auflösung aber nur ein wenig geschmälert, denn „Vor dem Fall“ ist noch weit mehr als ein Roman über einen Flugzeugabsturz. „Vor dem Fall“ ist ein gesellschaftskritischer Roman, der aufzeigt, wie unfair Geld in unserer Welt verteilt ist, dass die Reichen, in ihrer ganz eigenen Welt leben, dass gewisse Medien nur auf reißerische Schlagzeilen oder Berichte aus sind, ohne auch nur einen Funken Wahrheit zu verbreiten. „Vor dem Fall“ – auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Auch als Hörbuch erhältlich bei der Hörverlag. So elegant der Roman erzählt ist, so elegant liest auch der bekannte Schauspieler Matthias Koeberlin diese Geschichte. 19,99 Euro.

Goldmann, 447 Seiten; 22,99 Euro


Michael D’Antonio

daumen rauf

Die Wahrheit über Donald Trump

Die Wahrheit über Donald TrumpEs ist höchste Zeit, sich ernsthaft mit Donald Trump auseinanderzusetzen. Der Autor tut das ausführlich. Er zeigt Trump in seinem ganzen Größenwahn, Narzissmus und seiner unfassbaren Selbstverliebtheit. Gleichzeitig wird deutlich, wie erschreckend dünnhäutig und aggressiv Trump auf jede Kritik und Provokation reagiert und wie emotional instabil er ist. Es lässt sich nur erahnen, wie schwierig die außenpolitische Abstimmung mit ihm als möglichem Präsidenten werden könnte. Und er erklärt aber auch, warum Trumps Beliebtheit bei den Wählern kein Zufall ist.

In vier Wochen wählt Amerika einen neuen Präsidenten. Es gibt nicht wenige auf der Welt, und auch in den USA, die Angst haben, dass es Donald Trump wird. Die Welt könnte mit ihm eine andere werden. Sicher keiner bessere. Doch was verbirgt sich hinter diesem Mann mit dem großen Mundwerk sonst noch. Dieses Buch gibt darüber Aufschluss. Donald Trumps Leben ist auf jeden Fall filmwürdig. Der Film könnte dann sogar einen „Oscar“ bekommen. Aber das gute daran wäre: es wäre nur ein Film, mit dem Ende, das Trump die Wahl zum Präsidenten nicht gewonnen hat.

Econ, 543 Seiten; 24,00 Euro


Ingo Zamperoni

daumen rauf

Fremdes Land Amerika

Fremdes Land Amerika

Ingo Zamperonis journalistische Tätigkeit haben ihm gezeigt: Vieles an Amerika kann man bewundern, etwa den ausgeprägten Altruismus oder die Innovationsbereitschaft. Gleichzeitig gibt es Dinge, die wir anders sehen – vom Waffengesetz bis hin zur Geheimdiensttätigkeit. Doch trotz aller Missklänge und Differenzen haben die deutsch-amerikanischen Beziehungen nach wie vor zentrale Bedeutung für die Zukunft unseres Landes. Denn die großen Herausforderungen durch Terror, Kriege, Flucht und Finanzkrisen können Deutschland und Amerika nur gemeinsam meistern.

Der neue „Tagesthemen“-Mann berichtet aus seiner Zeit in den USA. Und er hat viele kleine Geschichten zu erzählen, die dem Leser das große Land näher bringen. Man bekommt eine andere Sicht auf das Land, wenn man sich zuvor noch nicht so intensiv damit beschäftigt hat. Man erfährt auch etwas von: TTIP, der NSA und den Antiterrorkampf, der Ära Obama, die Geteilten Staaten von Amerika, den Rassismus und vieles mehr.

Ullstein, 336 Seiten; 20,00 Euro


Hörbuch der Woche

daumen rauf

Charlotte Link

Die Entscheidung

Die Entscheidung

Eigentlich will Simon mit seinen beiden Kindern in Südfrankreich ein ruhiges Weihnachtsfest feiern. Doch die Kinder sagen ihm kurzfristig ab, seine Freundin gibt ihm den Laufpass, und auf einem Strandspaziergang begegnet er einer jungen, völlig verwahrlosten Frau: Nathalie, die weder Geld, Papiere noch eine Unterkunft hat, die fürchterlich abgemagert und hochgradig verängstigt ist. Sie tut ihm leid, und er bietet ihr seine Hilfe an. Nicht ahnend, dass er durch diese Entscheidung in eine mörderische Geschichte hineingezogen wird, deren Spuren bis nach Bulgarien führen.

Bei „Die Entscheidung“ fällt es nicht schwer, ob man zum Buch oder zum Hörbuch greifen sollte. Auf jeden Fall zum Hörbuch! Denn die Story ist nur Mittelmaß, aber was die elfengleiche Friederike Kempter daraus macht ist schon außergewöhnlich. Ihre Interpretation mit ihrer weichen, zarten aber auch forschen Stimme, lässt einen nicht mehr weghören. Da vergisst man dann fast, dass Charlottes Links neuer Bestseller qualitativ eher im unteren Drittel ihres Gesamtwerks anzusiedeln ist. Die Story um den Menschenhandel mit jungen Frauen aus Osteuropa ist nicht neu, aber selbstverständlich kann man daraus eine super spannende Geschichte machen. Das gelingt Charlotte Link aber nur in Ansätzen.

Random House Audio, 10 CDs, 708 Minuten; 19,99 Euro


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