April 18, 2024

Februar 2013

denglers-buchkritik Nr. 232
Kolumne vom 04.02.2013

Jussi Adler-Olsendaumen rauf
Das Washington-DekretDaumen

Durch den Mord an seiner Ehefrau und dem ungeborenen Kind gerät der neu gewählte amerikanische Präsident Bruce Jansen völlig aus dem Gleichgewicht. Er erlässt das „Washington Dekret“. Dies bedeutet die Außerkraftsetzung der Verfassung, den Entzug von Bürgerrechten, die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit. Das Dekret hat schwerwiegende Folgen, Amerika ist im Ausnahmezustand An anderer Stelle versucht Doggie Rogers, Mitarbeiterin im Stab des Präsidenten, die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, der des Mordes an der Frau des Präsidenten angeklagt ist. Auf der Suche nach der Wahrheit wird Doggie zur meistgesuchten Frau der USA. Mit Hilfe von Freunden versucht sie ein Komplott aufzudecken.

Jussi Adler-Olsen lässt wieder keinen Stein auf dem anderen. Er sprengt wieder alle Thriller-Grenzen, die bisher bestanden. „Das Washington-Dekret“ ist hochklassige Thriller-Literatur, die so auf dem Buchmarkt nicht zu finden ist. Nach „Das Alphabethaus“ der zweite Thriller der in Deutschland außerhalb der Carl-Morck-Reihe erscheint. Jussi Adler-Olsen seziert Amerika, seine Politik, sein Rechtssystem. Er zeigt auf, wie ein Akt der Gewalt einen ganzen Tsunami an Gewalt nach sich zieht. Was macht eine reaktionäre Politik aus einem freien und demokratischen Land? Adler-Olsen wirft aber noch ganz andere Fragen auf, wie verhältnismäßig werden in der Demokratie Strafen verhängt, wie die Opfer gesehen, ist das in Gesetzen niedergeschriebene Recht wirklich das Recht, das die Menschen auf allen Seiten richtig behandelt? „Das Washington-Dekret“ ist ein Mahnmal dafür, was guter von schlechter Politik unterscheidet. Jussi Adler-Olsens einzigartiger Stil kommt auch hier vol zum tragen. Ein temporeicher Polit-Thriller der Extraklasse! Als ob John Grisham und Barack Obama zusammen ein Buch geschrieben hätten. Absolut genial.

Auch als Hörbuch erhältlich bei DAV. Wolfram Kochs Stimme hat Elleganz und den nötigen Thrill. Eine Lesung, bei der Sie die Ohren spitzen werden! 24,99 Euro.

dtv, 649 Seiten; 19,99 Euro

Per Johansson

daumen runterDer Sturm

Ronny Gustavsson hatte Möglichkeiten, als Gelehrter, Revolutionär oder Musiker, in Paris, Stockholm, oder Berlin in die Annalen einzugehen. Stattdessen ist er Lokalreporter einer kleinen Zeitung in der schwedischen Provinz. In dieser Aufgabe steht er vor einer verfallenen Scheune und würde lieber nicht sehen, was er sieht. Was da liegt, ist eine übel zugerichtete Leiche. Und der Anfang einer Geschichte, die ihn zurückträgt in die Welt. Die Geschichte ist groß, sie zieht ihn in sich hinein und nimmt ihn mit, bis ein Sturm alles umstürzt und eine Spur freilegt, die durch die schwedischen Wälder hindurch in die Zentren der globalen Finanzwirtschaft führt.

Ein Kriminalroman, der aus der Flut an neuen Krimis so heraus sticht, wie ein einzelnes abgefallenes Blatt in einem Wald. „Der Sturm“ erweist sich schnell als laues Lüftchen. Den großen Krimi findet man im Wald vor lauter Bäumen nicht. Johansson verliert sich in so vielen Nebensächlichkeiten, dass man als Leser schnell denkt, wann hat denn das alles nun endlich ein Ende. Mit einem schönen Waldspaziergang ist die Zeit besser investiert. Auch die Figuren haben wenig, das beim lesen hängen bleibt. Sie sind beliebig und unausgegoren. Der erste Roman von dem Schweden Per Johansson ist somit gleich ein literarischer Megaflop! Halt, geschrieben hat er das Buch gar nicht. Es hat der „Süddeutsche“ Thomas Steinfeld geschrieben. Er passt sich damit der Qualität seiner Zeitung an.

Fischer, 336 Seiten; 18,99 Euro

Andreas Pröve
Abenteuer Mekongdaumen rauf

Andreas Pröve verunglückte vor über 30 Jahren mit dem Motorrad, seitdem ist er querschnittsgelähmt. Der Fotojournalist bereist seitdem aber auch die Welt. Er war u. a. schon in Sri Lanka, Indien, Syrien, Jordanien und dem Iran. Sein neuestes Abenteuer ist die Reise entlang des Mekong, der Mutter aller Wasser, von Vietnam bis zur Quelle im tibetischen Hochland. 5700 Kilometer liegen vor ihm und seinem indischen Reisegefährten Nagender. Eine Reise, die viele kleine und große Abenteuer zu bieten hat und dem Leser Länder und Leute näher bringt.

