April 16, 2024

Kolumne 16.03.2015

Kolumne 16.03.2015 – Nr. 343


James Ellroy daumen rauf

Perfidia

Perfidia

6. Dezember 1941: Es ist der Vorabend des Angriffs der Japaner auf Pearl Harbor. Amerika steht kurz vor dem Kriegseintritt. In Los Angeles wird eine japanische Familie tot aufgefunden. Handelt es sich um Mord oder rituellen Selbstmord? Die Ermittlungen bringen vier Menschen zusammen: Einen brillanten Forensiker, japanisch-amerikanischer Abstammung, eine junge Frau, von einer unbändigen Abenteuerlust getrieben, einen Polizisten, den es wirklich gab: William H. Parker, später Chef des LAPD, und Dudley Smith, die perfide Verkörperung des Bösen. Was wird in den nächsten Tagen bis zum 29. Dezember 1941 alles passieren?

James Ellroy ist einer der Großmeister der amerikanischen Kriminalliteratur! Seine Romane wie “L. A. Confidential” und “Die Schwarze Dahlie” gehören schon heute zu den Klassikern des Genres. Und nun liegt sein neuer Roman vor. “Perfidia” – schmutzig, düster, verwegen, visionär. Scharf wie ein Skalpell, so schreibt James Ellroy über das Amerika im Dezember 1941. Kühl und klar setzt er seine Figuren ins Bild. Er legt Spuren, baut die Spannung Seite um Seite auf. Über 900 Seiten lang wird man mitgerissen. Mit einem Seufzen schlägt man das Buch dann zu, weil es doch viel zu früh zu Ende ist. Ist “Perfidia” das Opus Magnum von James Ellroy? Bei einem anderen Autor würde man sagen ja, aber bei Ellroy weiß man einfach nicht, was er noch Großartiges zu Papier bringt. Dazu passt, das “Perfidia” der erste Roman des zweiten L.A.-Quartetts ist

Ullstein, 954 Seiten; 25,00 Euro


Saul Blackdaumen runter

Killing Lessons

Killing LessonsEin psychopathischer Serienkiller und sein brutaler Helfer machen den Westen der USA unsicher. Scheinbar wahllos ermorden sie Menschen. Als sie in den verschneiten Bergen von Colorado erneut zuschlagen, ist dies bereits ihr siebtes Opfer. Ein zehnjähriges Mädchen kann mit knapper Not entkommen und findet Zuflucht bei einem alten Schriftsteller, der sich in eine einsame Hütte im Wald zurückgezogen hat. Beide wissen, dass die Täter sie aufspüren werden. Detective Valerie Hart vom San Francisco Police Department ist auf den Fall angesetzt. Und sie hat nur eine Chance: Sie muss beginnen die Handschrift des Killers zu verstehen.

Saul Black ist das Pseudonym des britischen Autors Glen Duncan. “Killing Lessons” verspricht einen spannenden Thriller. Doch leider wird das Versprechen nicht eingelöst. Der Autor hat einen Thriller mit über 500 Seiten geschrieben, bei dem auch 300 Seiten ausgereicht hätten, um die eigentliche Geschichte zu erzählen. Black weicht immer wieder vom schmalen Spannungspfad ab und verheddert sich in unnötigen Nebensächlichkeiten. Noch dazu wirft die Story viele Verwirrungen auf, die man nicht nachvollziehen kann. Der Autor und seine Figuren bewegen sich hier auf ganz dünnem Eis. Lesefluss entsteht fast nie.

Knaur, 503 Seiten; 9,99 Euro


Martin Suterdaumen rauf

Montecristo

Montecristo

Videojournalist Joans Brand fährt mit dem Intercity nach Basel. Plötzlich wird der Zug gestoppt, ein Mann soll Selbstmord begangen haben. Joans hält alles mit der Kamera fest. Er hat aber eigentlich andere Träume, er will sein Filmprojekt “Montecristo” umsetzten, aber niemand gibt ihm eine Chance. Als er sich in Filipino-Schweizerin Marina Ruiz verliebt, scheint alles besser zu werden. Doch einige Zeit später hat er plötzlich zwei Hundertfrankenscheine im Besitz, dessen Seriennummern gleich sind. Beide Scheine sollen echt sein. Ab da gerät sein Leben aus den Fugen. Seine Wohnung wird durchwühlt und er wird überfallen. Doch warum das alles?

Der Schweizer Bestsellerautor hat wieder einen neuen Bestseller geschrieben. “Montecristo” kommt im Gewand der Normalität daher, die Geschichte hat es aber in sich. Eine Liebesgeschichte, etwas Alltag, alleine das liest sich schon ganz gut, aber plötzlich schlägt die Story um, es wird richtig spannend. Aus der Normalität entwickelt sich ein Krimi über die Finanzbranche und ihre dunklen Seiten. Was bei den Banken, Notenbanken und Finanzaufsichtsbehörden passiert. Oder eben nicht passiert. Ist es besser eine Untat mit einer weiteren Untat auszumerzen um den Schaden für die Welt nicht noch größer werden zu lassen? Dieser Roman versucht Antworten auf diese Frage zu geben. “Montecristo” – ein must read book!