Andreas Pröve ist ein Mensch, vor dem man den Hut ziehen muss. Er ist ein herausragendes Vorbild, wie man auch mit einer Behinderung seine Ziele im Leben verfolgen kann. Pröve lesen, die Welt erleben. Er sieht sie mit einem ganz besonderen Blick. In „Abenteuer Mekong“ berichtet er über die Spuren des Vietnam-Krieges und wie vorwärts denkend die Vietnamesen sind; die Schmerzunempfindlichkeit eines Querschnittgelähmten; die Freundschaft zum Inder Nagender; das gespaltene Verhältnis von Vietnam und Kambodscha; welche Leiden Kambodscha hinter sich hat; die Harmoniesucht der Kambodschaner; dass in Kambodscha, Thailand und Vietnam Geister den Alltag der Menschen bestimmen; dass viele Asiaten zu gerne Insekten verspeisen und Milchprodukte sie anekeln; die täglichen Leiden eines Querschnittgelähmten; wie Andreas Pröve zu dem kam, was er heute macht; die Faszination der Terrassenfelder um Yuanyang; an wen die Chinesen jeden 22. im Monat denken; warum Lijiang die schönste Stadt Chinas ist; den Gefahren einer solchen Reise und noch von so viel mehr.

Malik, 302 Seiten; 22,99 Euro

Toby Wilkinson
Aufstieg und Fall des Alten Ägyptendaumen rauf

Ein Buch, das hinter die Kulissen blickt und nicht das heraushebt, was man so über das Alte Ägypten weiß. Die Geschichte des ersten Nationalstaates mit politischer Verwaltung sowie einheitlicher Weltanschauung und Identität, der die eigene Bevölkerung streng überwachte und abweichendes Denken unterdrückte.

Ein beeindruckendes Werk voller Wissen und Detailfülle. Man ist überwältigt von dem, was Toby Wilkinson vollbracht hat. „Aufstieg und Fall des Alten Ägypten“ zeigt eine Kultur, die auch heute noch ihre Spuren in unserer Gesellschaft hinterlässt. Ein Buch, das zum Standardwerk der Ägyptologie werden wird.

DVA, 826 Seiten; 29,99 Euro

Juliet Hacking (Hg.)
Fotografie – Die ganze Geschichtedaumen rauf

Dieses Buch bietet einen umfangreichen Einblick in die Welt der Fotografie. Ausführlich werden die technischen und künstlerischen Entwicklungen vorgestellt und die wichtigsten Werke mit Detailabbildungen erläutert.
Eine atemberaubende Reise in die Welt der Fotografie! Wie sie entstand, sich entwickelte und die Menschen schon immer begeisterte. Man erfährt vom ersten Foto der Welt um 1826/27 bis 2009 von allen wichtigen Ereignissen, die es in diesem Zeitraum von der Fotografie und seiner Geschichte zu berichten gibt. Zudem gibt es noch viele spannende Infos von den Kennern der Materie.

DuMont, 576 Seiten; 34,95 Euro

Hörbuch der Woche

Mark Watson
Überlebensgroßdaumen rauf

Dominics großes Lebensziel war es nicht, doch nun ist er es: Hochzeitsfotograf. Seine Wochenenden verbringt er in den nächsten Jahrzehnten damit, die glücklichsten Tage anderer Menschen festzuhalten. Wenn sein Job getan ist, verschwindet er oft durch die Hintertür. Bezeichnend für sein Leben, in dem das Glück eher eine keine Rolle spielt. Er ist meist der, der im Schatten steht, der an zweiter Stelle genannt wird. Einzig seine große Schwester Victoria begegnet ihm auf Augenhöhe und macht ihn zum Komplizen ihres aufregenden Lebenswandels. Doch plötzlich kommt es über ihn, die Liebe. Sie verändert sein Leben, aber auch wirklich zum Guten?

Das Leben ist kein Fotoalbum, sondern es macht die Augenblicke, die unvergessen bleiben. „Überlebensgroß“ ist voller Situationswitz, schlagkräftigen Sätzen und kauzigen Figuren. Ein Roman mit vielen fröhlichen Momenten, aber auch nicht weniger berührenden und tief traurigen Momenten. Man lebt und leidet mit Dominic. Der erst keine große Liebe abbekommt, sich dann verliebt, das Leben sich aber dann trotzdem nicht so wandelt, wie er es gerne hätte. Der Roman beginnt in einer Zeit, die der Geschichte eine extra Portion Würze gibt, den 50er Jahren. Und erzählt dann ein halbes Jahrhundert Lebensgeschichte bis in die heutige Zeit. Kino- und Fernsehstar Florian Lukas liest unverfälscht und unverschämt überlebensgroß. Er sollte mehr Hörbücher einlesen.

Auch als Hardcover erhältlich bei Heyne, 19,99 Euro.

Random House Audio, 5 CDs, 350 Minuten; 19,99 Euro

denglers-buchkritik Nr. 233
Kolumne vom 11.02.2013

 

Karl Marlantes
Matterhorndaumen rauf

Second Lieutenant Waino Mellas, der 1969 im Alter von 19 Jahren nach Vietnam kommt, erhält den Befehl, mit seinen Männern einen abgelegenen Hügel an der Grenze zu Laos und Nordvietnam zu einer Feuerunterstützungsbasis auszubauen. Sie schaffen es, der Hügel erhält den Namen Matterhorn. Nachdem Matterhorn befestigt ist, werden Mellas und seine Männer abgeordert, in Nordvietnam die Nachschublinien der Vietcong zu unterbrechen. Diese Mission führt die Männer auf eine Odyssee des Grauens, auf der sie sich einer gnadenlosen Natur ausgeliefert sehen und gegen einen unsichtbaren Feind behaupten müssen. Als Waino Mellas zurückkehrt, erhält er einen wahnwitzigen Befehl.

Ich habe schon viele Romane und Sachbücher über den Vietnamkrieg gelesen, viele Filme und Dokumentationen über diesen Krieg gesehen. Dieses Buch reiht sich nahtlos in die Reihe der großen Klassiker dieser Publikationen ein. „Matterhorn“ ist ein Meisterwerk über die Sinnlosigkeit des Krieges und die tapferen Menschen, die dabei zu Helden werden oder in Särgen zurückkehren. Karl Marlantes hat selbst gedient und über 30 Jahre an diesem Roman geschrieben. Man merkt diesem Werk die Authentizität, die Urgewalt, das Dreckige des Krieges an. In „Matterhorn“ wird der Vietnamkrieg aus erster Hand geschildert. „Matterhorn“ zu lesen ist eine literarische Grenzerfahrung! Er nimmt einen mit und hinterlässt Bauchschmerzen, so dramatisch gut ist die Geschichte geschildert.

Arche, 672 Seiten; 24,95 Euro

 

Robert Ludlum / Eric van Lustbaderdaumen runter

Der Bourne Befehl

Eine gefährliche Organisation, die die Weltwirtschaft destabilisieren will, will einen Mann tot sehen: Jason Bourne. Dabei will man Bournes engsten Vertrauten zu seinem schlimmsten Feind machen: Boris Karpow. Erst kürzlich zum Chef des mächtigen russischen Sicherheitsdienstes FSB-2 ernannt, dank dieser Organisation. Ein Pakt mit dem Teufel, wie sich zeigt, denn im Gegenzug soll Karpow seinen Freund Jason Bourne eliminieren. Die Wege von Bourne und Karpow kreuzen sich in Damaskus. Kann Bourne dem Russen noch trauen? Und findet Boris Karpow einen Weg, sich aus der tödlichen Zwickmühle zu befreien? Ihnen bleibt nicht viel Zeit, denn schon bald sehen sie sich mit ihren größten Widersachern konfrontiert.

So regelmäßig wie der Winter kommt, erscheint auch ein neuer Roman aus der Bourne-Reihe. In den Kinos und als Buch erfolgreich. Leider ist der eigentliche Autor auch weiterhin schon lange tot. Robert Ludlum verstarb 2001. Der nicht schlechte Autor Eric von Lustbader macht derzeit die Arbeit für die Erbengemeinschaft Ludlum. Mal besser, mal schlechter. „Der Bourne Befehl“ hat beides. Er bietet viel Power und Action, aber ein richtig spannendes Werk entstand dadurch nicht. Wer nicht eingefleischter Kenner der Bourne-Reihe ist, hat bei diesem Roman soundso schon verloren. Er wird sich vor lauter Namen und Querverweisen nicht mehr auskennen. „Der Bourne Befehl“ macht viel Lärm – aber oft um nichts.

Heyne, 560 Seiten; 22,99 Euro

 

Michael Connelly
Der fünfte Zeugedaumen rauf

Los Angeles. Hier ist Mickey Haller als Strafverteidiger tätig. Sein Büro ist sein Auto. Aktuell vertritt er viele Hausbesitzer bei drohender Zwangsversteigerung. Das Erbe nach dem Platzen der Immobilienblase. Seine Klientin Lisa Trammel hat aber noch mehr Sorgen als ihre Hypothek. Sie ist des Mordes angeklagt, weil sie den Chef ihrer Bank erschlagen haben soll. Für Mickey deutet alles darauf hin, dass in Wirklichkeit jemand anderes die Tat begangen hat. Doch wie kann er die erdrückenden Beweise entkräften? Wie die eifrige Staatsanwältin besiegen, gegen die er schon so viele Fälle verloren hat? Und die Frage, ob Lisa schuldig oder unschuldig ist, ist natürlich auch noch offen.