Auch als Hörbuch erhältlich bei Diogenes Hörbuch. Der deutsche Schauspieler Wanja Mues brilliert mit dieser Lesung. Er gibt vor allem Jonas Brand ein eigenes Gesicht. 24,90 Euro.

Diogenes, 309 Seiten; 23,90 Euro


Sadie Jonesdaumen rauf

Jahre wie diese

Jahre wie diese

England, 1961. Luke zieht es nach London, er will dort Dramatiker werden. Mit Paul und Leigh gründet er eine Theaterkompagnie. Sie feiern erste Erfolge und die drei sind unzertrennlich. Bis Luke auf Nina trifft, eine temperamentvolle, aber labile Schauspielerin. Alles, worum er gekämpft hat – Loyalität, Freundschaft, Karriere – droht dem Versuch zum Opfer zu fallen, Ninas versehrte Seele zu retten.

 

In “Jahre wie diese” präsentiert die englische Bestsellerautorin Figuren mitten aus dem Leben. In einer aufregenden Zeit (von 1961 bis 1975) und in einer pulsierenden Branche, der Schauspielerei. Vor allem Luke und Nina sind so vielschichtige Figuren, dass es einen wie eine Nadel sticht, wenn mit den beiden etwas passiert, was nicht sein soll.

DVA, 414 Seiten; 19,99 Euro


Leo Müllerdaumen rauf

Versichert, verraten, verkauft

Versichert verraten verkauft

Die Versicherungskonzerne haben es geschafft, 80 Millionen Deutschen mehr als 90 Millionen Lebensversicherungspolicen zu verkaufen und dabei mehr als 800 Milliarden Euro einzusammeln. Doch die Skandale der Versicherungskonzerne zeigen, dass es sich um ein hemmungsloses Halunkensystem handelt.

Ein brisantes Buch, das einem Bauschmerzen verursacht! Wüsste man nicht, dass es wahr ist, was Leo Müller hier über die Versicherungsbranche erzählt, müsste man denken, es handelt sich um eine Fantasy-Geschichte. Das Buch hat einen düsteren Bösewicht, der die Menschen bluten lässt. Doch es ist leider alles wahr, was Leo Müller hier erzählt. Lesen Sie das Buch nur, wenn Sie einen guten Magen haben, denn wenn Sie erfahren, was die Versicherungskonzerne mit Ihrem Geld so alles treiben, sind Sie bereit für die nächste Notaufnahme.

Econ, 352 Seiten; 19,99 Euro


Hörbuch der Wochedaumen rauf

Jojo Moyes

Ein Bild von dir

Ein Bild von dir hoerbuch

Während um sie herum der 1. Weltkrieg tobt, versucht Sophie stark zu sein – für ihre Familie, für ihren Mann Édouard, der auf Seiten Frankreichs kämpft. Nur ein Gemälde ist ihr geblieben, das sie an ihr gemeinsames Glück erinnert. Ein Porträt, das Édouard einst von ihr malte. Als die Deutschen in ihren Ort kommen, wird Sophies Leben ein anderes. Und am Ende spielt das Bild eine Rolle. 100 Jahre später. Liv trauert um ihren Mann David. Vor vier Jahren ist er gestorben, viel zu früh. Livs kostbarster Besitz: ein Gemälde, das er ihr einst schenkte. Der Maler: Édouard. Das Modell: Sophie. Als ihr dieses Gemälde genommen werden soll, ist sie bereit, alles zu opfern.

Jojo Moyes schreibt einen Weltbestseller nach dem anderen! In Deutschland wächst ihre Fangemeinde rasend schnell. Und nun legt sie mit “Ein Bild von dir” einen neuen Bestseller vor. “Ein Bild von dir” ist eines von Jojo Moyes besten Büchern! Die Geschichte ist auf beiden Erzählebenen dramatisch und spannend. Mir hat die Geschichte zu Zeiten des 1. Weltkriegs aber noch besser gefallen. Wie dann alles zusammengeführt wird: Großartig! Die Lesung wird diesem Roman mehr als gerecht. Luise Helm liest dramatisch, weich und inbrünstig. Sie fängt die Schwimmungen der Geschichte gut mit ihrer Stimme auf.

Auch als Paperback erhältlich bei Rowohlt Polaris, 14,99 Euro.

Argon Hörbuch, 7 CDs, 539 Minuten; 19,95 Euro

Zu diesem Roman ist auch erschienen:

Die Tage in Paris

 

“Die Tage in Paris”.
Die Vorgeschichte zu “Ein Bild von dir”. Bei Rowohlt Polaris, 8,00 Euro.

Die Tage in Paris hoerbuch

 

Das Hörbuch bei Argon Hörbuch, 9,95 Euro.

 

 

 


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