Michael Connelly hat mit Anwalt Mickey Haller einen sehr menschlichen Helden erschaffen, den man nicht mehr vergisst! Bereits seit dem ersten superspannenden Roman „Der Mandant“ ist er mir im Kopf geblieben. Der Roman wurde dann auch mit Matthew McConaughey verfilmt (passend hierzu ein Gag in diesem Buch auf Seite 178). „Der fünfte Zeuge“ ist ein Justiz-Thriller der Güteklasse A! Spannend und wendungsreich von der ersten bis zur letzten Seite. Michael Connelly nimmt sich einem brandheißen Thema an. Er erklärt, wie die Menschen in den USA in die Kreditfalle gegangen sind und wie ihnen nun ihr Eigenheim weggenommen wird. Aber Connelly wäre nicht Connelly wenn es nur darum ginge. Er baut darum wieder einen extrem spannenden Gerichtsthriller, bestimmt von Wahrheit und Lügen, von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, und nur einer kann alles durchschauen. Mickey Haller entwickelt sich immer mehr zur Kultfigur. Ein Anwalt, der nicht nur sehr menschlich ist, sondern auch sachlich, loyal und absolut unverfälscht.

Knaur, 635 Seiten; 9,99 Euro

 

Lisa J. Bick
Ashes – Tödliche Schattendaumen rauf

Ein verheerender Anschlag hat die Welt verwüstet, Alex hat überlebt. Nun muss sie sich der neuen Welt stellen. Diktatorische Tyranneien rotten sich zusammen, außerhalb von Schutzwällen droht der sichere Tod. Eine Horde Jugendlicher hat sich in bestialische Kannibalen verwandelt. Wird Alex gar selbst zu einem Monster mutieren?

Nach „Ashes – Brennendes Herz“ ist das die Fortsetzung von Bicks Endzeit-Trilogie. „Ashs“ ist höllisch spannend und emotional. Sensationell! „Tödliche Schatten“ ist ein Horrorfilm in Buchform. Lisa J. Bick schockt und berührt den Leser zugleich.

INK, 569 Seiten; 19,99 Euro

Kate Summerscale
Die Verfehlungen einer Lady – Der Fall der Mrs. Robinson

daumen rauf

Edinburgh. Im Jahr 1844 heiratet die temperamentvolle Isabella den Geschäftsmann Henry Robinson. Die Ehe bleibt freudlos. Dann verliebt sich Isabella. Niemandem kann sie sich anvertrauen, nur ihrem Tagebuch. Fünf Jahre lang, dann entdeckt Henry das Tagebuch und verklagt sie wegen Ehebruchs. Es folgt der größte Skandalprozess, den England je erlebt hat.

Ein Blick auf ein Gesellschaftsbild, das Frauen von heute eine Gänsehaut über den Rücken jagen wird! „Der Fall der Mrs. Robinson“ zeigt die ungleiche Behandlung von Mann und Frau in der Gesellschaft. Was für den Mann normal war, war bei der Frau eine Todsünde. Ein Buch, das man mit Erstaunen liest, aber auch mit Wut im Bauch, über die Ungerechtigkeit, die damals vorherrschte.

Bloomsbury Berlin, 348 Seiten; 22,99 Euro

 

Hörbuch der Woche

Kajsa Ingemarsson

daumen raufDer Himmel so fern

Rebecka möchte Schluss machen. Für immer. Mit dem Leben. Sie will springen. In den Abgrund. Hinter ihr liegen eine Ehe, Karriere, Erfolg und Geld. Vor ihr glitzern die Lichter der Großstadt. Das ist das Ende, doch im Fall zieht ihr Leben noch einmal an ihr vorbei. Rebecka erhält noch einmal die Chance, ihr Leben zu betrachten und zu erkennen, was falsch lief. Warum es für sie so schwer war, Liebe und Nähe zu ertragen, warum sie den Menschen, den sie am meisten liebte, auf Distanz halten musste. Ihren Mann Mikael trifft der Tod seiner Frau sehr. Er kann es nicht verstehen. Warum hat Rebecka das nur getan?

Die schwedische Autorin Kajsa Ingemarsson hat in Deutschland eine große Fangemeinde. Ihre Romane handeln vom ganz normalen Leben mit ganz normalen Menschen. Sie macht daraus große Geschichten. Ihr neuer Roman ist „Der Himmel so fern“. Eine Geschichte über das Leben, den Tod und das dazwischen. Die Liebe und ihre eigenartigen Wege, die Trauer, das Begreifen und das Finden des eigenen Ichs. Kajsa Ingemarsson zeigt die eigenwilligen, aber gängigen Grausamkeiten der Liebe. Welche Spiele muss ich spielen, um nicht einfach meine Liebe, die ich fühle, zeigen zu müssen. Rebecka, bei der man nicht weiß, ob man sie bemitleiden, hassen oder lieben soll. „Der Himmel so fern“ ist eine Geschichte, die einen emotional durchrührt wie in einem Mixer. Vera Teltz liest den Part der Rebecka sehr lebendig und spielfreudig ab. Gerrit Schmidt-Foß spricht Rebeckas Begleiter durchs Jenseits ruhig und einfühlsam. Uve Teschner spricht Rebeckas Mann Mikael nachdenklich und persönlich.

Auch als Paperback erhältlich bei Fischer, 12,99 Euro.

Argon Hörbuch, 5 CDs, 382 Minuten; 19,95 Euro

 

denglers-buchkritik Nr. 234
Kolumne vom 18.02.2013

 

Peter Merseburgerdaumen rauf

Theodor Heuss

Es war ein Amt ohne Tradition, das Theodor Heuss 1949 antrat. Doch als erster Bundespräsident setzte er Maßstäbe, an denen sich seine Nachfolger bis heute messen lassen müssen. Erstmals stand mit ihm ein klassischer Bildungsbürger an der Spitze eines deutschen Staates. Theodor Heuss wurde 1884 geboren, wird im Kaiserreich groß und schließt sich den Liberalen an, die für demokratische Reformen stehen. Seine Ehe mit Elly Knapp ist für die damalige Zeit durchaus modern. Dann kommt später das Jahr 1933. Heuss stimmt für Hitlers Ermächtigungsgesetz, das er als großen Sündenfall in seinem Leben betrachtet. Die Jahre des Nationalsozialismus übersteht er. Nach dem Krieg hat er dann noch mehrere Stationen, bis 1949.

Ein Buch, ein Mann, eine Geschichte – die Geschichte von Deutschland, wie es war und was aus ihm wurde. Ein Buch wie ein Siegeszug deutscher Geschichte. Anhand eines Mannes, kann man viel über Deutschland und der dazugehörigen Geschichte erfahren, die sich über 70 Jahre erstreckt. Man erfährt über die Jugend von Theodor Heuss in Heilbronn; über seine ersten journalistischen Tätigkeiten; wie es zu seiner Militäruntauglichkeit kam; was Heuss so an Friedrich Naumann fesselte; über seine Studienzeit; dass er eine stark disziplinierte Sexualität lebte; dass zu Ellys Freunden auch Albert Schweitzer gehörte; wie er den 1. Weltkrieg erlebte; wie T. E. Lawrence Heuss’ Baupläne zunichte machte; warum Heuss mit seinem Buch „Hitlers Weg“ falsch lag; von seiner letzten und bedeutendsten Rede im Reichstag am 11.05.1932; wie er sich nach und nach als erster Bundespräsident entwickelte; über seine repräsentativen Besuche in u. a. Griechenland und der Türkei und noch von so viel mehr. Einer meiner Lieblingssätze Heuss’ ist: „Er besitze eine sehr geringe Begabung zur Langeweile.“ Eine Biografie, die zu lesen ein geistreicher Genuss ist!

DVA, 603 Seiten; 29,99 Euro

 

Helen Hodgmandaumen runter

Gleichbleibend schön

Tasmanien, wild und von surrealer Schönheit, die Menschen sind hier wie Fremdkörper. Fremd in ihrem Leben ist auch die Erzählerin, eine junge Ehefrau und Mutter wider Willen, die sich durch die endlos langen Tage treiben lässt. Während die anderen Mütter plaudernd am Strand sitzen, bleibt sie im Haus, liest, döst und beobachtet die neue Nachbarin, die sich stundenlang um ihren Rasen kümmert. Nur dienstags und donnerstags erwacht sie aus ihrer Erstarrung. Dann stiehlt sie sich aus ihrem idyllischen Familiengefängnis und wirft sich dem Restaurantbesitzer Jonathan und dem exzentrischen Künstler Ben in die Arme. Als diese kleinen Fluchten ihr versperrt werden, sieht sie rot.

Unspektakulär. Dies trifft auf diesen gleichbleibend öden Roman zu. Wenn eine Geschichte ruhig und beschaulich erzählt wird ist das durchaus schön, aber hier passiert ja so gar nichts, was einem die Geschichte schmackhafter macht. Die Erzählerin ist eine Frau, die einen schon nach kurzer Zeit nervt. Das näher Kennen lernen wollen des Charakters verliert sich somit in der Weite Tasmaniens. Man lässt die Geschichte weiter über sich ergehen, ohne groß Anteil zu nehmen an der Erzählerin und ihrem langweiligen Treiben. Zum Ende hin ist es dann nicht mehr „Gleichbleibend schön“, sondern ganz unschön. Das Ende lässt einen mit einem Kopfkratzen zurück.

Knaus, 190 Seiten; 17,99 Euro

 

Arno Strobel
daumen raufDer Sarg

Köln wird durch eine Reihe fürchterlicher Verbrechen erschüttert. Jemand entführt mehrere Frauen und begräbt sie bei lebendigem Leib. Der Täter spielt der Polizei Hinweise zu, doch wenn ein Grab gefunden wird, ist die Frau darin bereits tot. Erstickt. Zur gleichen Zeit hat Eva, eine erfolgreiche Geschäftsfrau Mitte 30, einen immer wiederkehrenden Traum. Sie wacht in einem Sarg auf. Gefangen, hilflos, panisch. Sie weiß nicht, wie sie in den Sarg hineingekommen ist, und später nicht mehr, wie sie ihn wieder verlassen hat. Doch irgendwann ist es vorbei, sie ist frei, liegt in ihrem Bett. Und bemerkt die Blutergüsse und Kratzspuren an Händen, Armen und Beinen

Arno Strobel gehört zu Deutschlands Thriller-Kings! Sebastian Fitzek und Andreas Winkelmann lassen grüßen. Strobel knackt auch mit seinem neuen Buch „Der Sarg“ wieder die Bestsellerliste. Nach „Der Trakt“, „Das Wesen“ und „Das Skript“ dachte man, Arno Strobel kann nicht mehr besser werden. Doch er kann. Lesen Sie „Der Sarg“ und Sie werden wissen, warum. Ein Thriller mit Gänsehaut-Garantie! Sie werden danach Angst haben, das nächste Mal in den Schlaf zu fallen. Denn wer weiß, vielleicht wachen Sie ja in einem Sarg wieder auf. Strobel spielt mit den Urängsten seiner Leser, ein Thriller-Hochgenuss. Und eine Geschichte, die sich einpflanzt in das Gehirn.

Auch als Hörbuch erhältlich bei Argon Hörbuch. Eine Lesung mit Nicole Englin bedeutet immer eine sehr charismatische Thriller-Lesung. 19,99 Euro.

Fischer, 365 Seiten; 9,99 Euro

 

Seth Casteeldaumen rauf

Hunde unter Wasser

Der preisgekrönte Fotograf Seth Casteel erlangte mit seinen Unterwasser-Hundefotos weltweit Aufmerksamkeit. „Hunde unter Wasser“ zeigt, was sich bei den Hunden so abspielt, was wir Menschen nicht sehen, nämlich das was passiert, wenn die tierischen Freunde abtauchen.

Ein Buch, das einen glücklich macht und für Lachanfälle sorgt! Wenn man das ungestüme und sonnige Gemüt der Hunde beim abtauschen sieht, dann fühlt man sich gleich besser. Seth Casteel hat so viele fantastische Bilder gemacht, meine vier Bilder-Favoriten sind Apollo, Duncan, Duchess und Rhoda.

riva, 132 Seiten; 16,99 Euro

 

Stuart MacBridedaumen rauf

Knochensplitter

Durch die TV-Show „Britain’s Next Big Star“ sind Alison McGregor und ihre kleine Tochter Jenny berühmt geworden. Doch nun wurden die beiden entführt. Das ganze Land nimmt an dem Drama teil. Die Entführer meinen es verdammt ernst. Detective Sergeant Logan und seine Kollegen bleibt nicht viel Zeit, Alison und Jenny zu finden.
„Knochensplitter“ ist der siebte Band aus der Logan-McRae-Reihe. Ein Thriller, der weit über dem Durchschnitt der normalen Thriller-Literatur liegt. Aktuell, tiefgründig und fesselnd. Stuart MacBride gehört zu den größten europäischen Thriller-Autoren! Aber „Knochensplitter“ gehört nicht zu den besten Werken aus der Reihe.

Manhattan, 507 Seiten; 19,99 Euro

 

Hörbuch der Woche

Paulo Coelhodaumen rauf

Die Schriften von Accra

14. Juli 1099. Vor den Toren Jerusalems steht das Heer der Kreuzritter, die im Morgengrauen angreifen werden. Es wird wahrscheinlich die letzte Nacht sein, die die bisher friedlich zusammenlebenden Muslime, Juden und Christen in ihrer Stadt verleben werden. Die meisten schärfen ihre Waffen. Doch ein kleines Grüppchen alter und junger Männer und Frauen versammelt sich um einen Fremden, der einst in Athen aufgebrochen war, die Welt zu erobern, und in Jerusalem einen Schatz fand, den ihm keiner mehr rauben kann: die Antworten auf die großen Fragen der Menschheit.

Paulo Coelho stürmt wieder nach ganz oben auf die Bestsellerliste und flüstert sich langsam in die Herzen und Seelen der Leser. „Die Schriften von Accra“ behandelt wichtige Themen, die jeden Menschen betreffen und über die jeder nachdenken und danach handeln sollte. Es geht um Liebe, Freundschaft, Hoffnung, Aufbruch, den Glauben an sich, an seinen nächsten. Paulo Coelho nimmt einen wieder mit auf eine Reise in das eigene Bewusstsein. Er zeigt auf, wie man mit seinem Tun und seinem Glauben sich, sein Gegenüber, ein wenig auch die Welt verbessern kann. Ein Hörbuch bzw. Buch, bei dem man sich aufgehoben fühlt. Sven Görtz liest sich mit seiner weichen und verständnisvollen Stimme in jedes Hörerherz. Man kann abschalten und in sich gehen.

Auch als Hardcover erhältlich bei Diogenes, 17,90 Euro.

Diogenes Hörbuch, 3 CDs, 166 Minuten; 22,90 Euro

 

denglers-buchkritik Nr. 235
Kolumne vom 25.02.2013

 

Kate Mortondaumen rauf

Die verlorenen Spuren

England, 2011 und 1961. Als Laurel anlässlich des neunzigsten Geburtstags ihrer Mutter Dorothy in ihr Elternhaus zurückkehrt, muss sie an den geheimnisvollen Fremden denken, der fünfzig Jahre zuvor Unheil über ihre Familie brachte. Sie ist entschlossen, endlich das Rätsel um die Vergangenheit ihrer Mutter zu lösen. Ein Foto aus dem Jahr 1941 scheint der Schlüssel zu sein: Es zeigt Dorothy in London, Arm in Arm mit einer Frau namens Vivien. Warum zerbrach die Freundschaft der beiden Frauen? Und wer ist Jimmy, den Dorothy wohl sehr liebte und doch vor der Familie verbarg? Auf der Suche nach Antworten muss Laurel erfahren, dass sie sich immer in ihrer Mutter getäuscht hat.

Wenn Sie Geschichten lesen wollen, die Sie berauschen, die höchst dramatisch sind und zugleich megaspannend, dann müssen Sie Kate Morton lesen! Die Australierin hat nach ihren „Das geheime Spiel“, „Der verborgene Garten“ und „Die fernen Stunden“ einen weiteren Bestseller geschrieben, der dieses Prädikat wahrlich verdient. Sie dachten mit „Der verborgene Garten“ einen sensationellen Roman gelesen zu haben, dann warten Sie mal ab, bis Sie „Die verlorenen Spuren“ gelesen haben! Wieder verwebt Kate Morton mit dem Geschick einer großen literarischen Künstlerin die Fäden aus Vergangenheit und Gegenwart miteinander, so dass sich für den Leser nach und nach das ganz große Kunstwerk entfaltet. „Die verlorenen Spuren“ ist ein prächtiger Liebes-, Kriminal- und Gesellschaftsroman in einem.

Auch als Hörbuch erhältlich bei Random House Audio. Esther Schweins berauscht den Hörer nicht weniger mit ihrer Stimme, wie Kate Morton mit ihrer Geschichte. 19,99 Euro.

Diana, 605 Seiten; 22,99 Euro

 

Amitav Ghosh

daumen runterDer rauchblaue Fluss

Kanton 1838. Über den sagenumwobenen Perlfluss gelangen Glückssucher und Abenteurer aus aller Welt in die chinesische Hafenstadt. Jeder hat andere Gründe, um hier aufzuschlagen. Der indische Kaufmann Bahram Modi erhofft sich mit der größten Ladung Opium, die er je von Kalkutta nach Kanton transportiert hat, das Geschäft seines Lebens. Es sieht so aus, als würden die Dinge gut für ihn anlaufen, denn man beruft ihn in die Kantoner Handelskammer. Doch dann beginnen die Mandarine den ausländischen Kaufleuten auf den Leib zu rücken, denn der chinesische Kaiser will den Handel mit Opium verbieten. Dieses Handeln könnte Krieg bedeuten.

Ein Buch wie ein Opiumrausch! Ein prächtiges Gemälde der damaligen Zeit. Der Inder Amitav Gosh zeigt die Menschen, die Bräuche, die Umgebungen dieser Zeit in großen und breiten literarischen Bildern. Als Leser bekommt man einen Einblick in eine interessante Epoche. Das sind die guten Seiten des Romans. Doch „Der rauchblaue Fluss“ hat auch einiges auf seiner negativen Seite zu bieten. Gosh übertreibt es oft mit seinen ausschweifenden Erzählungen und Schilderungen von Nebensächlichkeiten. Diese bringen die eigentliche Geschichte keinen Deut voran, was sehr schade ist. Denn dieser Roman hat eben auch viele gute Züge, die aber in dem ausschweifenden Fabulieren oft verloren gehen.

Blessing, 720 Seiten; 24,99 Euro

 

Rachel Cohn daumen rauf

Beta

Elysia ist eine Beta, ein geklonter Teenager, und sie lebt als Dienerin der Menschen auf der paradiesischen Insel Demesne. Ihr einziges Ziel ist es, ihren Käufern zu gefallen. Aber eines Tages entdeckt sie, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint. Die heile Welt auf der Insel wird von Klonen gestört, die Gefühle und eine eigene Meinung haben. Auch Elysia entdeckt, dass sie Gefühle hat. Sie verliebt sich und hat Erinnerungen an ihre First, dem Menschen, von dem sie geklont wurde und der längst tot sein muss. Das darf es bei Klonen nicht geben. Der Tot wäre die Folge, doch Elysia ist bereit zu kämpfen, für ihre Freiheit und für ihre Liebe zu dem geheimnisvollen Tahir.

Kann so die Zukunft aussehen? Wir erschaffen uns Klone für jeden Zweck. Eine angsteinflößende Aussicht. „Beta“ geht diesem Thema nach. Aber Rachel Cohn hat noch viel mehr in das Buch gesteckt. Sie führt dem Jungendbuchmarkt neues Blut zu, mit einer Story die viel Potenzial hat. „Beta“ ist bezaubernd, betörend, beängstigend und bestechend gut geschrieben. In Elysia kann man sich nur verlieben. Mit ihr durch ihr ganz eigenwilliges Klon-Leben zu gehen, ist für den Leser ein ganz besonderer Kick. Was auf der nächsten Seite passiert? Man weiß es nicht. Das macht die Lektüre erfrischend. Und das Ende ist ein Knaller. Der nächste Band wird sehnsüchtig erwartet. Rachel Cohn ist mit „Beta“ ein spannendes Zukunftskunststück gelungen!

cbt, 412 Seiten; 17,99 Euro

 

Lisa Ungerdaumen rauf

Gedenke deiner Taten

Heart Island, eine kleine Insel in einem Bergsee gelegen. Hier wollen Autorin Kate mit ihrer Tochter und einer Freundin die Ferien verbringen. Doch das Idyll ist trügerisch. Nach einem Raubüberfall befinden sich Emily, ihr Freund Dean und dessen Komplize Brad auf der Flucht. Sie suchen ein sicheres Versteck und kommen auf Heart Island. Die Insel wird zum Schauplatz einer schicksalhaften Konfrontation.

Sie wollen außergewöhnlich gute Psychothriller lesen? Dann lesen Sie die Psychothriller von Lisa Unger! In jedem neuen Thriller leuchtet Lisa Unger ihre Figuren und deren Psyche bis in den kleinsten Winkel aus. Lisa Unger schafft es, Spannung aufzubauen wo man sie gar nicht vermutet. „Gedenke deiner Taten“ erfüllt genau diese Kriterien.

Goldmann, 441 Seiten; 9,99 Euro

 

Robert Goolrickdaumen rauf

Ein wildes Herz

Brownsburg, Virginia, 1948. Charlie Beale verschlägt es in die beschauliche Kleinstadt. Er findet eine Anstellung in einer Metzgerei. Im Laden begegnet er auch der jungen und schönen Sylvan. Sie ist die Ehefrau des reichsten Mannes der Stadt. Charlie weiß, von dieser Frau hat er immer geträumt. Es ist der Beginn einer Amour fou, die nicht nur sein Leben stark verändern wird.

Robert Goolricks Debüt „Eine leidenschaftliche Frau“ wusste bereits zu fesseln. Nun legt er mit „Ein wildes Herz“ seinen zweiten Roman vor. Robert Goolrick fängt dass amerikanische Kleinstadtleben Ende der 1940er Jahre grandios ein. Der Stolz und die Eigenheiten der amerikanischen Landbürger porträtiert er sehr ausgewogen, genauso wie das Leben von Charlie und Sylvan. „Ein wildes Herz“ ist ein wilder Roman, in dem es vor Spannung und Liebe nur so kocht.

btb, 348 Seiten; 19,99 Euro

 

Hörbuch der Woche

Jodi Picoultdaumen rauf

Und dennoch ist es Liebe

Als Page den Medizinstudenten Nicholas kennenlernt, ist es die ganz große Liebe. Sie fühlt sich gut dabei und die Beziehung zu Nicholas gibt Page endlich die nötige Geborgenheit. Ihre Mutter hatte sie im Alter von fünf Jahren verlassen, was eine tiefe Verletzung hinterließ. Die Geburt ihres Sohnes verändert aber alles. Eigentlich wollte sie kein Kind und nun muss sie sich selbst aufgeben, ihre eigenen Wünsche komplett zurückzustellen. Es kommt der Tag, als Page das nicht mehr kann. Sie geht einfach, ohne ihrem Mann etwas zu sagen, und lässt das Baby zurück. Plötzlich fühlt sie sich wieder als Mensch. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer Mutter, denn vielleicht ist sie schuld daran, dass Page keine gute Mutter sein kann …

„Und dennoch ist es Liebe“ ist ein Klassiker aus Jodi Picoults Anfängen. Geschrieben 1993, das macht bei Picoult aber nichts, denn ihre Romane sind zeitlos. „Und dennoch ist es Liebe“ ist eine Geschichte über die Ehe, über das Glück und Unglück einer Familie, über die unterschiedlichen Ansichten von Frau und Mann, wie schwierig und anstrengend es ist, ein Kind zu bekommen und sich dann mit der größten Sorgfalt darum zu kümmern, vor der Flucht in ein normales Leben, in dem man auch selbst wieder Mensch ist und nicht nur eine Maschine die funktioniert. Aber es zeigt auch, dass eine große Liebe, eine gute Ehe und eine Familie das Schönste sein kann, was es gibt auf der Welt. Schon hier liest bzw. hört man, was Picoult ausmacht. Ihre großen Schicksalsromane haben eine Sogwirkung, die ihresgleichen sucht. Tanja Geke und Peter Lontzek bringen Page und Nicholas und ihre Gefühlslagen sehr gut rüber. Sie haben das richtige Gespür für die Geschichte.

Auch als Taschenbuch erhältlich bei Bastei Lübbe, 9,99 Euro.

Lübbe Audio, 6 CDs, 447 Minuten; 16,99 Euro